CHRONIK 1980-1989
1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1994
1980
mächtig viel Betrieb |
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Vor geraumer Zeit war
im Bundesverteidigungsministerium die Entscheidung gefallen, dass das MFG1
der erste Einsatzverband der Bundeswehr sein wird, welches auf das
Waffensystem
PA-200 Tornado
umgerüstet wird. Die Weisung an das Geschwader zur Umrüstung war bereits
am 31. Januar 1979 ergangen. Personal, welches durch zu kurze Stehzeiten
nicht mehr umgeschult werden sollte/konnte, wurde hauptsächlich zum MFG2
bzw. anderen fliegenden Verbänden der Marine oder Luftwaffe versetzt. In
einer groß angelegten Shelterfete wurde von diesen Kameraden gebührend
Abschied genommen. Die Kameraden mit einer längeren Stehzeit gingen in die
Umschulung für Tornado.
Gleich zu
Jahresbeginn wurde der Staffelkapitän der 2. Fliegenden Staffel
verabschiedet. KKpt Kowalewski räumte am 7. Januar seinen Posten und
wechselt anschließend zur Marinefliegerdivision nach Kiel. Mit seinen 3000
Flugstunden und einem Schleudersitzausstieg nach Triebwerksausfall gilt er
als sehr erfahren. Sein Nachfolger wird KKpt Wiedemann.
Für den 28.
Januar war wieder hoher Besuch angekündigt. Vizeadmiral
Luther
(Inspekteur der Marine) wurde von Kommodore, KptzS Scholz begrüßt. Luther,
selbst einmal als junger Pilot im MFG1 eingesetzt und später als
Kommandeur Fliegende Gruppe verantwortlich, bekleidete von 1963-1968
selbst den Kommodoreposten des MFG1. Zu dieser Zeit hatte er, wo immer
möglich, ein offenes Ohr für die Sorgen der Flugzeugführer. Sein Interesse
galt bei seinem Besuch in erster Linie dem neuen Waffensystem Tornado. Wie
war der Sachstand in Bezug auf die Umrüstung? Wo drückt der Schuh?
Er ließ sich auch über den Ausbildungsstand und die
Arbeitsbedingungen des Geschwaders informieren.
Kurz nach der Rückkehr
aus Deci wird es nun ernst. Im März wurden die ersten elf F-104G
Starfighter an die Luftwaffenschleuse 11 in Erding übergeben.
Eine
Verabschiedung der besonderen Art erlebte Vizeadmiral Luther am 19. März
in Kiel. Die beiden Zerstörer
Mölders
(D186) und
Lütjens
(D 185), die
Fregatte
Augsburg
(F 222) sowie Versorger, Tender, Minensuch-, & Minenjagdboote, ein U-Boot
sowie 18 Flugzeuge bereiteten den scheidenden Inspekteur der Marine einen
würdigen Abschied. Sein neuer Dienstposten wird ihn von Kiel nach Mons
(Belgien) führen. Dort wird er der neue Stellvertreter des
Supreme Allied
Commander Europe,
SACEUR
(Obersten Alliierten Befehlshabers in Europa). Sein Nachfolger in Kiel
wurde Vizeadmiral
Bethge.
Die Geschwadereigene Fahrschule konnte am 28. März seinen 4444sten Bw-Führerschein aushändigen. In einer letzten Amtshandlung konnte FKpt Möbus (Kommandeur Horstgruppe) den „Lappen“ an KKpt Pfeffer aushändigen. Noch am gleichen Tag gab FKpt Möbus seinen Dienstposten im Rahmen einer Musterung an den stellv. Kommodore, FKpt Wewetzer zurück. Neuer Kommandeur wurde FKpt Gneiting. Dieser ist ein echter Seebär, denn einen Großteil seiner Soldatenlaufbahn verbrachte er auf Schiffen, zuletzt als 1. Offizier auf der Gorch Fock. Auch der Chef der
1. Fliegenden Staffel räumte seinen Stuhl. KKpt Rösch übergab seine
Einheit an KKpt Engel und verlässt das MFG1. Er geht nach Cottesmore, wo
er zukünftig für die Ausbildung und Umschulung der Piloten auf den Tornado
verantwortlich ist. Im Mai kehrte er mitten in der Tornadoausbildung
steckend nach Jagel zurück, um seine 3000ste Flugstunde einzufliegen.
Dafür nutzte er ein letztes Mal in seiner Fliegerlaufbahn eine F-104
Starfighter.
Die Flugplatzfeuerwehr
hatte am 7. Mai zum ersten Mal die Gelegenheit eine „Pilotenrettung“ am
neuen Flugzeug der Luftwaffe, dem Alpha Jet zu üben. Die Maschine kam aus
Leipheim und die Piloten stellten sich dabei als Einweiser zur Verfügung.
Bei einem großen
Zapfenstreich und Gelöbnis auf dem Marktplatz von Heide überreichte
Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg im Mai blau-weiß-rote
Fahnenbänder in den Landesfarben Schleswig-Holsteins an elf Truppenteile
der Bundeswehr. Er dankte damit allen, die im Kampf gegen die
Naturkatastrophen der letzten Jahre, schnelle Hilfe leisteten. Unter den
elf Truppenteilen von Heer, Luftwaffe und Marine, die mit Fahnenbändern
ausgezeichnet wurden, waren u.a. das MFG1 und das MFG2. 890 Rekruten und
über 5000 Zuschauer nahmen am Zapfenstreich teil.
34 Offiziere
der französischen Marineakademie besuchten am 3. Juni das Geschwader. Sie
informierten sich über die Organisation und die Aufgaben der deutschen
Marineflieger. Die Delegation unter der Leitung des
Akademieabteilungsleiters, Konteradmiral Choupin, wurde durch den
Kommodore begrüßt. Neben den Flugplatz-, und Werkstattbesichtigungen
führte auch die Flugabwehrstaffel einen Übungseinsatz durch.
Während seines
Amtsantrittsbesuches im MFG1 ließ Vizeadmiral Bethge (Inspekteur der
Marine) am 5. Juni im Rahmen einer Musterung des vor allen angetretenen
Soldaten die 170.000 absolvierten Flugstunden auf
Sea Hawk,
Gannet
und
F-104 Starfighter
Revue
passieren und deutete auf die bevorstehenden Veränderungen im Geschwader.
Anschließend ließ er sich über den Einsatzstand des Geschwaders und über
Ausbildungsstand-, und -planung für die Einführung des Tornado
informieren. Auch der Stand der Bauarbeiten auf dem Fliegerhorst
interessierte ihn und wurde sogleich begutachtet.
Bundespräsident
Karl Carstens besuchte zusammen mit seiner Frau am 21. Juni
das Geschwader. Während des Zwischenstopps und seiner Weiterreise nach
Kiel zur „Kieler Woche“ wurden sie durch Kommodore KptzS Scholz und
Ministerpräsident
Dr. Gerhard Stoltenberg
begrüßt.
Bundestagsabgeordneter
Jürgen Möllemann
kam als Mitglied des Verteidigungsausschusses am 23. Juni für einen
Informationsbesuch nach Jagel.
Während einer
Platzbesichtigung sprach er mit Kommodore KptzS Scholz und den
Kommandeuren der Teilbereiche über Probleme „vor Ort“. Weiterhin führte er
Gespräche mit den Vertrauensleuten und dem Vorstand der
Unteroffiziersvereinigung.
Der 1000.
Schleudersitz einer F-104 Starfighter wurde im Juli für seine
Instandsetzung aus- und wieder eingebaut und das Team von Cross Servicing
fertigte seine 7777. Gastmaschine ab.
Die Olympischen
Spiele in Moskau blieben auch in Jagel nicht unbeobachtet. Auch das MFG1
wollte einen Beitrag dazu leisten und erinnerte sich an einen fast schon
vergessenen Brauch. Das von vielen Piloten hochgeschätzte „Norddeutsche
Beercall“ wurde nach nun immerhin schon neunjähriger Pause aus der
Versenkung geholt, reaktiviert und kurzum von vielen Teilnehmern
wiederentdeckt. Aus neun Verbänden pilgerten etwa 300 durstige Mannen gen
Halle West. Mit wallendem Gewand und Helm, stielecht als
Jupiter
verkleidet,
wurden sie von Kommodore, KptzS Scholz, begrüßt. Unter Fanfarenklängen
hielt er seine Begrüßungsrede, die mit einem Salut endete. Das wiederum
war das Zeichen für seinen Stellvertreter, der jetzt vor der Halle das
olympische Feuer entzündete. Bevor es an die Wettkämpfe ging, wurde erst
einmal offiziell mit Bier gedopt. Riesige Balken zersägen, Nägel versenken
und an Tauenden ziehen waren der Auftakt zu den fröhlichen Spielen. Das 4.
Spiel wurde durch „Sabotage“ aus Luftwaffenhand verhindert. Von einigen
Messerstichen getroffen, sanken die einst so stolzen Marine-Schlauchboote
in sich zusammen und mussten erst einmal geborgen werden. Somit fiel das
geplante Schlauchbootrennen buchstäblich ins Wasser. Feucht und bis lange
nach Mitternacht wurde noch gefeiert.
Im Sommer wurden
gleich zwei Piloten des MFG1 in den Adelsstand erhoben und zum „Ritter der
Lüfte“ geschlagen. Am 20. Juli hatte KKpt Reichelt seine 3000ste
Gesamtflugstunde erreicht. KKpt Lange legte
die Latte noch etwas höher, indem er am 2. August seine 3000ste Flugstunde
auf F-104 Starfighter erreichte. Er war nach KKpt Großklos der zweite
Pilot des MFG1 und der 4. Pilot der Bundeswehr insgesamt, der die magische
3000er Grenze auf der Hundertvier absolvierte.
Vom 27. August
bis 5. September verschlug es fünf Starfighter der 2. Staffel
nach Coningsby (England) zur 29. Squadron der RAF. Zur gleichen Zeit waren
fünf
F-4
Phantom II
und 45
Techniker der RAF von dort nach Jagel gekommen. Solch ein Staffelaustausch
diente in erster Linie der Erweiterung des Erfahrungsschatzes und dem Vertraut machen mit Ausbildungs-, und Einsatzverfahren fremder
Verbände. Laut Befehl sollen täglich 10 Flüge mit 5 Flugzeugen abgefertigt
werden.
Am 22. September kommt
KptLt Brülls beim Absturz seiner F-104 Starfighter (22+78) ums Leben. Während eines Scheinangriffs nahe dem
dänischen
Grønerup
hatte er Bodenberührung im Tiefflug. Während sich sein Flugzeug in tausend
Teile zerlegte, hatte er keine Chance den Schleudersitz zu betätigen. Die
Angehörigen der 2. Staffel verloren mit ihm einen guten Kameraden, der
erst im November 1979 zu ihrer Staffel hinzukam, nachdem er vom
Hubschrauberpiloten zum Jetpiloten umgeschult wurde.
Die 125.000ste
Flugstunde des Geschwaders auf der F-104G Starfighter wurde am 2. Oktober
erreicht. KptzS Scholz (Kommodore) bezeichnete den Starfighter im
Vergleich zu einem Menschenleben als einen „Herren von 75 Jahren“. Der
Stellvertretenden Kommandeur Fliegende Gruppe, FKpt Beermann und KKpt
Dominik (Stellvertretender Kommandeur Technische Gruppe) absolvierten
diesen Jubiläumsflug. Die Feier zum 125.000sten war gleichzeitig das
letzte große Ereignis in der Ära F-104 Starfighter im MFG1. Mit Beginn des
nächsten Jahres wird die Ausbildung und Umrüstung auf den Nachfolger
Tornado beginnen.
Sachen
gibt‚s.......Der 31. Oktober sollte für die Wachmannschaft an der
Hauptwache Jagel eigentlich ein ruhiger Tag werden, wären da nicht zwei
ältere Herren gegen 16.00 Uhr an die Wachmannschaft herangetreten. Sie
forderten das „Problem“ Kernkraftwerk Brunsbüttel mittels Bombardierung
durch einige F-104 Starfighter des MFG1 zu lösen. Alle ihre bisherigen
Bemühungen, die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerkes zu verhindern, seien
fehlgeschlagen. Selbst die Klage gegen den zuständigen Sozialminister
seien unverständlicher Weise laut Gerichtsbeschluss verworfen worden. Nun
forderten die beiden Herren allen Ernstes als letzte Maßnahme die
unverzügliche Vernichtung des Kernkraftwerkes durch das MFG1. Auch der
herbeigerufene
OvWa
und die Polizei konnten nicht helfen. Während der sich dann erneut
entfachten Diskussion verlangten die beiden Herren
nach einem höhergestellten Ansprechpartner. Die Polizei machte dann den
Vorschlag, den Innenminister von Schleswig-Holstein,
Hans-Peter Bull
in Kiel „zu besuchen“. Mit der festen Überzeugung, ihr Ziel nun doch noch
zu erreichen, schwangen sich die beiden „Kämpfer“ in ihr Auto und brausten
ab - in Richtung Kiel –
Die
Geschwaderzeitschrift
"DER NACHBRENNER" erschien im November zum 100. Mal.
Das Thema
PA-200 Tornado
war der
zentrale Punkt um den sich in den letzten Monaten und Jahren alles drehte.
Zum Monatsbeginn lud der Kommodore, KptzS Scholz die Bürgermeister der
umliegenden Gemeinden ein. Die Kommandeure der Fliegenden Staffel,
Technischen Staffel und der Horstgruppe hielten kurze Referate und der
Leiter der Truppenverwaltung informierte über den Sachstand der zivilen
Mitarbeiter des MFG1. FKpt Kröger (Leiter Projektteam Einführung Tornado)
erläuterte die Entstehung und Entwicklung des neuen Waffensystems, sowie
den Ablauf der Umrüstung. Entgegen vieler Meinungen konnte er bestätigen,
dass etwa 60 neue Planstellen für Offiziere entstehen würden. Diese werden
für das hintere Cockpit des Tornados benötigt. Der neue Supervogel ist im
Gegensatz zur F-104 um einige Tonnen schwerer, hat ein Zweimanncockpit und
hat auch ein zweites Triebwerk. Das Problem der höheren Lärmbelästigung
wurde ebenfalls angesprochen.
Im Rahmen einer
Geschwadermusterung wurde beim MFG1 am 12. November des 25jährigen
Bestehens der Bundeswehr gedacht. Kommodore, KptzS Scholz und
Kreispräsident Franzen schritten zusammen die Front des angetretenen MFG1
ab. Anschließend verlas der Kommodore den Tagesbefehl des
Verteidigungsministers, in dem die Bedeutung der Bundeswehr gewürdigt
wurde. Das MFG1, dass 22,5 Jahre zuvor gegründet wurde, gehörte damit zu
den ältesten Verbänden der Bundeswehr. Der Kommodore gedachte dabei auch
den 21 Piloten und der anderen Geschwaderangehörigen, die im Dienst ihr
Leben verloren.
Am 3. Dezember
landete Vizeadmiral Bethge (Inspekteur der Marine) wieder einmal auf dem
Fliegerhorst Jagel. Als Begleitung folgte ihm sein Adjutant, FKpt
Gloeckner. Der Kommodore empfing die beiden Gäste währen ihres
Zwischenstopps, der sie anschließend nach Kiel weiter führte.
Das letzte große
Fest des Jahres fand am 3.Dezember statt und diente der Huldigung der
Heiligen Barbara. Dafür rief der Oberpulversack seine Untertanen zusammen.
Bei Spiel, Spaß und Gesang nahm der Abend seinen Lauf. Bis in die frühen
Morgenstunden wurde kräftig gefeiert. So manch einem wurde erst jetzt
bewusst, welchen Tribut er der Heiligen Barbara gezollt hat.
Die letzte Flugstunde des Jahres wurde durch den KptzS Scholz (Kommodore) persönlich eingeflogen. In einer kleinen Feierstunde zum Jahresabschluss würdigte er die Aktivitäten des auslaufenden Jahres und wies auf die Vorboten der gerade beginnenden Ära hin, die zum Teil schon begonnen haben. Auf der Schulbank Platz nehmen, hieß es für eine Anzahl von Lfz-Mechanikern und Offizieren der Technischen Gruppe. Sie nahmen an Ausbildungs-, und Schulungsprogrammen der Firma MBB in Ottobrunn und Manching teil. Zeitgleich wurden für Umbauten und die Umstellung auf den Tornado bis Jahresende rund 106 Millionen D-Mark (ca. 54,2 Mill. Euro) in den Flugplatz investiert. |
1981
letzter F-104G
Starfighter-Flug |
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Die Flugabwehrstaffel
konnte zu Jahresbeginn ihr 10 jähriges Jubiläum feiern.
Harm Dallmeyer
(Bundestagabgeordneter, Mitglied im Verteidigungsausschuss) besuchte am
13. Januar für einen Informationsaustausch das Geschwader. Er besichtigte
vor allem die Arbeitsbereiche der Technischen Gruppe.
Am 28. Januar
erfolgte die Einweihung des neuen Soldatenheims in Kropp. Nach fast
dreijähriger Bauzeit war der Nachfolger des 1978 abgebrannten
Soldatenheims fertig gestellt und konnte in Anwesenheit von
Geschwaderangehörigen, der Evang. Arbeitsgemeinschaft Soldatenbetreuung
und vieler Gäste wieder seiner Bestimmung übergeben werden. Mit der
Veranstaltung „Lachendes Soldatenheim“ wurden die ersten stürmischen
Stunden als Generalprobe unbeschadet überstanden.
Kurzfristiger
prominenter Besuch kam in den Abendstunden des 25. Februar. General
Brandt
(Generalinspekteur der Bundeswehr),
der von Kommodore Scholz begrüßt wurde, reiste nach kurzem Aufenthalt nach
Kiel weiter.
65 Angehörige des 625th Tactical-Control-Flight der US Air Force beteiligten sich am „WINTEX“-Manöver im Westen des Jagelaner Flugplatzes. Völlig auf sich allein gestellt und ohne Unterstützung von außen, hatte die Einheit (darunter auch Frauen) die Aufgabe, Luftüberwachung durchzuführen und eine Richtfunkstrecke zum MFG3 nach Nordholz zu betreiben. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde durch den Kommodore und einigen Offizieren der Geschwaderführung wurden die Gäste nach der Übung verabschiedet.
Die 1.
fliegende Staffel beteiligte sich vom 30. März bis 8. April am
Staffelaustausch mit der 11F in Landivisiau (Frankreich). Dieser letzte
Staffelaustausch des MFG1 mit der F-104G Starfighter sollte vielen
Geschwaderangehörigen die Möglichkeit geben, die franz. Marineflieger und
das Land besser kennen zu lernen. Mit vier F/TF-104G Starfighter und zwei
C-160 Transall
des LTG63 traf das Kommando im nebeligen Landivisiau in der Nähe von Brest
ein. Das Wetter war während des gesamten Aufenthalts nicht besonders
gut und
geflogen wurde nur, wenn der deutsche Wetterfrosch die erforderlichen
Wetterbedingungen geschaffen hatte. Die Zusammenarbeit am Boden und in der
Luft verlief reibungslos. Ein Freundschaftsspiel im Fußball konnten die
Franzosen mit einem 3:1 für sich verbuchen. Gemeinsame Wochenendausflüge,
die gute französische Küche und noch viel mehr französischem Wein sorgten
bei manchem Kommandoteilnehmer für kräftigen „Seegang“. Erst am
Rückflugtag bemühte sich die Sonne durch die Wolken. Bretonische
Dudelsackmusik spielte auf, bevor die vier Starfighter zum Start rollten.
Mit einem Formationsflug bedankten sich die vier Starfighter bei ihren
Gastgebern, dann ging‘s nach Hause in Richtung Jagel. Es war der letzte
Staffelaustausch von MFG1-Starfightern
mit befreundeten Staffeln. Doch bevor ab 1982 der Tornado das neue
Arbeitspferd in Jagel wird, erfolgte noch der Gegenbesuch der 11F mit vier
Super Etendard
vom 2. - 12. Juni.
Der
amerikanische Admiral
Harry D. Train
kam am 2. April als allererster NATO-Oberbefehlshaber Atlantik nach
Deutschland. Er kam in Begleitung von Vizeadmiral
Bethke
(Inspekteur der Marine) und Flottillenadmiral
Deckert
(Kommandeur Marinefliegerdivision). Begrüßt wurden sie durch den Kommodore
KptzS Scholz. Eine Ehrenkompanie der Marineflieger und das
Marine-Musikkorps Ostsee waren zur Begrüßung angetreten. Der Gast und der
Inspekteur schritten die Ehrenformation ab. Nach einer Besichtigung des Flugplatzes und diversen
Gesprächen startete Admiral Train mit einer
Breguet Atlantic
zu einem Aufklärungsflug über der Ostsee.
Am 15. April
konnte der Staffelkapitän der 2. Staffel, KKpt Wiedemann zum „Ritter der
Lüfte“ ernannt werden, nachdem er seine 3000ste Gesamtflugstunde
absolviert hatte.
Zu einem
Kurzbesuch traf Major General Thorsen (COMAIR BALTAP) am 11. Mai in Jagel
ein und wurde von FlAdm Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision) sowie
vom Kommodore, KptzS Scholz begrüßt. Nach einem kurzen Briefing über
Auftrag und Aufgaben des MFG1 sowie einer Platzrundfahrt war der Besuch
auch schon wieder vorbei und der Gast weiter gereist.
Am 13. Mai
stand schon der nächste Besuch vor der Tür. Sie kamen auf Einladung des
Rechtsberaters beim Flottenkommando. 25 Richter informierten sich über
Auftrag und Aufgaben des Geschwaders. Nach einer Diskussion mit der
Geschwaderführung über Sachprobleme fand eine Waffenschau an einer F-104
Starfighter statt, welche besonderes Interesse bei den Gästen weckte.
Auch Bundespräsident
Karl Carstens besuchte
wieder einmal das MFG1 für einen Informationsaustausch. Mit militärischen
Ehren wurde er unter anderem durch Flottillenadmiral Bethke (Inspekteur
der Marine), Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) und dem
Kommodore, KptzS Scholz begrüßt. Bevor der Bundespräsident zum nächsten
Termin nach Olpenitz weiter reiste, besichtigte es noch eine F-104
Starfighter und eine Breguet Atlantic.
Der Staffelkapitän
der 1. Staffel konnte am 11. Juni Gäste aus Frankreich begrüßen. Es war
der Gegenbesuch der 11F in Landivisiau, welche zum Staffelaustausch nach
Jagel kamen. Die ursprünglich vier Super Etendard mussten sich dem
schlechten Wetter in Frankreich beugen und kamen einen Tag später,
allerding technisch bedingt nun nur noch zu dritt, nach Norddeutschland.
Bei nahezu perfektem Flugwetter konnte das fliegerische Programm
durchgeführt werden. Die vier gemeinsamen Tage vergingen im Nu.
Die
Baumaßnahmen auf dem Flugplatz konnten seit langem nicht mehr übersehen
werden und so wurde am 18. Juni dann Richtfest für eine neue
Triebwerkshalle gefeiert. Die Vertreter der Oberfinanzdirektion, des
Landesbauamtes und die Geschwaderführung waren mit dem Ergebnis vollkommen
zufrieden. Wenn der Bau planmäßig vorankommt, wird die „Akropolis“ im
November bezugsfertig sein.
Am 22. Juni besuchten
die Bundestagsabgeordneten der SPD
Neumann,
Jungmann,
Kolbow und
Wiefel das MFG1. Die Politiker, Mitglieder der Arbeitsgruppe
„Sicherheitsfragen der SPD-Bundestagsfraktion“, informierten sich über die
aktuelle Lage bei der Einführung des Tornado und der damit verbundenen
Umbaumaßnahmen auf dem Flugplatz.
Bock Jagd im MFG1. Am
Morgen des 17. Juli: springt da nicht ein Stück Rehwild übern Flugplatz,
und dass bei Flugbetrieb?!? Hektischer Anruf beim FSO - kurze Antwort „der
fliegt“. Nächster Anruf beim Forstamt - und der Bock war verschwunden -
zunächst. Der Tag verging und gegen Abend erfolgte dann die Verteilung
verschiedener Ansitzposten für die Bock Jagd unter der Voraussetzung der
höchstmöglichen Sicherheit auf dem Flugplatz. Mit einem sauberen
Kammerschuss wurde der Bock nach mehr als einer Stunde gestreckt.
Schon wieder 3000
Flugstunden gesamt. Diese Leistung konnte am 28. Juli vom Staffelkapitän
der 1. Staffel, FKpt Engel verbucht werden. Er wies beim anschließenden
Beercall darauf hin, dass diese Leistung nicht nur durch sein alleiniges
Können zustande kommt, sondern durch die unzähligen Arbeitsstunden aller
Geschwaderangehörigen ermöglicht wurde.
Das Triebwerk der
22+26 machte am 3. August als letztes „F-104“ Triebwerk einen
Teststandlauf in der Lärmschutzhalle. Innerhalb der letzten 13 Jahre, seit
Bestehen der Lärmschutzhalle, wurden 844 Prüf- und Funktionsläufe bei
einer Triebwerkslaufzeit von insgesamt 1700 Stunden durchgeführt. Im
Anschluss an den letzten Testlauf erfolgte der Umbau der Lärmschutzhalle
für das neue Flugzeug Tornado.
Am 13. Oktober
konnte der Kommodore den Abrüstungsexperten der SPD,
Egon Bahr,
begrüßen. Sein Interesse galt dem Sachstand in Bezug auf die bevorstehende
Umrüstung auf das Waffensystem Tornado. Während eines gemeinsamen
Mittagessens beantwortete der Politiker Fragen zur Friedenspolitik und
berichtete auch über den Stand der Verhandlungen zum
NATO-Doppelbeschluss.
Anschließend besichtigte er einen Unterkunftsblock für wehrpflichtige
Soldaten in der Kaserne in Kropp und fand auch noch die Zeit mit
Vertretern des Personalrates über die Probleme der zivilen Mitarbeiter des
Geschwaders zu sprechen.
Die
Wartungsstaffel hat in den 18 Jahren Starfighter-Flugbetrieb ca. 85.000
Vorfluginspektionen durchgeführt, ca. 32.000 Reifen gewechselt, ca.
530.000 Liter Kraftstoff nachgefüllt und ca. 132.000 Flugstunden verbucht.
Mit dem Abschleusen der Flugzeuge aus dem MFG1 und dem versetzen von
Personal zum MFG2 wurde bereits zum Jahresanfang begonnen. Beim MFG2 wurde
dafür eine 3.Fliegende Staffel aufgestellt. Ein Teil von Personal und
Flugzeugen fand dort ein neues zu Hause. Doch am 15. Oktober kamen die
Herren der Wartung noch einmal im Shelter 18 zusammen, um dort mit den
Piloten der fliegenden Staffeln gemeinsam die vorerst letzte der schon zur
Tradition gewordenen Shelterpartys zu feiern. Nachdem die Warte, die das
Geschwader verlassen, verabschiedet wurden, wurden die F-104 Starfighter
symbolisch in Form des „Fliewatüt“ aus dem MFG1 entlassen. Wie ein Phoenix
aus der Asche fuhr dann ein neues „Fliewatüt“ in Form eines Tornados in
den Shelter hinein und wurde feucht fröhlich begrüßt. Man wurde sich
schnell einig, dass die Shelterfeiern in alter Tradition auch zu
Tornado-Zeiten fortgesetzt werden sollen.
Nicht nur im
Geschwader war die Umstellung auf das neue Flugzeug ein riesiges Thema.
Auch die Öffentlichkeit interessierte sich brennend dafür. In den
SCHLESWIGER NACHRICHTEN
erschien am 17. Oktober ein Artikel mit dem Titel
„In Jagel heißt es auf TORNADO
umsteigen. Marineflieger erhalten als erste das Mehrzweckkampfflugzeug /
Abschied vom STARFIGHTER“ In dem Artikel
wird Kommodore, KptzS Scholz zitiert,
wie er 132.000 Flugstunden auf
der F-104G analysiert, mit all seinen Höhen und Tiefen, den
Verlusten an Menschenleben und Material, die zu den schwarzen Ereignissen
im Fliegerleben zählen aber auch den Glücksmomenten, wenn ein Verband den
Flugsicherheitspokal oder die entsprechende Urkunde für unfallfreies
Fliegen erhält. Der Kommodore ging auch auf das neue Flugzeugmuster ein,
welches von westlichen Verteidigungsexperten als sicher und
hochtechnologisch entwickelt eingestuft wurde. Das MFG1 soll als erster
Bundeswehrverband damit ausgerüstet werden und im Laufe eines Jahres
insgesamt 48 Maschinen aufnehmen. Die alten Starfighter werden zum MFG2
nach Eggebek verlegt und am 02. November als 3.
Fliegende Staffel des MFG2 neu aufgestellt bzw. als Reserve eingemottet.
Die letzte PE (Periodische Inspektion) an einem Starfighter wurde am 26. Oktober feierlich beendet. Insgesamt wurden genau 450 Inspektionen an diesem Flugzeugmuster in Jagel durchgeführt.
Da ist er nun…,
der letzte Tag ist gekommen. Der letzte Flug eines F-104 Starfighter des
MFG1 sollte an diesem 29. Oktober erfolgen. In Anwesenheit aller
Ex-Kommodore, Ehrengästen, Presse, Funk und Fernsehen erfolgte eine
Geschwadermusterung. Der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Fromm und
der Kommodore, KptzS Scholz hielten Reden in denen unter anderem
hervorgehoben wurde, dass von den 166.000 Gesamtflugstunden des MFG1 mehr
als 132.000 ausschließlich auf F-104G Starfighter erflogen wurde. In fünf
von dreizehn Starfighter-Jahren wurde ohne jeglichen Unfall geflogen. Zu
einem letzten gemeinsamen Flug starteten FKpt Haupt (Kommandeur Fliegende
Gruppe) und FKpt Schmidtbauer (Kommandeur Technische Gruppe). Dieser
gemeinsame Flug sollte eine besondere Symbolkraft haben, unterstreicht er
doch über die guten und schlechten Zeiten hinweg die gute Zusammenarbeit
zwischen der Fliegenden und der Technischen Gruppe. Für den allerletzten
Flug hatte man jedoch den jüngsten Piloten des Geschwaders OLtzS
Hansen-Hagge ausgewählt. Während des Festaktes der Außerdienststellung
rollte er mit der 26+85 im Hallenvorfeld der Halle 36 aus und machte seine
inhaltsschwere Meldung an den Kommodore. Dieser wiederum meldete im
Anschluss daran dem Stellvertretenden Befehlshaber der Flotte,
Konteradmiral
Kampe
die
Durchführung des letzten Fluges. Die Meldung des Kommodore an den
Flottenchef wurde unterdessen zum Medienereignis und die
SCHLESWIGER NACHRICHTEN nahm
diese zum Anlass und titulierte am 30. Oktober:
„Marinefliegergeschwader 1
verabschiedet nach 18 Jahren endgültig den Starfighter“. Was zu diesem
Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte war, dass drei Jahre später der junge
Pilot Hansen-Hagge, den ersten Tornado des MFG1 in der Nähe der Insel
Samsø unangespitzt in den Meeresboden rammen würde. Wenn man schon mal
die Gelegenheit zum Feiern hat und das Haus bereits voller Gäste ist, kann
man den Tag auch gleich zum Anlass nehmen um das jährliche Oktoberfest zu
feiern. Über 4000 Teilnehmer zählte diese Riesen-Hallenparty. Worin liegt
das Geheimnis dieser sehr erfolgreichen Festlichkeit? Ist es die
einladende Atmosphäre die wie immer in Eigenleistung auf die Beine
gestellt wird, die überaus beliebte Tombola, die verschiedenen
Unterhaltungsstände, die Leckereien oder das Original Wies’n-Bier. Am
nächsten Tag wurden davon 78 leere Fässer abtransportiert. Das Fazit der
Gäste – Spitze wie immer im MFG1.
Am 6. November
kehrte ein MBB-Team mit den Piloten Dietrich Seeck und Karl-Heinz Artelt
und dem Vorserien-Tornado 98+02 (Prototyp Nr. 13) noch einmal nach Jagel
zurück. Zuletzt nutzten die Manchinger den Marineflugplatz im Jahr 1979
als Ausgangsbasis für ihre Testflüge. Erprobt wurde anfangs der Autopilot
im Modus RHH (Radar Height Hold), sowie weitere Radartests speziell für
die Marineflieger. Als diese Tests abgeschlossen waren, erfolgten Versuche
am Kraftstoffsystem. Ziel war es, herauszufinden, ob für beide Triebwerke
unter Extrembedingungen (z.B. ungewöhnliche Fluglagen) eine totale
Kraftstoffversorgung gewährleistet werden kann. Die Testflugbedingungen
waren am 25. November wirklich extrem in Zweierlei Hinsicht. Einige Tage
zuvor gab es in der Nordsee eine Springflut, die nun eine Wellenhöhe von
etwa 16 Metern bedeutet. Im Normalfall findet dann kein Flugbetrieb statt,
da dann eine Rettung per Hubschrauber unmöglich wäre. Nach Erwägungen
Zeitlicher und Wirtschaftlicher Aspekte entschied sich die Testcrew
trotzdem zu fliegen. Die angestrebten Tests waren zufriedenstellend auf
der Checkliste abgehakt, als sie mit dem Flugzeug bei Mach 1,35 in einer
Höhe von 12000 Fuß (etwa 4000 Meter) von oben durch die dichte Wolkendecke
stießen. Die Aussicht war nicht besonders schön, da unter den beiden die
Nordsee brodelte. Deutlich konnten sie die Halligen vor Küste von Husum
sehen, die der tosenden See standhalten mussten. Dietrich Seeck und Rainer
Henke überführten das Testflugzeug nach der Erprobungsphase am 11.
Dezember zurück nach Manching.
Am 9. Dezember hob
noch einmal eine F-104G Starfighter aus dem MFG1 zu einem etwas anderen
Flug besonderer Art ab. Zur Erinnerung an die 18 jährige Starfighter-Ära
(1963-1981) wurde an der Hauptwache Jagel die „23+81“ auf einen Sockel
gehoben und am 21. Dezember feierlich durch Kommodore Scholz und
Flottillenadmiral Deckert eingeweiht. In Mühevoller Kleinarbeit hatte ein
Team der I-Staffel, einige Monate lang die Maschine für den Sockel
vorbereitet. Der Kranfahrer der die „23+81“ von der Halle 36 zur
Hauptwache fahren sollte, übte vorsichtshalber das Aufstellen unter
Ausschluss der Öffentlichkeit in der Halle 36 und stellte sich immer
wieder die Frage: wird der Transport klappen??? Kann die Maschine
Millimetergenau auf den Sockel gehoben werden??? Am 9. Dezember erfolgte
der Transport über die 400 Meter lange Strecke in einem vierstündigen
Transport. Auch heute (Frühjahr 2015) steht die Marinemaschine noch immer
an ihrem Platz an der Hauptwache und erinnert an die Starfighter-Zeit in
Jagel. Sogar die originalen Marinefarben und das MFG1 Wappen sind noch
immer darauf angebracht. Die Kennung „23+81“ die seit der Aufstellung
angebracht ist, ist jedoch nicht echt. Ursprünglich flog das Flugzeug mit
der Kennung „20+81“. Da die alte vierstellige Postleitzahl von Jagel aber
die 2381 war, erhielt das Flugzeug als Zeichen der Verbundenheit des MFG1
mit seinen Nachbargemeinden die neue Kennung. „Mit einem weinenden Auge“, meinte KptzS Scholz (Kommodore), nehmen die Marineflieger Abschied, denn seit dieser am 11. November 1963 „erstmals für die Flotte am Himmel erschien, haben wir alle Höhen und Tiefen mit der 104 mitgemacht“. Der Starfighter-Krise in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zum Trotz, als es auch beim MFG1 „erhebliche Verluste“ gab, mauserte sich der Starfighter zum „Arbeitstier der Flotte“… Insgesamt fünf Mal (von 1972-1978) erhielt das MFG1 den Flugsicherheitspokal oder entsprechende Urkunden für unfallfreies Fliegen. Mit dem Tornado wird es seiner Auffassung nach keine zweite Starfighter-Krise geben. Militärisch bringt der Tornado, der selbst nach Meinung von US-Experten technologisch 15 Jahre dem hochmodernen Jagdbomber F-111 Aardvark voraus sei, den Vorzug, dass seine Waffenzuladung gegenüber dem Starfighter um das Dreifache gesteigert ist. Zum Jahresende befinden sich vier fliegende Crews in der Ausbildung für den Tornado. Rund 500 Mann der Technik wurden bzw. werden umgeschult. |
1982
der Tornado kommt |
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Das Ende des
Jahres 1981 und die erste Hälfte des Jahres 1982 waren geprägt von der
Abgabe der „Hundertvier“
an andere Verbände und den Vorbereitungen zur Aufnahme des
Tornados. Viele Soldaten, zivile Mitarbeiter und Piloten waren
zu diesem Zeitpunkt auf Umschulungslehrgängen. Bevor der Tornado kommt,
hieß es zunächst aber erst einmal Platz zu schaffen. Fast 500
Unterflügel-, bzw. Tiptanks des Starfighter galt es zu überprüfen, ggf. zu
reparieren und für den Abtransport an andere F-104 Verbände vorzubereiten.
Der Abtransport erfolgte mit 61 Eisenbahnwagen über den MFG1-eigenen
Bahnanschluss.
Im Rahmen einer
MOB-Übung für Startbahnschnellinstandsetzung waren vom 28. Januar - 5.
Februar jede Menge Pioniere in Marineuniform auf dem Fliegerhorst. Die
Startbahnschnellinstandsetzungsstaffel (SBsInstStff) war eine fachlich
schlagkräftige Einheit, die sich aus Spezialisten zusammensetzte. Zu
Auffrischungslehrgängen wurden sie regelmäßig zur
Luftwaffenpionierlehrkompanie 2 in Diepholz zusammen gezogen. Geübt wurde
mit Handelsüblichem Großgerät aus dem zivilen Bereich und eingelagertem
Material. Die SBsInstStff ist in Friedenszeiten eine reine Geräteeinheit
die der Horstgruppe untergeordnet ist. Erst ab einer bestimmten Alarmstufe
im Verteidigungsfall oder aber für spezielle Übungen wird die Einheit mit
Reservisten gefüllt und reaktiviert. Handelsübliches Gerät und Material
wird deshalb verwendet, da dieses in einem „echten Einsatz“ am
wahrscheinlichsten zur Verfügung stehen würde. Dabei werden
Ein Ereignis
besonderer Art wurde am 1. Februar begangen. Alle Angehörigen der
Technischen Gruppe waren zu einer außerordentlichen Musterung angetreten,
um nicht nur formell von der „F-104G Starfighter“ Abschied zu nehmen,
sondern auch formell die Umstellung auf die Tornado StAN (Stärke und
Ausrüstungsnachweisung) papiermäßig und körperlich zu vollziehen.
Durch die
Einführung des Tornados wurden im Geschwader ein paar Anpassungen der StAN
nötig. Ab dem 1. Februar gab es zwei neue Staffeln in der Technischen
Gruppe. Zuvor wurden die Wartungsstaffel sowie die Elektronik-, und
Waffenstaffel aufgelöst. Damit wurde ein 20 Jahre altes „Feindbild“ aus
der Welt geschafft. Waffenmixer und Elo’s gehen endlich wieder getrennte
Wege. Die Elo’s wurden nun allein in einer Elektronikstaffel neu
aufgestellt. Das Waffenpersonal schloss sich mit dem Wartungspersonal in
der neuen Wartungs-, und Waffenstaffel zusammen.
Auf dem Fliegerhorst Erding wurde am 16. Februar die Waffenausbildungskomponente MRCA-Tornado feierlich in Dienst gestellt. Zu diesen Feierlichkeiten kamen der Bundesverteidigungsminister Hans Apel, der Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Friedrich Obleser, der Inspekteur der Marine Flottillenadmiral Ansgar Bethge sowie zahlreiche hohe Militärs des Bundesverteidigungsausschusses. Minister Apel erinnerte, dass nach 12 Jahren an der Planung für den Tornado „ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte der deutschen Luftwaffe und Marine“ angebrochen sei: „Heute beginnen wir mit dem Tornado zu arbeiten“. Der Tornado war das damals modernste Flugzeug der NATO. Das MFG1 erhielt als erstes Kampfgeschwader der Bundeswehr 48 der im Stückpreis 35 Millionen DM (ca. 17,9 Millionen €uro) teuren Maschinen. Der Systempreis pro Maschine (inkl. Umschulung, Zubehör, anteilmäßige Infrastruktur usw.) liegt ca. doppelt so hoch.
10. März -
19:23Uhr: Großbrand im Unterkunftsbereich der Kaserne Kropp. Acht Minuten
nach Alarmauslösung trafen nach und nach die Löschzüge ein und es stellte
sich heraus, dass alles nur eine groß angelegte Übung war. Unter der
Führung von KKpt Hohnholz und Amtswehrführer Jeß wurden Stärken und
Schwächen bei der Zusammenarbeit auf der Grundlage der Nachbarschaftlichen
Löschhilfe geprobt. Ein Simulierter Brand in der Zentrale der
Energieversorgung für die Kaserne Kropp ließ alle Einsatzkräfte zum Zuge
kommen. Beteiligt waren neben der Fliegerhorstfeuerwehr und der
Freiwilligen Feuerwehr Kropp auch die Depot-Feuerwehr des Munitionsdepots
und San-Kfz sowie Ärzte des MFG1. Bei einem Kameradschaftlichen Treffen in
der O-Messe wurde der Ablauf der Übung analysiert.
Der neue
Flugsimulator für „Tornado“ wurde im Rahmen einer kleinen Feierstunde am
18. März durch den Projektleiter der Canadian Aviation Electronics Ltd
(CAE) übergeben. Der Kommodore, KptzS Scholz unterstrich in seiner Rede,
dass der Simulator keine reale Flugstunde ersetzen kann, sondern als
Vorbereitung für alle auftretenden Eventualitäten von großem Nutzen sein
kann. Mit dem fiktiven taktischen Kennzeichen „44+00“ versehen, soll er
als Flug-, und Taktiksimulator eine sinnvolle Ergänzung bei der Ausbildung
darstellen. Den Taufakt nahm der Leiter des Simulators, Herr Rudolf Becker
mit einem Glas Sekt vor.
Der 29. März
brachte einen Personalwechsel an der höchsten Stelle der Marineflieger mit
sich. Während eines Truppenappells in Kiel-Holtenau wurde der bisherige
Chef des Stabes im Flottenkommando, KptzS
Dubois,
durch Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) zum Flottillenadmiral
befördert und anschließend zum neuen Kommandeur Marinefliegerdivision
ernannt. Sein Vorgänger, Konteradmiral
Deckert,
wurde neuer Befehlshaber des Territorialkommandos Schleswig Holstein und
Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH.
Vom 3. bis 14. Mai
fand die Mobilmachungsübung „MORGENSTERN“ statt. Immer wieder war in
dieser Zeit das Heulen tieffliegender Flugzeuge, das Knattern und Bellen
der Flakgeschütze und der Lärm unzähliger Militärfahrzeuge zu hören. Die
Anwohner hatten es in den fast zwei Wochen nicht leicht, denn der Befehl
lautete, dass der Flugplatz verteidigt und die Aufrechterhaltung des
Flugbetriebs gesichert wird. Verstärkt durch 350 beorderte Reservisten
wurde rund um den Flugplatz „gekämpft“. Ein ungewohntes Bild für die
Zivilbevölkerung waren die Soldaten mit geschwärzten Gesichtern unter den
Stahlhelmen. Überall gab es getarnte Stellungen und patrouillierende
Soldaten mit schwerer Bewaffnung. Der Kommandeur der Horstgruppe, FKpt
Gneiting führte bei dieser Übung Regie. Diese lief unter den Augen der
Öffentlichkeit (Presse) ab, die in den Gefechtsständen und bei
eingespielten Lagen stets „vor Ort“ waren. Ein besonderer Dank der Marine
ging nach Abschluss der Übung an die Landwirte rund um den Flugplatz,
welche ihre Koppeln für das Manöver zur Verfügung gestellt hatten. Die
LANDESZEITUNG berichtete am
13. Mai abschließend mit der Überschrift „Das Heulen von Düsenflugzeugen
und bellende Flakgeschütze“.
Seit Jahren
stellte das Geschwader Soldaten für die Rettungswachen im Kropper
Schwimmbad frei. Diese waren alle ausgebildete Rettungsschwimmer und
unterstützten im wöchentlichen Wechsel die regulären Schwimmmeister. OBtsm
Schmidt entdeckte am 3. Juni bei hochsommerlichen Temperaturen ein auf dem
Beckenboden liegendes Kind. Die von ihm eingeleiteten Rettungsmaßnahmen
wurden vom Schwimmmeister bis zum Eintreffen des Rettungshubschraubers
unterstützt. Aus dem Badeunfall wurde kein Unglücksfall und dem Kind ging
es schon bald wieder besser.
Im Tower Jagel ging
gegen Abend des 22. Juni plötzlich über Funk die Frage einer
Landeerlaubnis ein. Etwas Verwunderung herrschte, weil für diesen Abend
nur noch eine
Do-28
und eine
C-160 Transall
erwartet wurden. Um Landeerlaubnis bat aber der Pilot eines
ASW-22 Segelflugzeuges. Nach Genehmigung durch den Kommodore
landete der Segler auf dem Rasen neben der Start/Landebahn. Am Steuer saß
kein geringerer als Weltrekordflieger
Werner Grosse. Eine aussetzende Thermik hatte ihn zur
Landung gezwungen. Werner Grosse war am Morgen (!!!) aus Anlass der Kieler
Woche in Lübeck gestartet. Eigentlich wollte er in die Gegend von Hannover
fliegen, eine ungünstige Wetterlage ließ ihn aber in Richtung Norden
abdrehen. Bis nach Viborg/Dänemark schaffte er es und drehte dann um, um
nach Hause zu fliegen. Ein Schleppflugzeug holte ihn noch am gleichen
Abend ab.
Mit der
Überschrift „Herrichten des Flugplatzes kostet eineinhalb Tornado“,
berichten die
SCHLESWIGER NACHRICHTEN am
1. Juli über die bevorstehende Aufnahme des Flugbetriebes mit dem Tornado.
Das Landesbauamt in Schleswig gab in einer Pressemitteilung einige
Einzelheiten über die Umbaukosten des Flugplatzes bekannt. So wurden große
Teile der Start-, und Landebahn verstärkt bzw. erneuert, vorhandene Hallen
umgebaut, sowie neue Hallen errichtet. Seit Beginn der Arbeiten im Juni
1979 wurden zu diesem Zeitpunkt bereits etwa 27 Millionen DM (ca. 13,8
Millionen Euro) verbaut. Arbeiten für weitere 20 Millionen DM (ca. 10,2
Millionen Euro) befanden sich in der Ausführung. Die Gesamtkosten wurden
mit etwa 106 Millionen DM (ca. 54,2 Millionen Euro) veranschlagt. Da der
Systempreis eines Tornados bei etwa 70 Millionen DM (ca. 35,8 Millionen
Euro) lag, rechneten die Presseleute eben genau diese eineinhalb Tornado
vor.
Der 2. Juli wurde zu
einem großen Tag in der Geschichte des Geschwaders und der Bundeswehr. Um
10:26 Uhr hob der erste Tornado mit dem Kennzeichen 43+43 und dem Wappen
des MFG1 an der Seitenflosse zu seinem ersten Übungsflug ab. Im Cockpit
saßen FKpt Haupt und KKpt Fritsche. Bundesverteidigungsminister
Hans Apel war zur offiziellen Übernahme der ersten vier
Maschinen und diesem Erstflug nach Jagel gekommen. Vizeadmiral
Bethge
(Inspekteur der Marine) und zahlreiche militärische und zivile Gäste waren
ebenfalls anwesend. In einer Dreierformation wurde gleich zu Beginn der
Platz überflogen. Nach der Landung meldete FKpt Haupt den ersten
Flugauftrag zur „Übernahme des Flugbetriebes beim MFG1“ als durchgeführt.
Die Besatzungen der drei Maschinen bestand aus FKpt Haupt (Pilot) mit
OLtzS Fritsch (WSO), KKpt Lehbrink (Pilot) mit KptLt Peter (WSO) und KptLt
Weiland (Pilot) mit KptLt Loyze (WSO).
Flottenbefehlshaber
Fromm lud nach einer Geschwadermusterung zur Pressekonferenz
für die anwesenden Medienvertreter. Er erklärte das MFG1 zu einem
Pilotgeschwader, dessen Erfahrungen mit dem Tornado auch anderen Verbänden
der Bundeswehr, bei deren Umstellung auf Tornado zugutekommen.
Neben
zahlreichen Lobesworten wurde auch der enorme Beschaffungspreis erwähnt,
der aber im Rahmen der Verteidigungsbereitschaft und der geplanten
Nutzungsdauer bis über das Jahr 2000 hinaus gerechtfertigt sei.
Während der
anschließenden Pressekonferenz wurde zu detaillierten Fragen der
Journalisten Stellung genommen. Im ersten Zulauf erhielt das Geschwader 48
Tornados zugeteilt. Eine Verschleißreserve von 9 weiteren Maschinen kam
später noch hinzu. Die Auslieferung zog sich bis Ende 1983 hin, wobei das
Geschwader vier bis sechs Flugzeuge pro Monat erhielt.
In einem
persönlichen Schreiben an den Kommodore bedankte sich der ehemalige
Kommodore des MFG1, Admiral a.D.
Luther,
für die Einladung zu den Veranstaltungen zur Aufnahme des Flugbetriebes
mit dem Waffensystem Tornado. In seinem Dankesschreiben ging er auch in
seine Zeit als Kommodore des Geschwaders zurück, als das Waffensystem
F-104 Starfighter eingeführt wurde. Er erinnert an die vielen Verluste
während dieser Zeit und wünschte KptzS Scholz viel Glück für die Zukunft.
Das Interesse
am Tornado ist noch immer ungebrochen. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant
Obleser und der Kommandeur Marinefliegerdivision,
Flottillenadmiral
Dubois
ließen sich anlässlich ihres Besuches am 18. August über den
Entwicklungsstand des neuen Waffensystems informieren.
Am 1. September
besuchte Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages Dr.
Egon Schübeler
und Bundesminister
Harm Dallmeyer
das Geschwader. Sie wollten sich vor Ort ein Bild über die Einführung des
Tornados machen.
Der
Stellvertretende Kommodore, FKpt Wewetzer empfing die Gäste und
informierte diese über aktuelle Zustände. Beide Politiker nutzten die Zeit
und Gelegenheit, sich auch mit den Technikern zu unterhalten.
Ebenfalls am 1.
September kam ein weiterer Gast nach Jagel und blieb ein paar Tage. Bis
zum 4. September
besuchte Mr.
James Taliaferro "Jim" Montgomery,
II
das MFG1. Seit 1967 betreute Mr. Montgomery in
besonderem Maß die Flugschüler der Marine. Durch zivile Betreuer wird den
Flugschülern in Sheppard AFB/Texas die Möglichkeit gegeben, mit Land und
Leuten in näheren Kontakt zu kommen.
Er war bereits
das zweite Mal nach 1979, dass er das MFG1 besuchte. Für alle Beteiligte
war es eine große Freude, dass dieses Wiedersehen stattfand.
Der erstmalige
Einsatz mit Tornados bei einem Manöver erfolgte am 1. September. Zwei
Maschinen übten während „SEF“ (Standard Einsatzausbildungsverband Flotte)
mit 54 schwimmenden Einheiten simulierte Angriffe auf den Manöververband.
Der Befehlshaber der Flotte, VAdm Fromm, äußerte sich noch vor dem Ende
der Übung sehr zufrieden über den Ablauf.
FKpt Kröger
beendete am 30. September seine aktive Soldatenkaufbahn. Am 1. Oktober
1979 wurde er zum Leiter der Projektgruppe zur Umrüstung auf das
Waffensystem Tornado ernannt. Flankiert von zwei Tornados, absolvierte er
in seinem geliebten Starfighter den letzten Flug, bevor seine Kameraden
ihn würdig in den Ruhestand verabschiedeten. Da das MFG1 keine eigenen
Starfighter mehr besaß, musste er sich sein Flugzeug bei den Nachbarn in
Eggebek ausleihen.
Mit der
Schlagzeile „Nur selten Beschwerden über den Fluglärm“ berichteten die
SCHLESWIGER NACHRICHTEN am
6. November über den Flugbetrieb im MFG1. Positiv fürs Geschwader war,
dass ausschließlich Piloten aus anderen NATO Ländern wie z.B. Amerika,
Holland, Dänemark und England durch Nichteinhaltung der vorgeschriebenen
Flughöhen für die Lärmbelästigung sorgten.
Die schwere
Sicherungskompanie und die Gemeinde Groß Rheide schlossen am 20. November
eine Patenschaft. Im Rahmen eines Feuerwehrfestes der Gemeinde wurden in
Anwesenheit des Kommodore, KptzS Scholz, FKpt Gneiting (Kommandeur
Horstgruppe), KKpt Hohnholz (stellv. Kommandeur Horstgruppe und einer
Abordnung der schw. SichKp die Patenschaftsurkunden zwischen Claus Frahm
(Bürgermeister) und OLtzS Cawelius (Kompaniechef schw. SichKp)
ausgetauscht. Ziel soll es sein, menschliche Kontakte zu bereichern, den
Gedankenaustausch zu fördern und gerade den jungen Soldaten die
Möglichkeit zu bieten, Kontakte ins Nachbardorf zu knüpfen.
Durch den
Kommodore persönlich konnte am 17. Dezember die 1.000ste Gesamtflugstunde
auf Tornado im MFG1 erflogen werden. Auf dem 2. Sitz saß KptLt Schnell als
Waffensystemoffizier. Nach dem Flug wurde er von FlAdm Dubois (Kommandeur
Marinefliegerdivision) beglückwünscht. Anschließend verlas der Kommodore
vor den anwesenden Gratulanten ein Fernschreiben des Inspekteurs des
Marine, der seine Anerkennung zu dieser Leistung in dieser noch recht
kurzen Nutzungsphase zum Ausdruck brachte. Weiterhin wünschte der
Inspekteur der Marine viel Erfolg bei der Bewältigung der vorstehenden
Aufgaben.
„Wir fliegen
wieder“ - mit diesen Worten bedankte sich Kommodore KptzS Scholz in einem
Aufruf zum bevorstehenden Jahreswechsel bei allen Geschwaderangehörigen.
Bis zum Jahresende konnten im ersten Jahr seiner Nutzung 1088 Flugstunden auf Tornado erzielt werden.
Im neuen Jahr soll nach einer gewissen Übergangsphase wieder ein
geregelter Flugbetrieb zustande kommen. |
1983
neuer Kommodore |
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Bei einer großen Geschwadermusterung am 1. April anlässlich des
Kommodorewechsels verabschiedete sich KptzS Scholz und übergab das
Kommando an seinen Nachfolger FKpt Wewetzer. Vizeadmiral
Fromm (Befehlshaber
der Flotte),
und Flottillenadmiral
Dubois
(Kommandeur MFlgDiv) würdigten die Verdienste des scheidenden Kommodore.
Als letzten Höhepunkt seines Wirkens, konnte er den „Flugsicherheitspokal
1982“ für das Geschwader in Empfang nehmen. KptzS Scholz führte 6 Jahre
als Kommodore das MFG1 mit seinen 2000 Soldaten und zivilen Mitarbeitern.
Das MFG1 verabschiedete den scheidenden Kommodore mit einem dreifach
„Hurra“. Das Marinemusikkorps spielte einen Marsch, eine Abwehrbatterie
schoss Salut und Tornados des MFG1 und Starfighter des MFG2 grüßten ein
letztes Mal durch einen tiefen Überflug.
Auch der Kommandeur
der 3. Luftwaffendivision, Generalmajor Schwenke besuchte in Begleitung
von Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur MFlgDiv) das MFG1. Auch er
informierte sich über den
Tornado und den Geschwadereigenen Flugsimulator.
Nachdem die letzte
Tornado-Crew die Umschulung in englischen Cottesmore abgeschlossen hatte,
hatte das MFG1 die volle Einsatzbereitschaft erreicht. Man bedankte sich
beim englischen Flugplatzkommandanten für die außerordentliche
Zusammenarbeit während der Umschulungsphase.
Eine über 25jährige
Zusammenarbeit zwischen der deutschen und amerikanischen Luftwaffe bei der
Ausbildung von Piloten endet auf der Luke AFB/Arizona. Deutsche Piloten
wurden dort auf der
F-104G Starfighter
ausgebildet. Mit einem Überflug von acht F-104G Starfighter wurde die
deutsche Starfighterstaffel in Luke AFB aufgelöst. Die Flugschüler für
Tornado werden in Zukunft in Cottesmore (England) ausgebildet.
Ein nicht alltägliches
Unternehmen bot sich den Zuschauern auf dem Fliegerhorst Jagel, als eine
Bell UH-1D
(72+82) das schwergewichtige Drehfeuer auf das Dach des Towers hob.
Der 16. August
brachte das erste Jubiläum auf dem Tornado. Die 5.000ste Gesamtflugstunde wurde erflogen.
Im Juni feierte
das Marinefliegergeschwader 1 seinen 25. Jahrestag. Einen Tag der offenen
Tür hätte es aus diesem Anlass eigentlich geben müssen, aber die
Umstellung auf den Tornado verhinderte dieses. Stattdessen wurde am 27.
August der traditionelle Familientag veranstaltet. Kommodore KptzS
Wewetzer würdigte die Verdienste aller Geschwaderangehörigen für deren
Einsatz, harter unermüdlicher Arbeit und gedachte den Flugzeugbesatzungen
und Geschwaderangehörigen die
im Einsatz ihr Leben verloren.
Im Spätherbst wurde
vor der Halle 36 eine Bergeübung am Tornado (43+65) durchgeführt. Es
wurden Überlegungen angestellt, was passiert, wenn, aus welchen Gründen
auch immer, ein Lfz nach der Landung auf der Startbahn liegt und eine
Bergung erforderlich macht. Dazu wurde mittels eines 115 Tonnen Krans
einer Rendsburger Firma die Maschine ca. 1m vom Boden abgehoben und
versetzt. Zweck dieser Übung war die Einweisung der Techn. Offiziere und
des Bergepersonals, die Überprüfung der Heißvorrichtung und die Zeitnahme
für eine Bergung.
Im Rahmen eines
Informationsprogramms fand am 31. August ein Besuch des Parlamentarischen
Staatssekretärs
Würzbach mit ca. 50 Bundesministern im Schlepptau statt.
Vizeadmiral Lennard
Rudberg (Oberbefehlshaber der Schwedischen Marine) besuchte zusammen mit
seiner Frau und Attaché am 20. September das MFG1.
Admiral
Nejat Tümer (Oberbefehlshaber der Türkischen Marine) besuchte am
27. September das MFG1. Anlass seines Besuches war die Kiellegung
türkischer Korvetten bei der Werft Blohm+Voss in Hamburg. Auch eine
Besichtigung des Fliegerhorstes Jagel mit einer eindrucksvollen
Flugvorführung des Tornados durfte nicht fehlen.
Am 19. Oktober
stattete Bundeskanzler
Helmut Kohl dem Geschwader einen Besuch ab. Er wurde durch
Verteidigungsminister
Wörner,
Vizeadmiral
Bethge (Inspekteur der Marine), Vizeadmiral
Fromm
(Befehlshaber der Flotte) und Kommodore KptzS Wewetzer begrüßt. Nach dem
Abschreiten der Ehrenfront ließ sich der Kanzler vom Kommodore die aus
mehreren Geschwadern eingeflogenen Luftfahrzeuge der Marine erklären. Auch
für kurze Gespräche mit einigen Soldaten nahm sich der Kanzler Zeit.
Am 26. Oktober
besuchte der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte Europa-Nord,
General
Richard Lawson,
den Fliegerhorst Jagel. Begleitet wurde er durch Vizeadmiral Fromm
(Befehlshaber der Flotte).
Den Kaninchen auf den
endlosen Grünflächen des Fliegerhorstes ging es am 28. Oktober an den
Kragen. Eine Gruppe von 8 Jägern mit Frettchen und Hunden hatte den
Bestand an „Langohren“ ein wenig dezimiert. Hauptaufgabe der Jäger ist es,
den Flugbetriebsbereich Vogelfrei zu halten und Schäden durch Haarwild zu
verhindern.
Im Rahmen einer
internationalen Konferenz besichtigte das internationale
Tornado-Training-Steering-Committee (TSC) am 9. November das Geschwader um
sich über den Tornado zu informieren.
Auf Einladung von
Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) weilte Vizeadmiral J.C. Franco
(spanischer Befehlshaber der Flotte) am 23. November beim MFG1. Er befand
sich u.a. in Begleitung des spanischen Marine-Attaché und ließ sich vom
Kommodore KptzS Wewetzer über die speziellen Aufgabenbereiche des Tornados
informieren.
Mit 5500
Flugstunden auf dem Tornado wurde das Jahr 1983 abgeschlossen. Alle für
das MFG1 vorgesehenen Flugzeuge wurden an das Geschwader ausgeliefert. Die
anfangs noch katastrophale Zulieferung von Ersatzteilen und StAN-Material
sowie infrastrukturelle Mängel haben sich zum Glück verbessert. So konnten
etwa Mitte des Jahres endlich die Line-Gebäude der Wartungsstaffel im
Ost-, sowie Westbereich des Flugplatzes fertig gestellt werden. Umso
erfreulicher sind die 5710 Gesamtflugstunden in diesem Jahr. Nebenbei wurden über 120 Besuchergruppen mit mehr als 3000
Personen in Kropp/Jagel betreut. Personal des Geschwaders half im Laufe
des Jahres bei der Typ-Erprobung des Tornados im bayrischen Erding
tatkräftig mit.
Ein besonderes
Zeichen der Kameradschaft zeigte in diesem Jahr die Spendenbereitschaft
und Anteilname der Wartungs-, Waffenstaffel beim plötzlichen Tod eines
ihrer Kameraden. Innerhalb kurzer Zeit kamen unbürokratisch 2000 Mark
(etwa 2025 Euro)
für die hochschwangere Ehefrau und die Kinder zusammen. Das „Danke“ kam
spürbar von ganzem Herzen. |
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1984
der erste MFG1 Tornado geht verloren |
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Das neue Jahr begann
gleich am Anfang mit einem tragischen Unfall. Am 5. Januar startete ein
Luftwaffen-Tornado (43+39) des JaboG38 im friesischen Jever und stürzte Südlich
der Insel Vlieland (Niederlande) während eines simulierten
Bombenangriffes in die Nordsee. Der MFG1 Angehörige OLtzS Stawny der als
Waffensystem Offizier (WSO) auf dem hinteren Sitz saß, kam zusammen mit
seinem Piloten ums Leben.
Nur vier Tage
später, am 9. Januar, geht der erste Tornado (43+66) des MFG1 verloren. Mehrere Maschinen aus Jagel waren
über der Ostsee unterwegs, um taktische Angriffe auf Schiffe zu üben.
Auf dem Rückflug stand Luftkampf auf dem Plan. Der Pilot zog das
Flugzeug in den fliegerischen Grenzbereich und verlor in den sehr tief
hängenden Wolken die Orientierung. Er war der Meinung, das Flugzeug in
dieser niedrigen Höhe nicht mehr unter Kontrolle bringen zu können und
entschied sich zu einem „bail-out“, einem Rettungsausschuss. 45 Minuten
später war die Besatzung gerettet.
Kommodore KptzS
Wewetzer und OLtzS Jungkunz demonstrierten im Frühjahr mit
Tornado 43+46 den absoluten Tiefflug durch Europa. Ganz
Mitteleuropa stand unter einem kräftigen Hochdruckeinfluß und es
herrschte gute Bodensicht - ein absoluter Schönwetterflug. Der gesamte
Flug führte in einer Höhe von 500 bis 1000 Fuß (ca.165 bis 330m) mit
einer mittleren Geschwindigkeit von 400 Knoten (ca. 720km/h) vom
italienischen Decimomannu
/Sardinien über Korsika und Südfrankreich ins Schleswig-Holsteinische
Jagel. Die 2100 km wurden in 2 ¾ Stunden zurückgelegt. Der Kraftstoff
hätte sogar bis weit nach Dänemark gereicht.
Der erste
Staffelaustausch mit Tornado verschlug das MFG1 vom 26. März bis 6.
April nach Lossiemouth (England) zum Geburtsort des MFG1. Zeitgleich
waren die Briten von der 12. Squadron mit ihren
Buccaneers
und einer antiquierten
Shackleton (Baujahr 1949) zu Gast in Jagel. Für wenige Tage wehte
der Hauch von Nostalgie über den Fliegerhorst Jagel. Die uralte Maschine
zog in Jagel eine Menge Interesse und Blicke auf sich.
Vom 22. bis 30. Mai
war die 6°Stormo/154°Gruppo aus dem italienischen Ghedi zum
Staffelaustausch in Jagel. Auch die Italiener fliegen seit kurzem mit
dem Tornado und so konnten erstmals Erfahrungen beider Seiten direkt
ausgetauscht werden.
Das Geschwader
präsentierte sich in diesem Jahr in ganz Europa und zeigte kräftig
Flagge. Einer der Anlaufpunkte für die Jagelaner war die
ILA
in Hannover. Weitere Besuche standen z.B. in Rhein-Main (US Air Force),
in Mildenhall (England), in Gardermoen (Norwegen), in Vaerløse
(Dänemark), in Ramstein (US-Air Force), in Aviano (Italien), in Hohn und
Husum auf dem Programm.
Am 4. Juni wurde die 175.000ste Gesamtflugstunde seit Bestehen des Geschwaders eingeflogen. In diesen Flugstunden verstecken sich 9090 Stunden auf Tornado, 131.910 auf F-104 Starfighter sowie 34.000 Stunden auf Sea Hawk, Gannet, Fouga Magister, Do-27 und P-149. Wenige Tage später konnte am 17. Juli durch OLtzS Klingler und LtzS Benn die 10.000ste Gesamtflugstunde auf Tornado erflogen werden.
Eine weitere
Meisterleistung gab es am 20. Juli, als ohne fremde Hilfe das Bordeigene
Navigationssystem im Tornado zwei Flugzeuge des MFG1 mit absoluter
Präzision auf den Flugplatz Lajes auf die Azoren führte. Die beiden
Maschinen starteten im portugiesischen Beja und flogen 850 Meilen quer
über den Atlantik Punktgenau nach Lajes. Die gemessene
Positionsabweichung nach dem langen Flug über das referenzlose Meer
betrug gerade einmal 3 Meter. Eine beachtliche Leistung der damaligen
Computertechnik an Bord des Tornado in einer Zeit, als das moderne GPS
System noch nicht existierte.
Am 28. August
besuchten im Rahmen einer Informationsreise 31 hohe Militärs aus 27
Ländern das MFG1. Kommodore Wewetzer begrüßte die hohen Offiziere. Unter
ihnen waren auch Generalmajor Konstantin Tscherjomuchin (sowjetischer
Verteidigungsattaché) und ein Vertreter der Volksrepublik China. Den
Besuchern wurde neben der Arbeit und Aufgabe des MFG1 auch der Tornado vorgestellt.
Teile des
MFG1 verlegten am 22. Oktober zum ersten Mal mit dem Tornado ins
italienische Decimomannu /Sardinien. Nachdem bei der Verlegung der Flugzeuge
von den zwölf in Jagel gestarteten Tornados nur zwei in Deci ankamen,
fand sich kurze Zeit später ein „toller“ Bericht im Nachrichtenmagazin
STERN. Nachdem die
Flugzeuge wieder eingesammelt waren, wurde für die Zeit der nächsten
sechs Wochen Bombenabwurf auf ein Radarziel, Tiefflug- und
Sturzflugabwurf auf das optische Ziel und Kanonenschießen auf ein 5 x 5
Meter kleines Tuch trainiert. Auch fürs nicht fliegende Personal gab es
eine Menge Abwechslung. Eine Strandparty und Ausflüge über die Insel
gehörten dazu. Am 28. November kehrten die Maschinen nach Jagel zurück.
Die 43+50 schaffte es, innerhalb der sechs Wochen nicht einmal repariert
werden zu müssen. Das ist eine beachtliche Leistung, für die z.T. doch
recht anfällige Technik des Tornados.
Der traditionelle
Familientag des MFG1 führte auch in diesem Jahr zahlreiche Besucher auf
den Flugplatz.
Vom 5. bis 10. November fand in Kropp/Jagel die „2.Materialerhaltungskonferenz Tornado“ statt. Die ca. 200 Teilnehmer aus Industrie und Bundeswehr wurden mit technischen Erfahrungen und Problemen am Tornado konfrontiert. |
1985
50 Jahre Flugplatz
Schleswig |
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Am 29. Januar besuchte der
stellv. Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte Nordeuropas (AFNORTH),
der dänische Generalleutnant Bent E. Amlet, das MFG1. Während seines
Aufenthaltes wurde er von Flottenadmiral
Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision)
begleitet. Nach der Begrüßung durch Kommodore KptzS Wewetzer, ließ er sich
ausgiebig über den Tornado informieren und zeigte sich dabei außerordentlich
interessiert und fachkundig. Ende Januar besuchten 2
türkische Offiziere und mehrere Begleiter das Geschwader. Sie ließen sich
nach einem zuvor besuchten Lehrgang am F-104 Starfighter-Simulator, der noch
immer hier in Jagel parallel zum Tornado-Simulator betrieben wird,
einweisen. Die Einweisung, die die praktische Handhabung des Simulators
beinhaltete, endete am 27. März. Einzig das kalte deutsche Winterwetter
bekam den türkischen Besuchern nicht sehr gut. Im März dieses Jahres
feiert
"DER NACHBRENNER", die Geschwaderzeitung des MFG1, seinen 20.
Geburtstag. Vizeadmiral
Bethge
und KptzS Wewetzer gratulierten zu diesem Ereignis. In der Zeit vom 17. -
27. März ist die 2.Staffel mit einigen
Tornados zum Staffelaustausch im süditalienischen Gioia del Colle zu Gast.
Der Flugplatz liegt in der Nähe von Bari. Das deutsche Kommando wurde mit
reichlich Pasta und Spumante begrüßt. Die gute Zusammenarbeit und
gemeinsamen Flüge mit den Italienern verlaufen zur vollen Zufriedenheit und
wurde in zahlreichen Festen gemeinsam gefeiert.
In
einer
P-3
Orion kam am 27. März der kommandierende
Oberbefehlshaber der amerik. Atlantikflotte Admiral
Wessley L. McDonald,
aus Luxemburg kommend, zum Kurzbesuch. In Jagel bestieg er zusammen mit
seiner Frau und einigen Stabsoffizieren eine
Sea
King, die ihn nach Glücksburg flog. Die
Rückreise erfolgte am 30. März, dann allerdings mit dem Ziel London. Für die Erprobung eines
neuen Tarnanstrichs wurde im April die 43+85 vom bisherigen NORM 76
„Weißbauchschwein“ bzw.
„Delphin-Anstrich“ auf eine Flecktarnung in verschiedenen blau-grau
Farbtönen NORM 87 umlackiert. Damit soll der bestmögliche Tarnanstrich
erreicht werden. Am 22. April wurden der
Wehrbeauftragte
Willi Weiskirch und Staatssekretär Günter
Ermisch durch den stellv. Kommodore FKpt Hanss und den
Geschwader-Militärpfarrer Hubrich begrüßt. Der Besuch kam anlässlich der 30.
Gesamtkonferenz der Evangelischen Militärseelsorge in Damp 2000. Am 6. Mai besuchte
Divisionär (Generalmajor)
Johann Ulrich vom österreichischen
Bundesheer im Rahmen einer Informationsreise das Geschwader. Er informierte
sich über Auftrag und Aufgaben der deutschen Marineflieger innerhalb des
Verteidigungskonzepts der NATO. Er zeigte sich außerordentlich am Tornado
interessiert. Im Rahmen der
Dienstaufsicht besuchte KptzS Reger (Führungsstab der Marine) das
Geschwader. Dieser, sein letzter offizieller Besuch, vermittelte KptzS Reger
die Gewissheit, dass er „sein Haus wohl bestellt“ an seinen Nachfolger
übergeben kann. In der Zeit vom 6. - 16.
Mai beherbergt die 1. Fliegende Staffel Gäste der 208. Squadron
aus dem schottischen Lossiemouth mit ihren zehn
Buccaneer. Grund
des Besuches war die Teilnahme an dem multinationalen NATO-Manöver „BRIGHT
HORIZON“. Neben dem gelungenen Manöver
waren auch zahlreiche Außerdienstliche Aktivitäten geplant. Dazu gehörte
auch der obligatorische „Hamburg-Wochenend-Dreikampf“
Fischmarkt-Hafengeburtstag-Reeperbahn. Im Rahmen einer
Europareise besuchte eine Gruppe kolumbianischer Stabsoffiziere unter
Leitung von Generalmajor Diaz das Geschwader. Auch in Mittelamerika weiß man
die hervorragenden Flugeigenschaften des Tornados zu schätzen und ließ sich
in dessen technischer Handhabung einweisen. Vom 28. Mai bis 7. Juni nahm das MFG1 am „TACTICAL-FIGHTER-MEET“ (TFM´85) in Karup/Dänemark teil. 84 Soldaten und 8 Luftfahrzeuge verlegten am Pfingstmontag nach Norddänemark. Gesunder Ehrgeiz und intakte Technik ließen zum Abschluss hervorragende Ergebnisse erwarten.
Zum ersten Mal seit acht
Jahren, verlegte das Hohner LTG63 nach Jagel. Instandsetzungsmaßnahmen an
den Flugverkehrsflächen des Hohner Fliegerhorstes zwangen das LTG63 mit
seinen
C-160
Transall, nach Jagel auszuweichen. Erst Ende
Juli verlegten die Hohner auf ihren eigenen Flugplatz zurück. Für den Zeitraum Mai-Juni
verlegte das MFG1 mit zwei Tornados nach Wittmund zum JG71. Anlass
des vierwöchigen Aufenthaltes dort, war das „TLP - Tactical Leadership
Programme“.
Vom 6. bis 12. Juni war die
11. Flottille (11F) aus Landivisiau
(Frankreich) mit vier
Super Etendard zum Staffelaustausch zu Gast.
Die 6 Piloten und 13 Techniker hatten neben den gerade einmal 4 Starts am
Morgen genug Zeit um Land und Leute kennen zu lernen. Die erstaunlich kleine
Abordnung der Franzosen fühlte sich sichtlich wohl.
Admiral Nipon Siridhara
(Oberbefehlshaber der königl. Thailändische Marine) besuchte vom 9. bis 16.
Juni die Bundesrepublik. Er wurde am 13. Juni mit militärischen Ehren in
Jagel empfangen und reiste anschließend für ein weiteres Besuchsprogramm mit
dem Hubschrauber nach Eckernförde ab.
General Mayor
Weldner (Chef des vereinigt. Generalstabes
der argentinischen Streitkräfte) besuchte am 14. Juni als Gast des
Generalinspekteurs der Bundeswehr den Fliegerhorst Jagel. Er wurde durch
Vizeadmiral
Mann (Befehlshaber der Flotte) und KptzS
Wewetzer (Kommodore) empfangen und begrüßt. Während eines Vortrages durch
das Flottenkommando wurde dem Gast Auftrag und Einsatz der Flotte unter
besonderer Berücksichtigung der Seeluftstreitkräfte erläutert. Bei einer
anschließenden Besichtigung eines Tornados und einem vorgeführten Überflug
konnte sich der General von der Leistungsfähigkeit dieses Flugzeugmusters
überzeugen. Nach einem Mitflug mit der
Br.1150 Breguet Atlantic zu Einheiten des
ständigen Einsatzverbandes der Flotte in das Skagerrak wurde die
argentinische Delegation durch den Generalinspekteur der Bundeswehr auf dem
Fliegerhorst Jagel verabschiedet. Dass der alltägliche
Flugbetrieb mit dem technisch hochkomplexen Tornado nicht immer ganz leicht
ist, will
DER SPIEGEL in Ausgabe
27/1985 heraus gefunden haben. Demnach
sollen geforderte Jahresflugstunden nicht erreicht werden oder eine große
Anzahl an Flugzeugen nicht Einsatzklar sein. Auch soll es Probleme mit dem
Flugsimulator geben und die Ausbildung darin nicht ganz der Realität
entsprechen. Am Vortag des Tages der offenen Tür ging der
Kommodore während einer Geschwadermusterung, geladenen Gästen und Ehemaligen
auf das Thema „50 Jahre Fliegerhorst Jagel“ ein. Dabei ging er auch auf
Kritik aus Teilen der Bevölkerung ein, dass mit dem Motto auch die
nationalsozialistische Zeit zwischen 1935 und 1945 mit einberechnet würde.
Es ist Sinn einer solchen Veranstaltung, das Geschwader vorzustellen, und
einen Einblick in die Ausrüstung und den Dienstbetrieb zu geben. „Die Jahre des Nationalsozialismus sind nicht
wegzudenken. Entscheidend sei, wie man mit ihnen fertig wird“. Der
Tag der offenen Tür wurde am 7. Juli mit dem Motto „50 Jahre Fliegerhorst
Schleswig/Jagel“ begangen. Endlos viele Autos und zirka 70.000 Besucher
fanden dafür den Weg nach Jagel auf die mittlerweile größte Militärbasis der
Bundeswehr. Über 100 Flugzeuge aus 11 Ländern standen zur Besichtigung aus.
Für Aufsehen sorgte die Flugvorführung diverser Flugzeuge, darunter eine
perfekte 12er Formation mit Marine-Tornados. Eine
Focke-Wulf Fw-44 Stieglitz erinnerte an die
Anfangstage des Fliegerhorstes vor 50 Jahren. Eine gemeinsame
Dreierformation von
Sea
Hawk,
F-104
Starfighter und
Tornado zeigten in einem unwiederbringlichen
Formationsflug, die drei beim MFG1 bisher eingesetzten Flugzeugmuster. Den
absoluten Höhepunkt der Flugvorführungen bildete das italienische
Kunstflugteam
Frecce Tricolorie. Ungewöhnlicher Besuch auf
dem Fliegerhorst Jagel sorgte für Unruhe bei der Geschwaderführung. Sie
fürchteten um die Start-, Landebahn, denn zwei
C-5 Galaxy der US Air Force landeten in Jagel.
Sie transportierten Navy Seals (amerikanische Kampfschwimmer)
mit Ausrüstung, Fahrzeuge und ein Schnellboot nach Deutschland, um an einer
deutsch-amerikanischen Übung in Eckernförde teilzunehmen. Noch nie zuvor
landete ein Flugzeug dieser Größenordnung in Jagel. Die Galaxy war zu dieser
Zeit das größte Transportflugzeug der Welt und wog vollgetankt ca. 360
Tonnen. Arbeitstitel: „Die Nr. 1 nach Amerika“. Nach monatelanger Vorbereitung starteten am 7. August vier Tornados in Richtung Beja (Portugal), wobei zwei dieser Flugzeuge das Fernziel Andrews Air Force Base in Washington vor Augen hatten. Der Flug nach Beja (Portugal) verlief ohne Probleme. 900 Meilen weiter westwärts landeten die beiden Maschinen zum Zwischenstopp auf den Azoren um zu übernachten und anschließend mit einer Luftbetankung zum 1250 Meilen entfernten kanadischen Gander weiter zu fliegen. Dort kam es beim Aufgeben des neuen Flugplanes zu einem kurzen aber freundlichen Wortwechsel mit einem Flugkapitän der DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG. Diese nutzte Gander als Tankstopp auf dem Weg nach Kuba. Der eine oder andere Passagier nutzte in der Vergangenheit diese Gelegenheit um stiften zu gehen. Während eine Marinebesatzung anschließend weiter nach Washington flog und dort am 9. August landete, konnte die andere Besatzung aufgrund eines technischen Defekts erst mit 15 Stunden Verzögerung in Gander starten. Es war die erste Landung eines Tornados in Washington überhaupt. An Bord der ersten Maschine: Kommodore KptzS Wewetzer und OLtzS Hovorka. Nachdem auch die zweite Maschine Washington erreichte, lag ein langes Wochenende vor den vier Marinesoldaten. Der Rückweg führte ebenfalls wieder über Gander. KptLt Jülich und OLtsZ Hovorka flogen nonstop per Luftbetankung in etwa 4½ Stunden direkt nach Jagel. Die andere Besatzung sammelte noch die in Beja zurück gelassenen Kameraden ein und flog dann ebenfalls nach Hause zurück. Am 14. August waren alle Maschinen nach Jagel zurückgekehrt.
Vom 26. August bis 12.
September nahm das MFG1 mit acht Tornados am „TACTICAL-FIGHTER-WEAPONY“ in
Aalborg/Dänemark teil. Die 80 Kommandoteilnehmer durchliefen in diesen Tagen
alle Höhen und Tiefen einer Verlegung. Am Himmel wurde mit/gegen die anderen
Teilnehmer wie z.B. F-104 Starfighter,
F-15,
F-16, sowie die heimischen Flugzeuge der
dänischen Gastgeber gekämpft.
Vom
23. September bis 18. Oktober ging es dann zum
„TLP“ (Tactical
Leadership Programme) nach Wittmund zum JG71 „R“. Dort wurden zusammen mit
Verbänden der US Air Force, der Royal Air Force sowie der Luftwaffe
taktische Luftoperationen unter Eloka-Bedingungen trainiert. Das MFG1 nahm
an dieser Übung mit zwei Tornados und 23 Technikern teil. Immer wieder kamen Besucher
nach Jagel. Neben Vertretern der
Nordatlantschen Versammlung, einem bedeutenden
Gremium der NATO besuchten auch Offiziersanwärter der US-Navy und der FONAC
(Flag Officer Naval Air Command) das Geschwader. Als Höhepunkt dieser
Besucherreihe kam Vizeadmiral Linley E. Middleton (Flag Officer Naval Air
Command) mit seiner Frau am 13. September. Begrüßt wurden sie alle durch
Kommodore, KptzS Wewetzer und dem Kommandeur Marinefliegerdivision,
Flottillenadmiral
Dubois. Neben Vorträgen und Gesprächen stand
eine Besichtigung und Vorführung des Tornados auf
dem Programm.
Mit Beginn des letzten Quartals des Jahres drehte
sich wieder einmal das große Personalkarussell im Geschwader. FKpt Hanss (stellv. Kommodore) ging in den Ruhestand
und übergab seinen Posten an FKpt Zahnert. In der Fliegenden Gruppe übernahm FKpt Rösch als
Kommandeur den Posten von FKpt Liche. Neuer stellv. Kommandeur wurde FKpt
Melcklenburg, der den Posten von FKpt Engel übernahm. In der Horstgruppe verließ im wahrsten Sinne des
Wortes „Hoch zu Roß“ FKpt Gneiting seinen Dienstposten als Kommandeur. Sein
Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter FKpt Hohnholz. In der Technischen Gruppe übernahm der bisherige
Chef der I-Staffel, KKpt von Schilling den Posten des S3 von seinem
Vorgänger KKpt Hesse. Die Instandsetzungsstaffel wurde anschließend von
KptLt Mischke geführt. Als neuer Chef der Nahschubstaffel konnte KptLt
Poetsch den Sessel von KptLt Brunke übernehmen. Am 1.
Oktober besuchte der Oberbefehlshaber der indonesischen Marine das
Geschwader. Einen Tag später, am 2. Oktober folgte Flottillenadmiral Dubois
(Kommandeur Marinefliegerdivision). Am 16. Oktober besuchte Vizeadmiral
Mann (Befehlshaber der
Flotte) den Jagelaner Fliegerhorst. Die Schießübung im
italienischen
Decimomannu wird am 23. September vom
Absturz eines MFG1-Tornado (43+49)
überschattet. Beim Verlegungsflug von Jagel nach Deci kam die Besatzung,
KptLt Poisel und OLtzS Jungkunz ums Leben.
Während einer eingeleiteten Rolle in 200 Fuß Höhe bekam das Flugzeug
Wasserberührung und zerlegte sich innerhalb weniger Augenblicke. Von der
Besatzung keine Spur und das Wrack liegt in 1600 Metern Tiefe.
Die Crew galt als
sehr erfahren, Pilot Poisel hatte vor einigen Wochen erst seine 2000ste
Flugstunde absolviert. OLtzS Jungkunz machte 1984 von sich Reden, als er
zusammen mit Kommodore Wewetzer im Tiefflug von Deci nach Jagel flog. Eine Aktion die weitaus
erfreulicher war, wurde durch KptLt Wita wieder ins Leben gerufen. Jeder
Deci-Teilnehmer weis um die seltene Blutkrankheit
Thalassämie
der Kinder Sardiniens, die durch Vererbung
übertragen wird, Bescheid. Auf einem eigens dafür eingerichtetes
Spendenkonto wurde Geld für eine spezielle Pumpe gesammelt, welche zur
Reinigung des Blutes von überschüssigem Eisen dringend benötigt wurde. Die
Hilfe durch Blutspenden der Kommandoteilnehmer aller dort übenden Verbände
gab es schon in den vergangenen Jahren. Bis heute versucht man durch
Spendenaktionen, den Inselbewohnern Sardiniens zu helfen. Ein
weiteres erfreuliches Ereignis und damit das absolute Highlight des
2.Kommandos in Deci war der Besuch von Papst Johannes Paul II. Am 18.
Oktober landete der Papst nach etlichen Gerüchten unter den
Kommandoteilnehmern, auf dem Militärflugplatz Decimomannu.
Alle Nationen der in Deci teilnehmenden Kommandos stellte eine kleine
Abordnung zur Begrüßung des Papstes. Ganze drei Soldaten des MFG1 durften an
der Begrüßungsfeier teilnehmen. Unter Beifall entstieg der
Papst seinem Flugzeug und wurde durch die geistliche und militärische
Führung offiziell auf dem Flugplatz Deci begrüßt. Der Papst nutzte diesen
Flugplatz zum einen als Ausweichflughafen, da der Zivilflughafen von
Cagliari wegen Reparaturarbeiten geschlossen war und zum andren, um Cagliari
und einigen anderen Städten der Insel einen Besuch abzustatten. Nach einer
Rede und der Segnung des anwesenden
Personals durch den Pontifex schritt der
Papst die angetretene Abordnung ab und
begrüßte fast jeden mit Handschlag. Katholiken küssen, so wie es sich
gehört, den Ring an der rechten Hand, so auch der Kommandoführer KKpt
Wagner. Mit tosendem Applaus wurde der Heilige Vater nach der Zeremonie
verabschiedet und flog mit einem Hubschrauber der ital. Luftwaffe zum Besuch
weiterer Gemeinden auf der Insel Sardinen weiter. Vom 5. bis 14. November
bekam die 2.Staffel im Rahmen eines Staffelaustausches den Gegenbesuch von
der 36°Stormo/156°Gruppo aus Gioia del Colle (Italien), bei denen die
Jagelaner bereits im Frühjahr zu Gast waren. Sie kamen mit vier Tornados aus
dem sonnigen Italien ins regnerische Jagel. Bei einer Welcome-Party wurden
schnell erste Kontakte geknüpft. Das Wetter machte gemeinsamen Flügen meist
einen Strich durch die Rechnung. Besuche der Städte Schleswig und Flensburg
und der Marineschule Mürwik standen als Ersatz parat. Wenn es dann doch mal
in die Luft ging, waren Piloten dänischer
F-16 und
schwedischer
J-35 Draken
erstaunt über die italienischen Mitflieger
über der Ostsee. Auch eine Besichtigung
des Zerstörers
Mölders
(D186) im Kieler Hafen, sowie ein Reeperbahnbesuch in Hamburg standen auf
dem Plan.
In der 2.
Fliegenden Staffel trat im November Lt Dave Hardwick (US-Navy) seinen Dienst
als Austauschpilot beim MFG1 an. Er kommt mit 1410 Flugstunden, 274
Flugzeugträgerlandungen (davon 93 bei Nacht) im Gepäck und besitzt neben der
Zulassung als Pilot auf Tornado noch die Lizenz für fünf weitere
Luftfahrzeugtypen. Das 30jährige Bestehen der Bundeswehr am 12.
November, beging das MFG1 mit einer Geschwadermusterung. Diese Musterung war
auch gleichzeitig die Jahresabschluss-Musterung. Der Kommodore nutzte diese
Gelegenheit um das laufende Jahr zu bewerten und einen Ausblick auf das
nächste zu geben. Das Geschwader war in diesem Jahr an über 20 Manövern und
Übungen beteiligt. Die Verlegungen nach Karup (Dänemark) und Deci (Italien)
hatten einen hohen Ausbildungswert. Er erinnerte auch an den schmerzhaften
Verlust einer Besatzung. Die Musterung wurde mit der Ehrung von zahlreichen
Soldaten abgeschlossen. Mit dem Dank für die geleistete Arbeit aller
Geschwaderangehörigen und dessen großen Einsatz für das gemeinsame Ziel, den
Frieden in Europa zu erhalten, schloss KptzS Wewetzer (Kommodore) die
Musterung. Zum Jahresende konnte das MFG1 die 21.000ste Geschwaderflugstunde auf Tornado einfliegen. 7825 Stunden davon konnten in diesem Jahr verbucht werden. Das sind rund 1200 Flugstunden mehr, als noch im letzten Jahr. |
1986
zwei Geschwader in
Jagel |
||||||||||
Gleich zum
Jahresbeginn ist das Personal des Geschwaders wieder einmal für eine
Übung im Land unterwegs. Vom 8. -31. Januar wird zum „TLP“ (Tactical
Leadership Programme) ins ostfriesische Jever verlegt.
Eine Abordnung der
1. schweren Marinesicherungskompanie besuchte vom 7. bis 13. Februar die
befreundete Reservistenkameradschaft des Kreises Fulda und das dort
stationierten 11th Armored Cavalry Regiment der US-Army. Die Gastgeber
hatten ein umfangreiches Programm für die gemeinsamen Tage aufgestellt.
Dazu gehörten z.B. ein Faschingsball der Black Horses, ein
Pistolenschießen und viele gemeinsame Feiern. Im Schloss zu Fulda fand
in Anwesenheit der Jagelaner die Eröffnung des Rosenmontags statt. Die
US-Army Band Berlin sorgte für die musikalische Unterhaltung.
Tornado-Erstflug nach Gibraltar. Am 21. Februar starteten zwei
Tornados zu einem Cross Country Flug nach Gibraltar.
Cross Country
ist die kurze Bezeichnung für Langstreckennavigationsübungsflug. Der
Hinflug verlief ohne Probleme und beide Maschinen landeten bei
herrlichem Wetter auf dem südwestlichsten Zipfel Europas. Als erster
Tornadopilot betrat Kommodore KptzS Wewetzer Gibraltar.
Auf dem Rückflug erlebten der Kommodore und sein WSO eine böse
Überraschung. Die Klimaanlage im Tornado fiel aus und so froren die
beiden „Stein und Bein“. Zu allem Übel waren auch die Temperaturen in
Jagel nicht gerade die höchsten.
Ebenfalls am
21. Februar flogen vier Tornados zu einem Abschiedsbesuch nach Baden.
Die Schwesterstaffel der 1. Fliegenden Staffel des MFG1, die 411.
Squadron der RCAF (Royal Canadian Air Force) wurde von Baden-Söllingen
nach Kanada zurück verlegt. Das Silver Fox Squadron, so der Beiname der
411. Squadron, stellt nach ihrer Rückkehr in die Heimat ihre bisherigen
CF-104 Starfighter
außer Dienst und schult auf die
F-18 Hornet um.
Über 10 Jahre
hielt die intensive Verbindung mit den Kanadiern.
Seit Anfang
März geht es in Jagel ziemlich hektisch und eng zu. Zu den
Geschwadereigenen Tornados gesellten sich 40 F-104 Starfighter des MFG2
aus Eggebek. Der Nachbarfliegerhorst in Eggebek wird für die Einführung
des Tornados im August umgebaut. Damit werden die F-104 Starfighter aus
der Marine ausgemustert. Das MFG1 stellte für den gesamten Aufenthalt
der Nachbarn aus Eggebek Hallenplätze und Lagermöglichkeiten zur
Verfügung. Der eigene technische Betrieb wurde dadurch erheblich
beeinflusst. Während der gemeinsamen Zeit wurde durch KKpt Riemke vom
MFG2 die
300.000ste Luftfahrzeugstunde der Marine auf der F-104G Starfighter
eingeflogen. Über 170.000 Stunden wurden allein vom MFG2 geflogen.
Flottillenadmiral
Dubois
(Kommandeur Marinefliegerdivision) würdigte dieses Ereignis in einer
Feierstunde und dankte allen Soldaten und Zivilisten der beiden
Geschwader. Die Rückverlegung nach Eggebek erfolgte zur Erleichterung
aller Anwohner
im September.
Ein besonderer
Meilenstein in der Geschichte fand im ersten Quartal „fast unbemerkt“ im
Kasernenbereich in Kropp statt. Bereits 1973 wurde der Antrag zum Anbau
und der Erweiterung des Unteroffiziersheimes gestellt. Seitdem gab es
ständig Rückschläge und Verzögerungen. Waren es die ersten Pflöcke, die
1978 endlich in den Boden geschlagen und später wieder entfernt wurden,
folgten nun nach neuerlichen Eingaben der Druck der zunehmenden Zahl der
heimberechtigten Unteroffizieren. Nun endlich, nach 10 Jahren erfolgte
im Jahr 1983 die Einstufung in die höchste Priorität der Baumaßnahmen.
1985 stand dann sogar schon der Baubeginn fest. Im ersten Quartal `86
wurde nun endlich der Grundstein gelegt. Eine Hülse mit Gedenkmünzen,
eine Tageszeitung, der Grundriss und eine Urkunde wurden „versenkt“. Mit
drei Hammerschlägen und den besten Wünschen für den weiteren Bauverlauf
ging dieser Akt zu Ende.
Ein Pakistanischer
Admiralstabslehrgang besucht am 18. März das Geschwader. Sie ließen sich
über Einsatz und Auftrag des MFG1 und des Tornado informieren.
Am 1. April
feiert die Flugabwehrstaffel ihren 15. Geburtstag. Zu den Aufgaben der
Staffel gehört, den Fliegerhorst gegen Luftangriffe und Luftlandungen zu
schützen. Es war ein schwieriger Beginn zu den Anfängen im Jahr 1971.
Ohne ausreichend Material, kaum vorhandene Vorschriften und einheitliche
Vorgaben, aber mit gewaltig viel Optimismus und Tatendrang ist die
Aufstellung der Staffel durch den Willen und die Einsatzbereitschaft
einiger weniger Männer geglückt. Es gab viele Tiefschläge, aber auch
Höhen auf die es zurückzublicken gilt. In naher Zukunft soll die Staffel
mit dem Waffensystem „Roland“
ausgerüstet werden.
Die Flagge
Japans wehte am 15. Mai am VIP Dispersal, dem Ort an dem alle Besucher
die per Luftfahrzeug anreisen, begrüßt werden. Eine japanische
Militärdelegation bereiste die Bundesrepublik um sich unter anderem auch
umfassende Informationen über den Tornado zu verschaffen.
In den
nächsten Tag gaben sich noch mehr Besucher die Klinke in die Hand. Ein
kurzer Ausriss aus der Besucherliste zeigte: 40 Professoren der
Universität München, 13 Personen eines Lehrgangs der
Marineschule Mürwik,
35 ehem. Offiziere des Stabes Marinefliegerdivision, 27
Schulaufsichtsbeamte und Berufsschulleiter aus Frankfurt/Main und so
weiter. Mit einer Truppe von gleich 88 Mann schlugen Angehörige und
Reservisten des 11th ACR (Armored Cavalry Regiment) der US-Army aus
Fulda auf. Eine Abordnung der 1. schweren Marinesicherungskompanie
besuchte erst im Februar die befreundete Reservistenkameradschaft der
11th ACR in Fulda.
Am 18. Juni wurde
nach acht (!!!) Jahren das Richtfest der neuen Fahrzeughalle der
Feuerwehr gefeiert. Nachdem im Jahre 1978 neue Feuerlöschfahrzeuge dem
Geschwader zugeführt wurden, stellte man fest, dass diese nicht in die
alten Hallen passen.
Die Militärische Bedarfsforderung wurde gestellt und die Bauarbeiten
begannen dann auch recht schnell. Die komplizierten undurchschaubaren
bürokratischen Wege in der Materialbeschaffung der Bundeswehr machten
dem Vorhaben aber einen Strich durch die Rechnung. Ganze acht Jahre
zogen sich die Bauarbeiten hin. Teilnehmer des Richtfestes waren dann
die beteiligten Baufirmen, das Landesbauamt, die Finanzverwaltung, die
STOV, die örtliche Bauleitung und viele Leute, die keiner kannte. Die
künftigen Nutzer standen derweil abseits und sahen den schönen
Richtkranz langsam vor sich hinwelken. Über zwölf Wochen ließ sich kein
Handwerker sehen, um mit dem Innenausbau weiter zu machen. Somit standen
die Fahrzeuge nach über acht Jahren noch immer unter freiem Himmel. Am 8. September
konnten zwei neue Fahrzeuge übernommen und in Dienst gestellt werden. Das
FLKfz 3000
war ein
Pulverlöschfahrzeug mit 3000kg Pulver an Bord. Das Fahrzeug ist mit vier
Mann Besatzung in der Lage, mittels Stickstoff seine 3000kg Pulver aus
sicheren 45 Meters Abstand, innerhalb von 85 Sekunden auf den Brandherd
abzugeben. Das 17,6 Tonnen schwere Fahrzeug kann mit seinem 320 PS Motor
bis auf 100 km/h beschleunigen. Der Aufbau der Fahrzeuge erfolgte aus
einem einheitlichen Baukastenprinzip, welches auf einem Grundfahrzeug
von
FAUN
hergestellt wurde. Das zweite Fahrzeug war ein FLKfz 3500, ein Fahrzeug
mit 3500 Liter Wasser, 400 Liter Schaummittel und 750 kg Pulver an Bord.
Das ebenfalls auf FAUN basierende Grundfahrzeug verfügt auch über den
gleichen 320 PS Motor und bringt 22 Tonnen auf die Waage.
Ein drittes Fahrzeug folgte etwas später, war etwas kleiner und verfügt
„nur“ über 1000 Liter Wasser, 100kg Schaummittel, 2x 50kg Löschpulver
und 1x 50kg Halon. Die dreiköpfige Besatzung verfügt zusätzlich über
eine Pritsche mit Rettungsbühne, um Lfz Besatzungen bergen zu können.
Dieses FLKfz 1000 basiert auf einem Mercedes-Benz Unimog U 1300 L.
Nun waren die neuen Fahrzeuge plötzlich da und man stellte überrascht
fest, die passen ja gar nicht mehr in die halb fertige Halle mit rein.
Die Militärische Bedarfsanforderung über einen Neubau/Anbau war schnell
geschrieben und weckte bei vielen Aufgrund der rasend schnellen
Umsetzung solcher Vorhaben tatsächlich Hoffnung auf ein erneutes
Richtfest im Jahre 1994.
Von der
fliegerischen Leistungsfähigkeit des Tornados überzeugte sich am 7. und
8. Juli Vizeadmiral
Hans-Joachim Mann
(Inspekteur
der Marine) während eines Mitfluges persönlich. KKpt Dodel hatte die
erfreuliche Aufgabe, seinen höchsten Chef auf dem Rücksitz seines
Tornados mitzunehmen. Vorangegangen war tags zuvor eine intensive
Einweisung und ein bestandener Simulatorflug. Nach der Landung zeigte
sich der Flottenchef sehr beeindruckt vom Tornado.
Am 9. Juli
stattete Air Chief Marshal
Michael Beavis
(stellv. NATO-Oberbefehlshaber Europa Mitte) von der Royal Air Force,
dem Marinefliegergeschwader einen Besuch ab. Er informierte sich über
die Einbindung des Tornados in Aufgabe und Auftrag der deutschen
Seeluftstreitkräfte. Des Weiteren informierte er sich über fliegerische
Aus- und Weiterbildung im Verband.
Zu einem Kurzbesuch
kam auch
Richard Burt (amerikanischer Botschafter in Deutschland) nach
Jagel. Er wurde
von
Marineattaché, Capt. Anson sowie von Flottillenadmiral
Liebig
(stellv.
Befehlshaber der Flotte) begleitet.
Der Kommodore begrüßten die Gäste.
Die 25.000ste
Flugstunde auf Tornado wurde am 21. Juli erflogen und mit einer kleinen
Shelterparty gefeiert. In einer Ansprache ließ der Kommodore KptzS
Wewetzer Revue passieren; „Mit dem Tornado wurden 25.000 Flugstunden in
nur rund 4 Jahren geflogen, während es bei Starfighter fast 5,5 Jahre
dauerte, bis das gleiche Flugstundenaufkommen erreicht werden konnte.“
Die Flugstunden wurden durch 74 Piloten und 73 WSO`s in 15.400 Sorties
erbracht. Dabei wurden ca. 16.000.000 Flugkilometer absolviert,
200.000.000 Liter Kraftstoff verbrannt und 1800 Fahrwerksreifen
verschlissen. Bei 100 Manövern und Ausbildungsvorhaben wurden über
10.000 Übungsbomben abgeworfen und ca. 35.000 27mm-Geschosse aus der
Bordkanone ins Ziel gebracht. Mächtige Zahlen, aber als Wehrmutstropfen
ist auch der Verlust von zwei Maschinen zu beklagt, vor allem aber auch,
dass eine Besatzung dabei ihr Leben verlor. Zur Erinnerung an die
25.000ste Stunde, bekam das Geschwader vom Tornado-Hersteller PANAVIA
ein Tornado-Modell mit einer Glückwunsch-Inschrift überreicht. Beim
anschließenden gemütlichen Teil bei Bier und Würstchen wurden gleich die
anwesenden Spanier begrüßt, die zum Staffelaustausch eingetroffen waren.
Für einen
Staffelaustausch verlegte die 1.Staffel des MFG1 vom 16. bis 25. Juli
mit vier Tornados und 60 Techniker ins spanische Valencia zum ALA 11.
Die spanischen Marineflieger fliegen hier die
Mirage III C. Die Gastgeber unterstützten die Deutschen
Marineflieger indem sie bei personellen und materiellen Problemen
halfen. Das Wetter mit hochsommerlichen Temperaturen lockte am
arbeitsfreien Wochenende zu einem Ausflug an den Strand. Auch ein
gemeinsames Essen durfte nicht fehlen. Die Spanier luden zu einer
vorzüglichen Paella ein. Das MFG revanchierte sich mit kühlem deutschem
Bier. Auch Geschwaderangehörige der 1.Staffel des ALA 11
verlegten mit
vier Maschinen und 28 Technikern im
gleichen Zeitraum ins Schleswig-Holsteinische Jagel. Die spanischen
Besucher übten zusammen mit den deutschen Piloten und ermöglichen sogar
das Mitfliegen in der Trainerversion einer Mirage III. Mit Weinbrand,
Wein und Schinken wurde zum Abschluss kräftig gefeiert.
Während des
Rückfluges nach Jagel in vierer Formation musste eine Maschine (43+46)
wegen Hydraulikproblemen auf dem südfranzösischen Marinefliegerhorst
Nimes landen. Nach der Problembehebung und einem Startversuch der
Triebwerke, brach nach kurzer Zeit Feuer im Heck des Tornados aus. Die
französische Feuerwehr war blitzartig zur Stelle, aber in Unkenntnis der
Feuerlöschmöglichkeiten beim Tornado pumpten die Feuerwehrmänner unter
Hochdruck 1,2 Tonnen (!!!) Löschmittel in alle (!!!)
verfügbaren Öffnungen des Flugzeugs. Damit war die Maschine endgültig
auf französischem Boden festgenagelt und wurde wenig später von
Technikern zerlegt und per Straßentransport auf einem Tieflader nach
Erding/Bayern in die Luftwaffenwerft 11 transportiert. Für den
1500 km
langen
Transport mussten die Tragflächen, das Seitenleitwerk und diverse andere
Bauteile entfernt werden. Die Reparatur dauerte einige Monate, wobei das
Flugzeug fast komplett zerlegt wurde.
Damit dem Jagelaner Personal nicht zu „langweilig“ wird, ging es vom 18.-22. August zu einer Übung „mal eben schnell“ ins dänische Aalborg.
Der 18. Unna Marsch über 100km war am 6. September das Ziel einer gut
trainierten Mannschaft der Flugabwehrstaffel. Über 780 Teilnehmer, davon
10 Marschgruppen starteten in den Abendstunden. Ziel war es, gemeinsam
anzukommen. Zur Marschgruppe des MFG1 gehörte ein Versorger, der per
Fahrrad immer wieder voraus fuhr, um den Abstand zu den anderen
Marschgruppen mitzuteilen. Außerdem führte er die wichtigste Motivation,
die Marschverpflegung in Form von Koteletts, Frikadellen, Obst, Eiern
und jeder Menge Getränken immer mit sich. Bei Kilometer 60 gab es eine
kleine Rast von 15 Minuten und so langsam kam auch die Erkenntnis, man
bis jetzt scheinbar alle anderen Marschgruppen überholt haben müsste. AB
Kilometer 80 kämpfte der innere Schweinehund mit den Marinesoldaten.
Total erschöpft war dann das Ziel endlich erreicht. Mit Musik und unter
stürmischem Beifall überquerte das Team die Ziellinie. Mit 15:02 Stunden
hatten sie einen neuen Streckenrekord aufgestellt, über 90 Minuten unter
der alten Bestmarke. Nach Versorgung kleinerer Blessuren und 16 Stunden
Schlaf am Stück waren alle Strapazen vergessen. Mit Pokal, Urkunden,
Medaillen und jeder Menge Stolz im Gepäck ging es zurück nach Hause.
Das MFG2 im
benachbarten Eggebek wurde ab dem 15. September personell von fliegenden
Besatzungen des MFG1 unterstützt. Anlass war die Aufnahme des
Flugbetriebes mit dem Tornado im MFG2. Nur wenige Tage zuvor, schauten
viele Geschwaderangehörige des MFG2 am 11. September den beiden letzten
F-104 Starfightern mit Wehmut nach, die in den Landesfarben Schleswig
Holsteins lackiert, in den Wolken verschwanden. In einem der letzten
Starfighter saß der Kommandeur der Marineflieger, FlAdm Dubois höchst
persönlich, um seinen „letzten Flug“ zu absolvieren. Nach 2300
Flugstunden endete seine fliegerische Laufbahn. Mit dem Ausphasen der
letzten Flugzeuge endete die Ära Starfighter in der deutschen
Marinefliegerei für immer.
Gleich zwei
große NATO-Manöver standen im September und Oktober dem MFG1 ins Haus.
Dem Manöver „NORTHERN
WEDDING“
folgte unmittelbar im Anschluss „BOLD
GUARD“. An der NATO-Großübung „BOLD
GUARD `86“,
die alle vier Jahre durchgeführt wird, nahmen etwa 65.000 Soldaten aus
fünf NATO-Ländern teil. Neben einer Anzahl von taktischen
Manövereinsätzen mit dem Tornado hatte das Geschwader den Auftrag, die
übenden Truppen durch Bereitstellung von Personal, Material und
Einrichtungen auf dem Fliegerhorst und im Unterkunftsbereich zu
unterstützen. Für etwa 2500 Beteiligte war Jagel für einige Zeit Heimat
und Drehscheibe.
Für
Materialtransporte flogen fast täglich
C-130 Hercules,
C-141 Starlifter
und
C-5 Galaxy Transportflugzeuge der US Air Force von und nach
Jagel. Mit ihrer enormen Größe machten sie den Tornado zum Winzling.
Am 3. November
erreichte ein Hilferuf der deutschen Botschaft in Ankara (Türkei) das
MFG1. Eine Geschwadereigene Maschine ist während eines Cross Country
Fluges mit Triebwerksproblemen auf dem Militärflugplatz Mürted liegen
geblieben. Am nächsten Tag wurde Material und Personal in eine
C-160 Transall
verladen und mit mehreren Zwischenlandungen wurde dann nach Mürted
„gehoppelt“. Die liegen gebliebene Maschine wurde mit vereinten Kräften
in eine Halle geschoben. Eine Schleppstange und ein Schlepper standen
vor Ort nicht zur Verfügung. Damit die Maschine schnellstmöglich fertig
wird, entschloss man sich das defekte Triebwerk zu wechseln, ohne wie
sonst üblich, nach dem Fehler zu suchen. Während der Arbeit am Tornado
stellte sich heraus, dass auch die Transall ein Problem hatte und der
Fehler ohne Ersatzteile nicht zu beheben war. Techniker und Material
mussten aus Hohn eingeflogen werden. Der Tornado war am nächsten Tag
flugklar und startete am Mittag nach Jagel. Die kurze Freizeit der
Techniker wurde für einen Ausflug genutzt. Nach der Reparatur der
Transall erfolgte zwei Tage später der Rückflug nach Hause. Bei einem
Zwischenstopp auf Kreta wurde weiteres Material aufgenommen und die
Transall schon wieder repariert. Nach 7 Stunden Flug erfolgte dann die
Landung in Hohn.
In der
Lärmschutzhalle fand am 21. November ein weiteres Jubiläum statt. Der
500ste Triebwerkslauf eines Tornado (43+65) wurde durch einen zivilen
Mitarbeiter erfolgreich durchgeführt.
Im Rahmen einer
Informationsveranstaltung besuchten am 3. Dezember Bürgermeister und
Gemeindevertreter des Amtes Stapelholm das Geschwader. Fragen, Tiefflüge
betreffend, wurden dabei genauso angesprochen, wie der als störend
empfundene Überschallknall. Großes Interesse fanden die hochmoderne
Technik und der Flugbetrieb mit dem Tornado. Abschluss des Besuches
bildete ein geselliges Beisammensein mit Angehörigen des Geschwaders.
Als
Drehscheibe für Besucher und Vorführverband in Sachen Tornado war das
MFG1 über die Grenzen Europas hinaus mittlerweile bekannt. Am 6.
Dezember (evtl. 6.Januar 1986, noch klären) besuchte Kapitän zur See
Carlos Rabacio
(Militärattaché Argentinien) das Geschwader. Im Hinblick auf seine
künftige Verwendung als Kommodore eines argentinischen
Marinefliegergeschwaders nahm der Gast an allen Relevanten Abläufen des
MFG1 teil.
Ein nüchtern
aufgesetzter Staffelbefehl gab Auskunft über ein Geschehen, das jedes
Jahr am 6. Dezember zu einem der wichtigsten Ereignisse im Dienstablauf
eines jeden Waffenmixers, Pulversackes, bzw. Pyromanen zählt, die
Huldigung der Heiligen Barbara. Die Party wurde unter Mitwirkung aller
am Waffen- und Munitionsgeschäft beteiligten Werkstätten und
Teileinheiten in einem festlichen Rahmen abgehalten. Bei reichlich Bier
und Essen wurde dann z.T. sehr lautstark gefeiert und gesungen. Humor
und Trinkfestigkeit zählen zu den wichtigsten Voraussetzungen eines
jeden Barbarajüngers. Der anwesende Kommodore, KptzS Wewetzer erhielt,
auf Grund seiner musikalischen Ambitionen, die goldene Stimmgabel
verliehen. Er sang zwar nicht sonderlich schön, aber dafür besonders
laut.
Zum Jahresabschluss
trafen sich wieder einmal Jäger auf dem Marine-Fliegerhorst. Morgens
gegen 9.00 Uhr wurde zur Jagd auf Hasen angeblasen. Bis zum späten
Nachmittag konnten 15 Hasen erlegt werden. Das bejagen von Wild auf dem
Fliegerhorst dient der Flugsicherheit und wird daher in regelmäßigen
Abständen wiederholt.
Ende einer Ära - am
18. Dezember wurde der letzte Simulatorflug durch Piloten des MFG2 in
Jagel durchgeführt. Der Flugsimulator für die F-104G Starfighter wurde
parallel zum Simulator für den Tornado in Jagel betrieben. Symbolisch
schaltete KptzS
Engelmann
(Kommodore MFG2) den Hauptschalter für immer aus. In Anwesenheit von
FKpt Zahnert (stellv. Kommodore MFG1), KptzS Engelmann (Kommodore
MFG2) und Offizieren des MFG2, sowie des Simulator-Personals vom MFG1 &
MFG2 fand eine kleine Feierstunde statt. Der „Flugbetrieb“ des F-104
Simulators wurde im September 1965 in Betrieb genommen. Von 1965 bis
1983 war das MFG1 der vorwiegend alleinige Nutzer, von 1983 bis jetzt
zum Schluss das MFG2 aus dem benachbarten Eggebek.
58.075
„Flugstunden“ hat das gute Stück am Ende auf dem Buckel. Im Januar und
Februar des nächsten Jahres wurde er abgebaut, zerlegt und der
türkischen Luftwaffe zur weiteren Nutzung zugestellt. Das Rentenalter
hatte der Simulator damit also noch nicht erreicht. Beim Technischen
Leiter des Simulators, Herr Buckup sah das ganz anders aus. Er wurde im
Rahmen der anschließenden kleinen Feierstunde in den Ruhestand
verabschiedet.
Das Jahr konnte im Dezember mit über 8500 Flugstunden, Manövern und jeder Menge Besuchern unfallfrei beendet werden. Im Rahmen der Flugstundenbilanzen blickt das MFG1 zum Jahresausklang auf 195.000 Gesamtflugstunden zurück. Schon am Anfang des Jahres meldete die GCA-Anlage den 210.000sten Radargesteuerten Anflug auf den Fliegerhorst. Im Jahr 1986 besuchten zudem 2170 Gäste das MFG1. Unter ihnen hochrangige Politiker und Militärs, Generäle, Botschafter und Schülergruppen. „KALTE FÜSSE“, „TLP“ in Jever, „DASEX“, „BLUE HARRIER“, „NORTHERN WEDDING“ oder aber auch „BOLD GAME“ waren nur einige der Manöver und Übungen in diesem Jahr. |
1987
neuer Kommodore im MFG
1 |
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Vom 5. bis 23. Januar
fand erstmals ein ABDR-Lehrgang im MFG1 statt. Das Ziel von ABDR (Aircraft
Beattle Damage Repair) ist, mit einfachsten Mitteln und Verfahren in
kürzester Zeit Gefechtsschäden an Luftfahrzeugen effektiv zu beheben. Als
Ausbildungs-Lfz stand eine ausgemusterte
F-104G Starfighter
des MFG2 zur Verfügung. Um die Wirkung von gegnerischem Beschuss
realistisch darzustellen, wurde die Flugzeugzelle mit einer Spitzhacke und
einer Brechstange bearbeitet. Anschließend begann die Reparatur der Zelle,
der Steuergestänge, Kraftstoff-, Hydraulikleitungen und der Elektrik mit
selbst angefertigten Teilen. Die Reparatur braucht nicht schön zu sein,
sie muss nur funktionieren. Improvisieren ist dabei Trumpf.
Gemeindevertreter des
Amtes Hütten besuchten am 12. Februar das MFG1. Wie auch ihre Amtskollegen
des Amtes Stapelholm, wurde der Besuch über den Tiefflugbetrieb in
Schleswig Holstein informiert. In einer anschließenden Diskussion stand
das Thema Fluglärm im Mittelpunkt. Während der Besichtigung des
Fliegerhorstes mit seinen Instandsetzungseinrichtungen für den
Tornado, konnten sich die Teilnehmer ein Bild darüber machen,
welche Maßnahmen zur Vermeidung unnötiger Belästigung der Bevölkerung
unternommen werden.
Im Laufe des
Januar und Februar wurde der
ausgemusterte Flugsimulator für F-104 Starfighter abgebaut, zerlegt und
zur weiteren Verwendung der Türkischen Luftwaffe zugeführt.
Mitte Februar
besuchte auf Einladung von Vizeadmiral
Mann
(Inspekteur der Marine) und Vizeadmiral
Rehder
(Befehlshaber
der Flotte) eine Delegation des britischen Unterhauses das MFG1. Sie
informierten sich über maritime Nordflankenprobleme aus deutscher Sicht.
Die Delegation wurde vom “Chairman of the Defence Committee”, Mr.
Michael Mates angeführt.
Die Besucher wurden hier über den Auftrag des
Geschwaders informiert und waren von der Leistung sehr beeindruckt.
Vom 18. Februar
bis 1. April ging es in diesem Jahr zum Schießabschnitt nach Deci. Die 137
Kommandoteilnehmer des MFG1 spendeten 15 Liter Blut für die Kinder
Sardiniens, die an der Blutkrankheit
Thalassämie
leiden. Zusätzlich kamen 1.300.000 Lire, das
entsprach den gespendeten 1860-, DM (ca. 951 Euro) zusammen.
Seinen letzten
Flug absolvierte der Kommodore, KptzS Wewetzer am 25. März im Geschwadereigenen Tornado (43+55). Nach 27 Jahren
„Fliegen für die Marine“ verabschiedet er sich mit einer Gesamtflugzeit
von 4329 Stunden aus der aktiven Fliegerei. Er wurde nach der Landung
gebührend mit einem roten Teppich empfangen. Die Feuerwehr sorgte
anschließend mit ein „wenig“ Wasser für Abkühlung. Mit der Abgabe des
Geschwaders und der Versetzung nach Karup (Dänemark) wird er den
Steuerknüppel gegen einen Golfschläger tauschen um die überschüssige
Energie abzubauen. Er übernimmt dort den NATO-Befehlsstab „COM-NAV
BALTAP“. Flottenadmiral
Dubois
(Kommandeur Marinefliegerdivision) der selbst einmal Kommodore des MFG1
war, hob in einer Rede die Verdienste Wewetzter‘s hervor. In seine
Amtszeit fiel die Umrüstung auf Tornado mit all seinen Schwierigkeiten.
Knapp 30.000 Flugstunden wurden bisher darauf eingeflogen. In seiner
Abschiedsrede bedankte er sich bei allen Geschwaderangehörigen für das
Vertrauen, den Einsatz und das Engagement. Er wurde mit einem dreifach
Hurra, Salutschüssen durch die Abwehrbatterie sowie einem Überflug von
Tornados in niedriger Höhe verabschiedet.
Für seinen
Nachfolger, KptzS Lutz-Uwe Gloeckner, ging mit der Übernahme des
Marinefliegergeschwader 1 am 27. März ein lang gehegter Wunsch in
Erfüllung. Er
ist im Geschwader kein Unbekannter. Von 1961 bis 1974 diente er als
Einsatzpilot im MFG1. Später durchlief er verschieden führende Positionen
in der Marine. Bei diesem Kommodorewechsel trafen sich alle acht
ehemaligen und der amtierende Kommodore des MFG1 zu letzten Mal. Ein
gemeinsames Foto vor der Offiziersmesse zeugt von diesem Ereignis.
Einen
hervorragenden Erfolg verbuchten die Hundeführer der STAN-Wache. Herr
Langos, Herr Ivers und Herr Mielenz räumten beim Leistungsvergleich der
Diensthundeführer vom 5. – 7. Mai so ziemlich alles ab, was es zu gewinnen
gab. Ausschließlich erste und zweite Plätze belegten die MFG1-Vertreter
mit ihren Diensthunden Kerry, Rex und Wino beim JaboG36 in Rheine/Hopsten.
Das neue
Unteroffiziersheim wurde am 12. Juni im Kasernenbereich in Kropp eröffnet.
Zur Einweihung kamen u.a. hohe Gäste wie z.B. Flottillenadmiral Dubois
(Kommandeur Marinefliegerdivision), KptzS Gloeckner (Kommodore), Peter
Kurt Würzbach
(parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverteidigungsminister) und
auch die ehemaligen Kommodore Wewetzer und Scholz.
Eine weitere
Einweihungsfeier fand am 7. Juli in der Sporthalle auf dem Flugplatz
(gegenüber T-Stab) statt. In Anwesenheit des Kommodore wurde das 1.
Fitnessstudio des MFG1 übergeben.
Am 23./24. Juni
besuchte Admiral
Carlisle Trost (Befehlshaber der US-Navy)
das Geschwader.
Zeit, um die
Sektkorken knallen zu lassen. Das Geschwader konnte am 16. Juli das stolze
Jubiläum von 200.000 Gesamtflugstunden feiern. Diese Flugstunden wurden im Wesentlichen mit der
Sea Hawk (7.500 Std.), der
F-104G Starfighter
(132.000 Std.) und der
PA-200 Tornado
(34.000 Std.) geflogen. Die restlichen noch fehlenden Stunden wurden mit
dem U-Boot Jäger
Gannet und den Schul- und Verbindungsflugzeugen
Fouga Magister,
Do-27 und
Piaggio P-149 erbracht. Der Kommodore würdigte in
seiner Rede das
professionelle Niveau und die besondere Leistung aller
Geschwaderangehörigen. Er gedachte aber auch allen denen, die im Dienst
ihr Leben verloren. Er erinnerte an die zahlreichen Beeinträchtigungen
durch den Fluglärm, aber auch an die Notwendigkeit diesen Einsatz zu
leisten, um Frieden und Freiheit zu garantieren. Auch der wirtschaftliche
Faktor den die etwa 2000 Geschwaderangehörigen und dessen Familien für die
Region darstellen waren Punkte seiner Ausführungen. Der Kommodore
appellierte an die Soldaten, die zivilen Mitarbeiter und die anwesenden
Ehrengäste, weiterhin vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. Zu den
Ehrengästen dieses Tages gehörten z.B. Kreispräsident Franzen, die
Bürgermeister
der umliegenden Gemeinden und Vertreter der Firma MBB.
San Francisco
wir kommen!!! Das ist das erklärte Ziel. Vom 10. bis 21. August verschlug
es im Rahmen eines Cross Country Fluges drei MFG1
Tornados und eine
Br1150 Breguet Atlantic
des MFG3 als Begleitflugzeug nach Amerika. Goose Bay (Kanada), die Niagara
Fälle, New York, Grand Canyon und die US-Westküste waren einige der
Anlaufpunkte auf der Amerika Rundreise. Dabei wurden ca. 28.000 Kilometer
in 36 Flugstunden zurückgelegt.
Vom 17. bis 20.
August hatte die Crew eines Marine-Tornado die außergewöhnliche Aufgabe,
ein Flug-Display auf einem Flugtag in der neutralen Schweiz, vorzuführen.
Der Tornado aus Jagel wurde im Voraus als Zugpferd der Veranstaltung in
den Medien angekündigt und sollte mit seinem Flug den Höhepunkt der
Veranstaltung darstellen. Vor einer malerischen Gebirgskulisse und
Bierzelten flog die Marine-Crew ihr Display und begeisterte die Zuschauer.
Die Besonderheit des Tages war der karitative Hintergrund der
Veranstaltung. Die Einnahmen des Tages wurden einer Stiftung gespendet.
Laut Aussage der Crew, KptLt Haider und OLtzS Kümmel war das die bisher
schönste Airshow ihrer Laufbahn.
„TACTICAL
FIGHTER MEET“ (TFM´87) hieß eines der NATO-Manöver in diesem Jahr. Das TFM
findet alle zwei Jahre statt und führte das MFG1 in diesem Jahr zusammen
mit dem MFG2 aus Eggebek und dem JaboG
38 aus Jever nach Øerland (Norwegen). In einem Konvoi von 46 Fahrzeugen
wurde das benötigte Material per See-, und Straßentransport nach Norwegen
gebracht. Bei dieser Übung soll das Zusammenwirken der unterschiedlichen
Flugzeuge und Waffen bei der Bekämpfung eines gemeinsamen Zieles trainiert
werden. Der gute Klarstand der Maschinen sorgte für ausreichend Freizeit.
Dafür stand auf dem Flugplatz die so genannte X-Hall zu Verfügung. Ferner
wurden Angelrundfahrten angeboten und „Olympische Spiele“ durchgeführt.
Die Freundlichkeit der Bevölkerung, die exzellente Verpflegung (Lachs und
Shrimps bis der Arzt kommt) und die Schönheit der Mädchen aus Trondheim
blieben so manchem Kommandoteilnehmer noch lange in Erinnerung.
„OCEAN SAFARI“
hieß ein anderes NATO-Manöver. Für die Zeit vom 31. August bis 12.
September verlegten Teile des MFG1 nach Südengland und Schottland auf
Nicht-Tornado-Flugplätze. Die Tornados ließen die Techniker, anders als
zuvor in Norwegen, ganz schön hängen und zeigten sich sehr anfällig. Die
Techniker durchlebten Höhen und Tiefen aber dank hervorragender
technischer Arbeitsleistungen konnten die Maschinen doch irgendwie in die
Luft gebracht werden. Wenn die Maschinen dann doch einmal in der Luft
waren, begann die eigentliche Übung. Geübt wurde das Betanken von
Kampfflugzeugen in der Luft durch spezielle Großraumflugzeuge. Die Briten
nutzten als fliegende Tankstellen dafür ihre
Victor
und
VC-10,
die bis zu 30 Tonnen Kraftstoff mitführen konnten. Bevor es in die Praxis
ging, mussten die Lfz-Besatzungen erst einmal die Schulbank drücken, die
lästige Theorie über sich ergehen lassen und die technischen Abläufe
verstehen. Bis zu drei Lfz konnten gleichzeitig in der Luft betankt
werden. Im Normalfall waren es jeweils zwei Flugzeuge, die beim
Betankungsvorgang von Kameras beobachtet. Diese fliegerisch und technisch
nicht ganz einfache Finesse wurde per Funk und Ampelregelung (kleine am
Tankflugzeug angebrachte farbige Leuchten) koordiniert.
Neben der Arbeit kam
die Freizeit nicht zu kurz. Ein Besuch in den Whiskybrennereien McCallan
und GlenFiddich durften beim Aufenthalt in Schottland natürlich nicht
fehlen. Neben der vielen Arbeit wurden auch interessante neue
Bekanntschaften geschlossen und alte z.T. neu belebt. Die Teilnahme am
Manöver verlief für das MFG1 sehr erfolgreich.
Im September
ging es wieder für eine kleine Mannschaft der Flugabwehrstaffel zum 100 km
Lauf nach Unna. Man konnte in diesem Jahr zwar keinen neuen Streckenrekord
aufstellen, aber mit einer Zeit von 15:26 Stunden war man gerade einmal 24
Minuten „langsamer“ als im Vorjahr. Für den Sieg reichte es dennoch und
die Zuschauer belohnten mit großem Beifall diese tolle Leistung.
Ein Hauch von
Nostalgie schwebte für kurze Zeit über dem Fliegerhorst Jagel, als 3
Oldtimer von England kommend aufgrund einer schlechten Wetterlage in Jagel
zwischenlanden mussten. Sie waren auf dem Weg zu einer Flugshow ins
schwedische Malmø. Die Cross-Servicing Mannschaft nahm die Kriegsveteranen
vom Typ
P-47 Thunderbold,
F4U Corsair und
Spitfire
mit
Begeisterung entgegen.
Die Kollegen der ALA46
(spanische Luftwaffe) kamen zu einem einwöchigen Staffelaustausch mit
ihren
Mirage F.1
aus Gando nach Jagel. Gemeinsame Übungsflüge, Ausflüge und anschließendes
gemütliches Beisammensein mit neu gewonnenen Freundschaften rundeten das
Wochenprogramm ab. Zur Vervollständigung muss gesagt werden, dass die
Flieger des MFG1 zuvor zum Staffelaustausch auf der Sonneninsel Gran
Canaria Gäste der ALA46 waren. Dieser Gegenbesuch der Spanier kann sowohl
fliegerisch als auch kameradschaftlich als voller Erfolg bezeichnet
werden. Ein Technischer Offizier gab zu Protokoll, dass hier zwei
verschiedene Waffensysteme aufeinander trafen, aus dem kühlen Norden (bis
10°C) und aus dem warmen Süden (ab 20°C). Er berichtete auch von 6
Regentagen, einem Sandsturm, einem Erfahrungsaustausch in Technik und
Kultur, einem sehr deutlich verlorenem Fußballspiel und einem Remis beim
abschließenden Sangria-Abend.
In der Halle
250 fand am 17. September nach nunmehr sechsjähriger Pause endlich wieder
das Oktoberfest statt. Für die Ausrichtung waren die Technische Gruppe und
einige andere Bereiche des Geschwaders verantwortlich. Es galt, den guten
Ruf, den die Oktoberfeste des MFG1 seit jeher hatten, zu verteidigen. Am
Festabend wurden weit über 2000 Besucher gezählt. Mit viel Liebe zu Detail
wurde die Halle 250 in den bayrischen Farben weiß-blau dekoriert.
Hauptgewinn einer Tombola war eine Ente. Der Reinerlös der Tombola diente
wohltätigen Zwecken und wurde 3 Familien aus dem Kropper Amtsbereich zur
Verfügung gestellt. Für die Musikalische Unterhaltung sorgte der Musikzug
der Feuerwehr Kropp, die Jagdhornbläser „Schleswiger Geest“ und die
„Knickerbocker von der Schlei“. Für das Leibliche Wohl sorgen 5 Bierstände
und Leberkäse
mit Sauerkraut, Brezn, Rollbraten, Prager Schinken, Grillwurst.......
Gefeiert wurde bis weit nach 1 Uhr am nächsten Morgen.
Der 29. September
sollte für Obermaat Kraus, Angehöriger des T-Stabes die Schwelle zu einem
neuen Abschnitt seines Lebens bilden. Als Sportler war er im Geschwader
kein Unbekannter. Hatte er zuvor doch schon viele Wettbewerbe bestritten.
Klassischer Marathonlauf war ihm schon bekannt und so kam es, dass er im
September 1986 beim Kurztriatlon in Paris (1,5 km Schwimmen / 40 km
Radfahren / 12 km Laufen) etwas Blut von einer Extremsportart geleckt
hatte, dessen Krönung eine Teilnahme am IRON MAN auf Hawaii ist. Zwischen
dem Kurztriatlon in Paris und dem IRON MAN lagen nun aber gerade einmal 13
Monate. Der Abflug von Frankfurt/Main war an besagtem 29. September. Nach
23 Stunden Flug erfolgte die Landung auf Big Island, der größten der
Hawaiianischen Inseln. Ein paar Tage Eingewöhnung, dann war er die
Startnummer 738 von 1380 Teilnehmern. Der IRON MAN war die Qual pur. Die
Temperaturen immer um die 40-45°C, beim Radfahren ständig Gegenwind. Das
Anfeuern der Zuschauer gab ihm Kraft und Motivation weiter zu machen. Nach
12 Stunden und 53 Minuten war die Ziellinie erreicht und sogleich kam ihm
der Entschluss: Hawaii, ich komme wieder…
Nach 5½ Jahren
Stehzeit als Kommandeur der Marineflieger übergab Flottillenadmiral Jürgen
Dubois
am 1.
Oktober das Kommando an seinen Nachfolger Flottillenadmiral Kurt
Ziebis.
Der scheidende Kommandeur und ehemalige Kommodore des MFG1 (1973-1977)
wechselte als neuer Stellvertreter des Befehlshabers der Flotte nach
Glücksburg. Auch der neue Kommandeur ist in Jagel kein Unbekannter. Als
Pilot und Fluglehrer war er von 1963 bis 1968 im MFG1 eingesetzt. 1961
gehörte er dem Kunstflugteam die „fliegenden Fische“ an.
Im Zeitraum vom
12. Bis 23. Oktober wurden 460 Reservisten zurück in den befristeten
aktiven Dienst gerufen. Die Übung „MORGENSTERN“ war von langer Hand
geplant und vorbereitet worden. Die Reservisten verstärkten die
Horstgruppe auf nunmehr 1000 Mann. Gammeldienst war nicht angesagt,
stattdessen ging es zum Schießeinsatz auf die Truppenübungsplätze Putlos
und Todendorf. Bei miesem norddeutschem Wetter in Form von Regen und Wind
mit Sturmstärke wurden rund um den Flugplatz Jagel Verteidigungsstellungen
ausgehoben und bezogen. Der Feind, in Form der aktiven
Panzergrenadierbrigade 17 (PzGrenBrig 17) aus Hamburg, sorgte Tag und
Nacht für reichlich Action und heizte der übenden Horstgruppe teilweise
ganz schön ein. Der kleine Sportflugplatz in Kropp, der normalerweise von
zivilen Segelflugzeugen und kleinen Propellermaschinen genutzt wird, wurde
als Haupt-Verbandsplatz hergerichtet. Neben den, durch vorgegebene
Lagebilder gestellte bzw. gespielte Verletzte, gab es sogar 28 Soldaten,
die tatsächlich medizinisch versorgt werden mussten. Der Kommodore, KptzS
Gloeckner und der Kommandeur Horstgruppe, FKpt Hohnholz zogen ein
positives Fazit anlässlich der Abschlussmusterung vor Halle 36. Eine
weitere Großübung dieser Art wurde bereits für den Februar 1990 unter
winterlichen Bedingungen geplant.
In November
verlegten für ein Manöver des ständigen Einsatzverbandes der Flotte
sechs
Sea King
des MFG5 aus
Kiel auf den Fliegerhorst Jagel. Ziel war es, dass Verlegerkonzept für den
Kampfhubschrauber, Personal und Material an einen Ort außerhalb der
eigenen Heimatbasis zu erproben. Da in Kiel sowieso eine Erneuerung der
Flugverkehrsflächen angedacht war, bot sich Jagel als Gastgeber an.
Zu den größten
Traditionen des MFG1 gehört die Jahresabschlussmusterung. In Anwesenheit
zahlreicher Ehrengäste und vieler Ehefrauen von angetretenen
Geschwaderangehörigen würdigt der Kommodore, KptzS Gloeckner, in seiner
Ansprache in einem Jahresrückblick die Leistung des Verbandes. Obwohl das
Jahr mit Übungen und Verlegungen
vollgepackt war, konnte das Jahr mit 8151 Flugstunden unfallfrei beendet
werden. Nicht unerwähnt blieben von ihm die Leistungen der Kfz-Staffel,
die im abgelaufenen Jahr rund eine Million Fahrkilometer leistete. Im
Anschluss an die Musterung wurden Geschwaderangehörige für besondere
Leistungen ausgezeichnet.
Etwas
unspektakulärer und leiser gab es dann zum Jahreswechsel noch einen
Wechsel bei der Geschwaderzeitschrift
"DER NACHBRENNER". Dessen
Produzenten, KptLt Miehlke und OBtsm Volkmann gaben die Leitung an ein
neues Redationsteam ab. OLtzS Sell und HptBtsm Schmidt übernahmen die
Geschwaderzeitung, die eine feste Größe und ein fester Bestandteil des
Geschwaders sind. Es war für beide ein Sprung ins kalte Wasser, denn es
galt den Guten Ruf zu erhalten und das Niveau zu bewahren. Im Nachhinein
gesehen muss man sagen, dass die beiden einen hervorragenden Job gemacht
haben. |
1988
königlicher Besuch |
|||||||||||||||
Königliche Stippvisite -
am 10. Februar landete
Königin SILVIA von Schweden auf dem
Marinefliegerhorst Schleswig. Der Grund ihres Erscheinens war die Taufe des
neuen Fährschiffes „Stena
Scandinavica“ in Kiel, zu der sie auf dem
Landweg weiterreiste. Königin SILVIA wurde durch den Ministerpräsidenten von
Schleswig Holstein,
Henning Schwarz begrüßt. Die Soldaten von
Cross Servicing hatten reichlich Mühe den Roten Teppich zu bändigen. Ein
starker Wind aus Süd-West wollte ihn immer wieder wegpusten. Mit vereinten
Kräften gelang es schließlich, die Königin zu ihrem wartenden Fahrzeug zu
führen.
Dass auch Frauen
bei der Bundeswehr kein längeres Tabu-Thema sind, merkte das MFG1 am 20.
März, als Stabsärztin Lawetzki als erster weiblicher Offizier des
Geschwaders, ihren Dienst als Truppenärztin aufnahm.
Vom 22. bis
31. März ging es für einen Staffelaustausch nach Monte Real (Portugal). Kaum
wieder zu Hause, ging es nur wenige Tage vom später 4. April bis 18. Mai zum
Schießabschnitt ins italienische Deci.
Am 25. Mai fielen
die Norweger mit sechs
F-16
und einer
C-130 Hercules,
aus Bodø kommend, in Jagel ein.
Die Sieger des
Vorjahres im Vergleichskampf der Diensthunde, mussten sich in diesem Jahr
auf dem Gelände des Kropper Schäferhundvereins wieder ihren Gegnern
gegenüber treten. Mit fröhlichen Gebell wurde der inzwischen dritte
Vergleichskampf eingeläutet bzw. eingebellt. Die Titelverteidiger, Mielenz,
Langos und Ivers traten wieder mit ihren Diensthunden Kerry, Rex und Wino
an. Es war ein spannender und hervorragender Wettkampf. Der Kommodore, KptzS
Gloeckner überreichte den Siegerpokal ein weiteres Mal an die
Titelverteidiger des Vorjahres. Die Freude war riesig groß. Ob sie es
schaffen den Pokal ein drittes Mal zu verteidigen?
Bei strahlendem
Sonnenschein sahen 100.000 Zuschauer ein sechsstündiges Flugprogramm.
Gestaltet wurde das Programm von allen Marinefliegergeschwadern, Einheiten
von Heeresfliegern, Luftwaffe sowie von Fluggeräten aus 12 befreundeten
Nationen. Das Kunstflugteam „Grasshoppers“ aus den Niederlanden ließ mit
seinem Hubschrauberkunstflugteam keine Wünsche offen.
Von vielen
Geschwaderangehörigen fast gar nicht bemerkt, fand vom 21. - 30. Juni „das
Ereignis“ oder auch „Bonbon des Jahres 1988“ beim Manöver „NOROPS“ statt.
Die 2. fliegende Staffel war zum Staffelaustausch bei der 344. Squadron im
norwegischen Bodø zu Gast. Besonderes Highlight war die zu diesem Zeitpunkt
an Tag und Nacht scheinende Mittsommernachtsonne. Während des
Ausbildungsbetriebs wurde Techniker und fliegenden Besatzungen oft
unter Zeitdruck gezeigt, was sie zu leisten in der Lage waren. Für das
Leibliche Wohl wurde auf diversen Partys wie die Sommersonnenwende, die
Deutsche Nacht oder der Norwegische Abend gesorgt.
Ein kleines Eiland mitten im Atlantik sollte das Ziel eines Cross Country
Flug von zwei Maschinen werden. Als Ziel wurde Keflavik in Island
ausgewählt. Als Termin wurde der 12. - 14. Juli vereinbart. Nach jeweils ca.
4 Stunden Flugzeit wurde das Ziel auf Hin- und Rückflug teils im Tiefflug
erreicht.
Am 19. Juli
konnten portugiesische
A-7 Corsair II der 302 Esquadra aus Monte Real zum 10 tägigem Gegenbesuch
im Zuge eines
Staffelaustauschs begrüßt werden. Alter norddeutscher Manier zur Folge,
wurden die Gäste mit einem „Schlappschwanz“ begrüßt. Für nicht Norddeutsche
zur Erklärung: Eine in einem Glas Korn hängende Sardelle, die mitsamt des
Korns in einem Rutsch geschluckt werden muss. Bei der abendlichen
Welcome-Party wurden sie mit deutschem Bier und Fleisch, welches sie wacker
in Angriff nahmen, konfrontiert. Tagsüber wurde dann kräftig über Ost-, und
Nordsee geflogen und erfolgreich gegen
F-4
Phantom II aus
Wittmund Luftkampf trainiert.
Die Maschinen der
Portugiesen waren technisch und waffenseitig hochgerüstet gewesen und
beeindruckten nicht nur durch große Reichweite.
Der neue Verteidigungsminister Rupert Scholz besuchte am 19. Juli die Flotte. Unter anderem stattete er dem MFG1 einen Besuch ab. In Begleitung von Vizeadmiral Mann (Inspekteurs der Marine) und Vizeadmiral Rehder (Befehlshabers der Flotte) wurden die fliegenden Waffensysteme der Marineflieger von den Besatzungen vorgestellt.
In Begleitung von Herr Kamischke (Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg)
und Vizeadmiral Rehder (Befehlshaber der Flotte) besuchte am 24. August der
Innenminister von Schleswig-Holstein,
Prof. Dr. Bull, das MFG1. Er ließ sich vor Ort ausführlich über den Auftrag und Einsatz
des Geschwaders unter Berücksichtigung des Fluglärms informieren. Hierbei
interessierten besonders die Beschränkungen, die sich der Verband zur
weiteren Lärmminderung zusätzlich zu den bestehenden Vorschriften auferlegt
hat. Dazu gehören u.a. Ausbildungsflugbetrieb nur von Montagmorgen bis
Freitagnachmittag, Nachtflüge nur im Winterhalbjahr bis max. 22:00 Uhr
usw...
Auch in diesem Jahr
nahm die Marsch-Gruppe der Flugabwehrstaffel wieder am Unna-Lauf teil.
Zweimal konnte das MFG1-Team schon den Sieg über die Strecke von 100 km nach
Jagel holen. Einmal sogar mit dem Aufstellen eines neuen Streckenrekords.
Dieses Mal fuhr das Team aber nicht gerade optimistisch nach Unna, da die
Vorbereitungsphase nicht optimal verlief. Ständig wurde das Training von
Schießabschnitten, Alarmen und anderen Übungen unterbrochen. Trotzdem ging
es am 3. September als Titelverteidiger auf die Strecke. Bis Kilometer 85
führte eine Marschgruppe der Polizei. Eine geplante Pause wurde kurzum
abgesagt, das Essen wurde im Gehen vom Begleitfahrrad aus zu sich genommen.
Das Ziel war noch nie so schnell erreicht. Die „Verrückten“ der Marine
hatten schon wieder einen neuen Streckenrekord mit 14:31 Stunden erstellt.
Mit dem dritten Sieg in Folge und jeder Menge Stolz im Gepäck ging es wieder
zurück nach Hause.
Nach Deci ging es dieses Jahr erst im Herbst. Die Mannschaft hatte dieses Mal etwas ganz besonderes im Gepäck. Nachdem in den ersten beiden Wochen ganz normaler Schießbetrieb herrschte, wurden ab dem 1. Oktober die Lfz 43+80 und 43+81 für Einweisung, Ausbildung sowie Beladeübungen des Lenkflugkörpers „AS.34 Kormoran“ genutzt. Nach Auswertung aller Telemetrie Daten aus den durchgeführten Testflügen war man sich sicher, dass einem scharfen Schuss nichts mehr im Wege stand. Drei Anti-Schiff Lenkflugkörper Kormoran wurden innerhalb einer Woche erfolgreich verschossen.
„TEAMWORK“ heißt
das diesjährige Manöver, dass einige Geschwaderangehörige ins schottische
Lossiemouth verschlug. Sieben Tornados des MFG1 und fünf weitere vom MFG2
verlegten am 2. September bei guter Sicht und mildem Wetter zu ihren
Gastgebern auf der Insel. Das MFG2 verlegte bereits wenige Tage Später
wieder zurück nach Hause. Ein Erlebnis besonderer Art stellte das von den
Gastgebern abgehaltene Mini „TAC EVAL“ dar, an dem auch die Jagelaner
teilnehmen „durften“ und voll mit ins Geschehen integriert wurden. Nach
fast drei Wochen Aufenthalt in Lossiemouth ging es zurück nach Hause. Leider
verlief „TEAMWORK 88“ nicht ohne Flugunfall. Bereits während des
Verlegungsfluges nach Lossiemouth war eine Tornado-Besatzung bei einem
Flugunfall ums Leben gekommen. Augenzeugen des Unfalls in drei weiteren
Tornados berichten der Rettungsmannschaft, dass kein Ausstieg mit dem
Schleudersitz stattgefunden habe. Die Maschine sei im Tiefflug über Wasser
plötzlich zur Seite weg gekippt. Zunächst war unklar ob technisches oder
menschliches Versagen zu dem Unfall führte. Die
C-160 Transall mit dem technischen Personal beider MFG‘s hatte gerade in Jagel abgehoben,
als der Pilot der Transall über Funk den Notruf der Tornados draußen über
der Nordsee hörte. 15 Schiffe wurden zwei Wochen lang zur Bergung der in 30
Meter Tiefe und auf 800 Meter Länge verteilt liegenden Trümmerteile der
43+51 benötigt.
DER SPIEGEL berichtete in der
Ausgabe
38/1988 sogar davon, dass sich nach dem Unfall
Besatzungen geweigert haben sollen, mit dem Tornado zu fliegen.
Für das dänische Manöver „TACTICAL FIGHTER MEET“ (TFM`88) verlegten sechs
Crews ins dänische Skrydstrup. Das Wetter spielte zwar oft nicht mit aber
die Schießeinsätze in Oxbül konnten durchaus als erfolgreich bezeichnet
werden. Insgesamt war das Manöver sehr interessant und abwechslungsreich. Es
endete am 14. Oktober ohne größere Zwischenfälle.
In der zweiten
Jahreshälfte wurden die ersten beiden Einheiten des Flugabwehrraketensystems
„ROLAND“ an das Geschwader übergeben. Der 1.Fla.Rak.-Zug und
der 2.Fla-Rak.-Zug erhielten je eine Einheit. Im Rahmen einer
Geschwadermusterung wurden am 2. Dezember unter Beteiligung ziviler und
militärischer Gaste,
durch Vizeadmiral
Rehder (Befehlshabers der Flotte) das System „ROLAND“ offiziell in die
Marine eingeführt und der Flugabwehrstaffel übergeben. Bis Mitte des
nächsten Jahres sollen alle Einheiten ausgeliefert sein.
Das Jahresflugprogram konnte mit beachtlichen 8212 Stunden abgeschlossen
werden.
Zum Jahreswechsel
drehte sich auch noch einmal das Personalkarussell. FKpt Zahnert gibt seinen
Posten als Stellvertretender Kommodore mit Beginn des neuen Jahres an FKpt
Fetz weiter. |
1989
50.000 Stunden Tornado |
|||||||||||||
Gelegenheiten zum Üben für die fliegenden Besatzungen und ´ne Menge Arbeit
für alle Techniker gabt es vom 3. bis 30. März an
den mit nach
Lossiemouth (Schottland) genommenen sechs
Tornados. Vom
3. - 7. April ging es dann weiter nach Honington. Und damit einem nicht
langweilig wird, stand vom 10. bis 21. April das „TACTICAL FIGHTER MEET“
(TFM´89) in Husum auf dem Dienstplan.
Gekrönte und
ungekrönte Staatsoberhäupter aus aller Herren Länder, jeder Gast ob mit
großem oder kleinem Fluggerät, egal ob das Wetter mitspielte oder nicht… sie
alle wurden herzlich Empfangen und stets ohne Zwischenfälle bedient. Am 12.
April nahm das Cross Servicing Team das 15.000ste Gastflugzeug in Empfang.
Es waren zwei
Alpha Jet des JaboG43 aus Oldenburg.
Bereits zum zweiten Mal seit 1986 verlegte das MFG2 am 28. März mit 40
Tornados auf den Jagelaner Fliegerhorst. Beim letzten Besuch war das MFG2
noch mit
F-104 Starfighter zu Besuch. Wie auch beim letzten Mal waren Bauarbeiten für die
Platzschließung des Marinefliegerhorst Eggebek verantwortlich. Für die
nächsten vier Monate findet der gemeinsame Flugbetrieb von Jagel aus statt.
Eine
P-3 Orion
brachte am 3. April eine Delegation von 30 Soldaten aus dem sonnigen Rota
(Spanien) ins verschneite Jagel. Diese 2 Frauen und 28 Männern der US Navy
kamen zum Freundschaftsbesuch und waren für 10 Tage Gäste des Geschwaders.
Im Gegenzug verlegten vier Tornados der 1. fliegenden Staffel
vom 4. bis 23.
Juni nach
Spanien.
Aus Anlass des
50.000sten Flugstundenjubiläum des Tornados wurde Shelter 18 und dessen
Vorfeld am 24. Mai in einen kleinen Festplatz verwandelt. Der
Stellvertretende Kommodore FKpt Fetz und sein WSO KptLt Schielke rollten
nach dem Flug bis zum Festplatz und meldeten dem Kommodore den erfolgreichen
Abschluss von 50.000 Flugstunden auf Tornado im MFG1. Kommodore, KptzS
Gloeckner hielt vor Geschwaderangehörigen und Vertretern aus Industrie und
Politik eine kurze Ansprache. Die anschließende Feier, gesponsert von Firmen
die an der Logistik in Form von Herstellung und Erhaltung beteiligt waren,
verlief wie so viele Feiern im MFG1 zuvor… bestens!
Ein Kapitel deutscher
Marinegeschichte fand am 26. Mai seinen Abschluss. Flottillenadmiral
Ziebis
(Kommandeur
Marinefliegerdivision) stellte auf dem Fliegerhorst Erding das Waffensystem
F-104 Starfighter der Marinefliegergeschwader 1 und 2 offiziell außer
Dienst. Das MFG1 gab seinen letzten Starfighter bereits 1981 ab. Die
Maschinen des MFG2 sind vor knapp 1½ Jahren ebenfalls aus dem Verband
ausgephast worden und standen bis jetzt in der Reserve des
Luftwaffenversorgungsregiment 1 (LVR1). Insgesamt wurden 304.985 Flugstunden
in den beiden Marinefliegergeschwadern auf diesem Flugzeugmuster absolviert.
Viele Maschinen sind vom LVR1 in Erding an neue Betreiber wie z.B.
Griechenland, Türkei oder Taiwan weiter verkauft worden. Andere wurden
Musealen Zwecken zugeführt oder für die Ausbildung in den Verbänden
hergerichtet. Einige wenig schafften es sogar als Gate Guard auf den
Betonsockel. Der Rest wurde verschrottet.
Vertreter der LUFTHANSA aus Frankfurt/Main besuchten am 12. Juni das Geschwader. Ziel dieses Besuches, der durch den Berufsförderungsdienst Schleswig vermittelt wurde, war es, den Soldaten der im hiesigen Raum stationierten Geschwader die Arbeitsmöglichkeiten auf der Wartungsbasis in Frankfurt darzustellen. Die LUFTHANSA erweiterte ihren Flugzeugpark erheblich, so dass es dort gute Arbeitsmöglichkeiten für ausscheidende Soldaten gibt. Neunzehn Soldaten konnten bereits am Nachmittag nach einem persönlichen Vorstellungsgespräch mit der Gewissheit in ihre Teileinheiten zurückkehren, dass sie die erste Einstellungshürde bei einem zivilen Arbeitgeber geschafft hatten. Alle neunzehn Bewerber erhielten später nach weiteren Tests und einer ärztlichen Untersuchung eine Anstellung bei LUFTHANSA.
Im Juni besuchten VAdm Kosaoni (Nigerianische Marine) und dessen Frau das
MFG1 und informierten sich über das Geschwader.
Für das Manöver „MALLET BLOW 89/II“ verlegten vom 31. Juli bis 4. August
Geschwadereigene Maschinen mitsamt Besatzung und 45 Technikern ins englische
Marham zur 617. Squadron.
Von Mitte bis Ende August war die 3°Stormo/132°Gruppo aus dem italienischen
Villafranca mit vier F-104G Starfightern zum Staffelaustausch zu Gast in
Jagel. Der Gegenbesuch mit MFG1-Tornados erfolgte im September.
Vom 21. bis 31.
August machten sich vier Tornados und eine Breguet Atlantic auf den langen
Weg an die Westküste der USA. Der Flug führte Mensch und Material nach
Mather/Kalifornien wo zukünftig die Waffensystem Offiziere ausgebildet
werden. Zweiter Anlaufpunkt war Sheppard/Texas wo zukünftig die Piloten
ausgebildet werden sollen.
Erstmals fanden sich
in diesem Jahr genügend Freiwillige für den Unna-Lauf. Der Lauf fand am
2./3. September statt und beinhaltet nix weiter als die 100km (einhundert
!!!) lange Strecke in der vorgeschriebenen Zeit von max. 20 Stunden zu Fuß
zu bewältigen. In den letzten drei Jahren konnte das MFG1-Team jeweils den
Sieg mit nach Hause nehmen. Zweimal brachen sie dabei den Streckenrekord.
Bemerkenswert war die Leistung des Begleiters OMt Rister. Nachdem sein
Fahrrad mit der Verpflegung der Läufer eine Panne hatte, marschierte er
selbst (untrainiert!!!) über 60 km mit, schob dabei sein Fahrrad und hatte
immer die Kraft, die Läufer während der letzten Kilometer ständig zu
motivieren. Der Fahrradbegleiter hatte nicht nur die Verpflegung an Bord,
sondern kontrollierte in den letzten Jahren immer die Abstände zu den
nächsten Teams und war daher wichtig für die Team-Strategie. Vielleicht lag
es am defekten Rad, dass nur der 4. Platz in der Mannschaftswertung und der
39. Platz in der Einzelwertung erreicht wurden.
Beim „TACTICAL
FIGHTER WEAPONRY“ im dänischen Karup pflegten die Kommandoteilnehmer eher
den Kontakt zu den Gastgebern, als das es mit den Flugzeugen in die Luft
ging. Das Wetter machte in diesem Jahr, es war Mitte September, einfach
nicht mit.
Wikinger am Gardasee - Die Übung „SQUADRON EXCHANGE 89-VILLAFRANCA“ vom 11.
- 20. September war ein Staffelaustausch besonderer Art auf den Flugplatz
Villafranca (Italien). Schon am ersten Tag wurden die Techniker zur
Störbehebung eines englischen Tornados gerufen. Der Fehler war schnell
gefunden. Da die Unterkunft und das Essen erstklassig waren, stimmten von
Anfang an zwei Faktoren, die zum Wohlbefinden aller Kommandoteilnehmer
beitrugen. Höhepunkte des Kommandos waren neben der „German Night“, die
Gardasee-Besichtigungstour, die „Rallye to Ghedi“, der Besuch von
Lagunenstadt Venedig, der Insel Capri und des Vesuv. Ein besonderes
Highlight war die Gelegenheit ein Konzert von „Simple Minds“ in der Arena
von Verona zu besuchen.
Die Horstgruppe
bekam am 28. September wieder einen neuen Chef. FKpt Hohnholz gab seinen
Posten als Kommandeur an seinen Nachfolger FKpt Miehe weiter.
Vom 25. September
bis 31. Oktober ging es wieder nach Italien. Diesmal aber zum Schießen nach
Sardinien auf den Fliegerhorst Decimomannu.
Ende September
machte sich OltzS Sieber als einer von 200 qualifizierten Europäern auf den
Weg nach Big Island/Hawaii zum IRON MAN, dem härtesten Triathlon der Welt.
Er erreichte eine gute Mittelfeldplatzierung.
Der neue CDU-Generalsekretär und Abrüstungsexperte seiner Partei,
Volker Rühe,
besuchte am 10. Oktober das MFG1. Begleitet wurde er vom
Bundestagsabgeordneten
Wolfgang Börnsen.
Kommodore, KptzS Gloeckner empfing die beiden und
stellte das Geschwader vor. In der Halle West wurde den Gästen die Beladung
eines Tornados demonstriert.
Trauer herrschte am 21. Oktober im gesamten Geschwader, nachdem der Tod des
ehemaligen Kommodore KptzS d.R. Werner Klümper bekannt wurde. Er war vom 1.
Mai 1959 bis 1. Oktober 1963 zuerst Gruppenkommandeur des 1.MFG,
anschließend der erste Kommodore des MFG1. Eine Ehrenformation des
Geschwaders gab ihm auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte in
Lübeck-Travemünde das letzte Geleit.
Unter der
Bezeichnung „ARIADNE“ führten im Oktober die Teilstreitkräfte der Bundeswehr
ein gemeinsames LFK-Schießen mit dem Waffensystem Roland auf Kreta durch.
Bevor es zum ersten scharfen Schuss kam, war nochmals hartes Training
angesagt. Alles klappt wie am Schnürchen, bis die liebe Technik den Geist
aufgab. Ein Radarsystem war ausgefallen und um den Aufenthalt der
Marine-Crew auf Kreta nicht zu gefährden, musste das System wieder zu Laufen
gebracht werden. Aller Schweiß und die harte Mühe wurden belohnt. Von allen
beteiligten Raland-Verbänden wurden insgesamt 10 scharfe Schuss abgefeuert.
Auch die Marine-Crew war dabei und traf erfolgreich das Ziel. Neben dem
militärischen Zweck dieser Übung vermerkte die Führung, sicherlich auch
Aufgrund des Ausfalls der Technik, einen personell starken Zusammenhalt, der
sich auch im außerdienstlichen Bereich nach Feierabend positiv bemerkbar
machte.
Schleswiger
Bürger lassen ihre krebskranken Soldaten nicht alleine. Bei einem
Benefizkonzert am 28. Oktober zugunsten der Soldatentumorhilfe, dass vom
"DER NACHBRENNER", der Geschwaderzeitung des MFG1 und dem Musikzug der
Freiwilligen Feuerwehr Kropp veranstaltet wurde, zeigten viele Schleswiger
Bürger, dass sie ein Herz für ihre Soldaten haben. Während dieser
Veranstaltung konnte ein Reinerlös von ca. 1000 DM (ca.510 €) erzielt
werden. Unterstützende Unteroffiziere der Flugbetriebsstaffel spendeten
spontan weitere 250 DM (ca. 130 €).
Die sich verändernde Politische Lage im Sommer ´89, die Öffnung des
Ostblocks und der Fall der Mauer bedeuten spätestens seit dem 9. November
für das MFG1 die Veränderung seines Auftrages für den Einsatz der
Marineflieger und dessen Angehörigen.
Am 10. November besuchte das Canadian Forces Command and Staff College
(CFCSC) den Jagelaner Fliegerhorst.
In der Zeit vom 13. - 24. November führte das MFG1 das erste
Schüler-Betriebspraktikum des Geschwaders durch. Die Schüler zeigten eine
allgemeine Zufriedenheit und würden diese Art von Praktikum weiter
empfehlen.
Leider verlor das
Geschwader am 16. November einen weiteren
Tornado (43+56). Grund des Absturzes war ein techn. Defekt in der
Frontscheibenheizung, welcher ein platzen der Scheibe zur Folge hatte. Die
Besatzung konnte sich bei einer Geschwindigkeit von ca. 480kts und einer
Flughöhe von nur 200ft mit dem Schleudersitz retten. Das Bergeteam brauchte
drei Wochen um das Wrack zu orten und erste Teile zu bergen. Die Taucher
hatten dabei mit Sichtweiten von kaum mehr als 2 Meter und einer Strömung
von bis zu 4 Knoten zu kämpfen.
Ein bis dahin einmaliges Ereignis trug sich am 20. Dezember auf dem
Flugplatz zu. Zum ersten Mal saß eine Frau für einen Mitflug im hinteren
Cockpit eines Tornados. Um als Vertretung des Fliegerarztes die Belange der
Flugzeugbesatzungen vertreten zu können, setzte sie sich den Belastungen im
Cockpit aus. Als sehr unangenehm empfand sie die Beschleunigungen während
der Kurvenflüge sowie die plötzlichen Steig-, und Sinkflüge. Der
eineinhalbstündige Flug führte KptLt Knipping und SA Lawetzki von Jagel in
Richtung Dänemark, durch das Kattegat nach Skagen und wieder zurück.
Stabsärztin Lawetzki war im März 1989 die erste Offizierin des MFG1 und
wurde nach der Landung von Kommodore, KptzS Gloeckner begrüßt. Um in einem
Tornado mitfliegen zu können, musste sie einige Lehrgänge absolvieren. Neben
einem einwöchigen Überlebenstraining, einem mehrtägigem flugpsychologischem
Lehrgang und einer Fliegerärztlichen Freigabe, absolvierte sie auch 7
Simulatorstunden.
Das
Jahresflugstundenprogramm wurde
mit 8286 Stunden abgeschlossen. |
1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1994
[Quellen- und Literaturnachweis]