CHRONIK 1980-1989

 

1950-1959   |   1960-1969   |   1970-1979   |   1980-1989   |   1990-1994

 

 

 

 

1980 mächtig viel Betrieb

 

Vor geraumer Zeit war im Bundesverteidigungsministerium die Entscheidung gefallen, dass das MFG1 der erste Einsatzverband der Bundeswehr sein wird, welches auf das Waffensystem PA-200 Tornado umgerüstet wird. Die Weisung an das Geschwader zur Umrüstung war bereits am 31. Januar 1979 ergangen. Personal, welches durch zu kurze Stehzeiten nicht mehr umgeschult werden sollte/konnte, wurde hauptsächlich zum MFG2 bzw. anderen fliegenden Verbänden der Marine oder Luftwaffe versetzt. In einer groß angelegten Shelterfete wurde von diesen Kameraden gebührend Abschied genommen. Die Kameraden mit einer längeren Stehzeit gingen in die Umschulung für Tornado.

 

Gleich zu Jahresbeginn wurde der Staffelkapitän der 2. Fliegenden Staffel verabschiedet. KKpt Kowalewski räumte am 7. Januar seinen Posten und wechselt anschließend zur Marinefliegerdivision nach Kiel. Mit seinen 3000 Flugstunden und einem Schleudersitzausstieg nach Triebwerksausfall gilt er als sehr erfahren. Sein Nachfolger wird KKpt Wiedemann.

 

Für den 28. Januar war wieder hoher Besuch angekündigt. Vizeadmiral Luther (Inspekteur der Marine) wurde von Kommodore, KptzS Scholz begrüßt. Luther, selbst einmal als junger Pilot im MFG1 eingesetzt und später als Kommandeur Fliegende Gruppe verantwortlich, bekleidete von 1963-1968 selbst den Kommodoreposten des MFG1. Zu dieser Zeit hatte er, wo immer möglich, ein offenes Ohr für die Sorgen der Flugzeugführer. Sein Interesse galt bei seinem Besuch in erster Linie dem neuen Waffensystem Tornado. Wie war der Sachstand in Bezug auf die Umrüstung? Wo drückt der Schuh?  Er ließ sich auch über den Ausbildungsstand und die Arbeitsbedingungen des Geschwaders informieren.

 

Vizeadmiral Fromm beim Geschwaderbesuch und Mitflug im Starfighter des MFG1

 

Vizeadmiral Fromm beim Geschwaderbesuch und Mitflug im Starfighter des MFG1

Vizeadmiral Fromm beim Geschwaderbesuch
inklusive Mitflug in einem Starfighter des MFG1
Fotos: Archiv AG51
Im Februar verlegte das MFG1 und MFG2 ein letztes Mal mit Starfightern zusammen nach Decimomannu (Sardinien, Italien), um  gemeinsame Schießübungen durchzuführen. Auch das JaboG32 aus Lechfeld war zu dieser Zeit in Deci vertreten. Gutes Teamwork zwischen den einzelnen Geschwadern äußerte sich dadurch, dass man sich gegenseitig mit Material und Personal aushalf. Einen Höhepunkt des Kommandos bildete das „Bergfest“ am Strand von Ghia, welches mit reichlich Bier und einem gut gefüllten Grill gefeiert wurde. Die gute Zusammenarbeit zwischen Marine und Luftwaffe wurde mit einer weiteren gemeinsamen Party am Schluss der Schießübungen gefeiert. Bei dieser Gelegenheit wurden gegenseitig Andenken an die gemeinsame Zeit überreicht. Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) flog am 30. Januar nach Deci, um sich persönlich einen Überblick über die Einsatz-, und Arbeitsbedingungen seiner Marineflieger zu verschaffen.  Vor der angetretenen Mannschaft äußerte sich sehr zufrieden über den hohen Leistungsstand der Piloten und Techniker. Für beständige soldatische Haltung und treue Pflichterfüllung wurde ein Portepeeunteroffizier mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

 

Kurz nach der Rückkehr aus Deci wird es nun ernst. Im März wurden die ersten elf F-104G Starfighter an die Luftwaffenschleuse 11 in Erding übergeben.

 

Eine Verabschiedung der besonderen Art erlebte Vizeadmiral Luther am 19. März in Kiel. Die beiden Zerstörer Mölders (D186) und Lütjens (D 185), die Fregatte Augsburg (F 222) sowie Versorger, Tender, Minensuch-, & Minenjagdboote, ein U-Boot sowie 18 Flugzeuge bereiteten den scheidenden Inspekteur der Marine einen würdigen Abschied. Sein neuer Dienstposten wird ihn von Kiel nach Mons (Belgien) führen. Dort wird er der neue Stellvertreter des Supreme Allied Commander Europe, SACEUR (Obersten Alliierten Befehlshabers in Europa). Sein Nachfolger in Kiel wurde Vizeadmiral Bethge.

 

Die Geschwadereigene Fahrschule konnte am 28. März seinen 4444sten Bw-Führerschein aushändigen. In einer letzten Amtshandlung konnte FKpt Möbus (Kommandeur Horstgruppe) den „Lappen“ an KKpt Pfeffer aushändigen. Noch am gleichen Tag gab FKpt Möbus seinen Dienstposten im Rahmen einer Musterung an den stellv. Kommodore, FKpt Wewetzer zurück. Neuer Kommandeur wurde FKpt Gneiting. Dieser ist ein echter Seebär, denn einen Großteil seiner Soldatenlaufbahn verbrachte er auf Schiffen, zuletzt als 1. Offizier auf der Gorch Fock.

Auch der Chef der 1. Fliegenden Staffel räumte seinen Stuhl. KKpt Rösch übergab seine Einheit an KKpt Engel und verlässt das MFG1. Er geht nach Cottesmore, wo er zukünftig für die Ausbildung und Umschulung der Piloten auf den Tornado verantwortlich ist. Im Mai kehrte er mitten in der Tornadoausbildung steckend nach Jagel zurück, um seine 3000ste Flugstunde einzufliegen. Dafür nutzte er ein letztes Mal in seiner Fliegerlaufbahn eine F-104 Starfighter.

 

Die Flugplatzfeuerwehr hatte am 7. Mai zum ersten Mal die Gelegenheit eine „Pilotenrettung“ am neuen Flugzeug der Luftwaffe, dem Alpha Jet zu üben. Die Maschine kam aus Leipheim und die Piloten stellten sich dabei als Einweiser zur Verfügung.

 

Bei einem großen Zapfenstreich und Gelöbnis auf dem Marktplatz von Heide überreichte Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg im Mai blau-weiß-rote Fahnenbänder in den Landesfarben Schleswig-Holsteins an elf Truppenteile der Bundeswehr. Er dankte damit allen, die im Kampf gegen die Naturkatastrophen der letzten Jahre, schnelle Hilfe leisteten. Unter den elf Truppenteilen von Heer, Luftwaffe und Marine, die mit Fahnenbändern ausgezeichnet wurden, waren u.a. das MFG1 und das MFG2. 890 Rekruten und über 5000 Zuschauer nahmen am Zapfenstreich teil.

 

34 Offiziere der französischen Marineakademie besuchten am 3. Juni das Geschwader. Sie informierten sich über die Organisation und die Aufgaben der deutschen Marineflieger. Die Delegation unter der Leitung des Akademieabteilungsleiters, Konteradmiral Choupin, wurde durch den Kommodore begrüßt. Neben den Flugplatz-, und Werkstattbesichtigungen führte auch die Flugabwehrstaffel einen Übungseinsatz durch.

 

Während seines Amtsantrittsbesuches im MFG1 ließ Vizeadmiral Bethge (Inspekteur der Marine) am 5. Juni im Rahmen einer Musterung des vor allen angetretenen Soldaten die 170.000 absolvierten Flugstunden auf Sea Hawk, Gannet und F-104 Starfighter Revue passieren und deutete auf die bevorstehenden Veränderungen im Geschwader. Anschließend ließ er sich über den Einsatzstand des Geschwaders und über Ausbildungsstand-, und -planung für die Einführung des Tornado informieren. Auch der Stand der Bauarbeiten auf dem Fliegerhorst interessierte ihn und wurde sogleich begutachtet.

Bundespräsident Karl Carstens besuchte zusammen mit seiner Frau am 21. Juni das Geschwader. Während des Zwischenstopps und seiner Weiterreise nach Kiel zur „Kieler Woche“ wurden sie durch Kommodore KptzS Scholz und Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg begrüßt.

Bundestagsabgeordneter Jürgen Möllemann kam als Mitglied des Verteidigungsausschusses am 23. Juni für einen Informationsbesuch nach Jagel. Während einer Platzbesichtigung sprach er mit Kommodore KptzS Scholz und den Kommandeuren der Teilbereiche über Probleme „vor Ort“. Weiterhin führte er Gespräche mit den Vertrauensleuten und dem Vorstand der Unteroffiziersvereinigung.

 

Der 1000. Schleudersitz einer F-104 Starfighter wurde im Juli für seine Instandsetzung aus- und wieder eingebaut und das Team von Cross Servicing fertigte seine 7777. Gastmaschine ab.

Während der Divisions-Schwimmmeisterschaften die am 9. Juli in Tarp stattfanden, räumten die Teilnehmer des MFG1 richtig ab. Mit 132 erreichten Punkten verwiesen die Jagelaner die Teams des MFG3 (121 Punkte) und des MFG2 (97) Punkte auf die Plätze 2 und 3. Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision) zeichnete die Jagelaner mit einem neu gestifteten Wanderpokal aus.

 

Die Olympischen Spiele in Moskau blieben auch in Jagel nicht unbeobachtet. Auch das MFG1 wollte einen Beitrag dazu leisten und erinnerte sich an einen fast schon vergessenen Brauch. Das von vielen Piloten hochgeschätzte „Norddeutsche Beercall“ wurde nach nun immerhin schon neunjähriger Pause aus der Versenkung geholt, reaktiviert und kurzum von vielen Teilnehmern wiederentdeckt. Aus neun Verbänden pilgerten etwa 300 durstige Mannen gen Halle West. Mit wallendem Gewand und Helm, stielecht als Jupiter verkleidet, wurden sie von Kommodore, KptzS Scholz, begrüßt. Unter Fanfarenklängen hielt er seine Begrüßungsrede, die mit einem Salut endete. Das wiederum war das Zeichen für seinen Stellvertreter, der jetzt vor der Halle das olympische Feuer entzündete. Bevor es an die Wettkämpfe ging, wurde erst einmal offiziell mit Bier gedopt. Riesige Balken zersägen, Nägel versenken und an Tauenden ziehen waren der Auftakt zu den fröhlichen Spielen. Das 4. Spiel wurde durch „Sabotage“ aus Luftwaffenhand verhindert. Von einigen Messerstichen getroffen, sanken die einst so stolzen Marine-Schlauchboote in sich zusammen und mussten erst einmal geborgen werden. Somit fiel das geplante Schlauchbootrennen buchstäblich ins Wasser. Feucht und bis lange nach Mitternacht wurde noch gefeiert.

 

Im Sommer wurden gleich zwei Piloten des MFG1 in den Adelsstand erhoben und zum „Ritter der Lüfte“ geschlagen. Am 20. Juli hatte KKpt Reichelt seine 3000ste Gesamtflugstunde erreicht.

KKpt Lange legte die Latte noch etwas höher, indem er am 2. August seine 3000ste Flugstunde auf F-104 Starfighter erreichte. Er war nach KKpt Großklos der zweite Pilot des MFG1 und der 4. Pilot der Bundeswehr insgesamt, der die magische 3000er Grenze auf der Hundertvier absolvierte.

 

Vom 27. August bis 5. September verschlug es fünf Starfighter der 2. Staffel nach Coningsby (England) zur 29. Squadron der RAF. Zur gleichen Zeit waren fünf F-4 Phantom II und 45 Techniker der RAF von dort nach Jagel gekommen. Solch ein Staffelaustausch diente in erster Linie der Erweiterung des Erfahrungsschatzes und dem Vertraut machen mit Ausbildungs-, und Einsatzverfahren fremder Verbände. Laut Befehl sollen täglich 10 Flüge mit 5 Flugzeugen abgefertigt werden.

 

Am 22. September kommt KptLt Brülls beim Absturz seiner F-104 Starfighter (22+78) ums Leben. Während eines Scheinangriffs nahe dem dänischen Grønerup hatte er Bodenberührung im Tiefflug. Während sich sein Flugzeug in tausend Teile zerlegte, hatte er keine Chance den Schleudersitz zu betätigen. Die Angehörigen der 2. Staffel verloren mit ihm einen guten Kameraden, der erst im November 1979 zu ihrer Staffel hinzukam, nachdem er vom Hubschrauberpiloten zum Jetpiloten umgeschult wurde.

 

Die 125.000ste Flugstunde des Geschwaders auf der F-104G Starfighter wurde am 2. Oktober erreicht. KptzS Scholz (Kommodore) bezeichnete den Starfighter im Vergleich zu einem Menschenleben als einen „Herren von 75 Jahren“. Der Stellvertretenden Kommandeur Fliegende Gruppe, FKpt Beermann und KKpt Dominik (Stellvertretender Kommandeur Technische Gruppe) absolvierten diesen Jubiläumsflug. Die Feier zum 125.000sten war gleichzeitig das letzte große Ereignis in der Ära F-104 Starfighter im MFG1. Mit Beginn des nächsten Jahres wird die Ausbildung und Umrüstung auf den Nachfolger Tornado beginnen.

 

Sachen gibt‚s.......Der 31. Oktober sollte für die Wachmannschaft an der Hauptwache Jagel eigentlich ein ruhiger Tag werden, wären da nicht zwei ältere Herren gegen 16.00 Uhr an die Wachmannschaft herangetreten. Sie forderten das „Problem“ Kernkraftwerk Brunsbüttel mittels Bombardierung durch einige F-104 Starfighter des MFG1 zu lösen. Alle ihre bisherigen Bemühungen, die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerkes zu verhindern, seien fehlgeschlagen. Selbst die Klage gegen den zuständigen Sozialminister seien unverständlicher Weise laut Gerichtsbeschluss verworfen worden. Nun forderten die beiden Herren allen Ernstes als letzte Maßnahme die unverzügliche Vernichtung des Kernkraftwerkes durch das MFG1. Auch der herbeigerufene OvWa und die Polizei konnten nicht helfen. Während der sich dann erneut entfachten Diskussion verlangten die beiden Herren nach einem höhergestellten Ansprechpartner. Die Polizei machte dann den Vorschlag, den Innenminister von Schleswig-Holstein, Hans-Peter Bull in Kiel „zu besuchen“. Mit der festen Überzeugung, ihr Ziel nun doch noch zu erreichen, schwangen sich die beiden „Kämpfer“ in ihr Auto und brausten ab - in Richtung Kiel –

 

Die Geschwaderzeitschrift "DER NACHBRENNER" erschien im November zum 100. Mal.

 

Das Thema PA-200 Tornado war der zentrale Punkt um den sich in den letzten Monaten und Jahren alles drehte. Zum Monatsbeginn lud der Kommodore, KptzS Scholz die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden ein. Die Kommandeure der Fliegenden Staffel, Technischen Staffel und der Horstgruppe hielten kurze Referate und der Leiter der Truppenverwaltung informierte über den Sachstand der zivilen Mitarbeiter des MFG1. FKpt Kröger (Leiter Projektteam Einführung Tornado) erläuterte die Entstehung und Entwicklung des neuen Waffensystems, sowie den Ablauf der Umrüstung. Entgegen vieler Meinungen konnte er bestätigen, dass etwa 60 neue Planstellen für Offiziere entstehen würden. Diese werden für das hintere Cockpit des Tornados benötigt. Der neue Supervogel ist im Gegensatz zur F-104 um einige Tonnen schwerer, hat ein Zweimanncockpit und hat auch ein zweites Triebwerk. Das Problem der höheren Lärmbelästigung wurde ebenfalls angesprochen.

 

Im Rahmen einer Geschwadermusterung wurde beim MFG1 am 12. November des 25jährigen Bestehens der Bundeswehr gedacht. Kommodore, KptzS Scholz und Kreispräsident Franzen schritten zusammen die Front des angetretenen MFG1 ab. Anschließend verlas der Kommodore den Tagesbefehl des Verteidigungsministers, in dem die Bedeutung der Bundeswehr gewürdigt wurde. Das MFG1, dass 22,5 Jahre zuvor gegründet wurde, gehörte damit zu den ältesten Verbänden der Bundeswehr. Der Kommodore gedachte dabei auch den 21 Piloten und der anderen Geschwaderangehörigen, die im Dienst ihr Leben verloren.

 

Am 3. Dezember landete Vizeadmiral Bethge (Inspekteur der Marine) wieder einmal auf dem Fliegerhorst Jagel. Als Begleitung folgte ihm sein Adjutant, FKpt Gloeckner. Der Kommodore empfing die beiden Gäste währen ihres Zwischenstopps, der sie anschließend nach Kiel weiter führte.

 

Das letzte große Fest des Jahres fand am 3.Dezember statt und diente der Huldigung der Heiligen Barbara. Dafür rief der Oberpulversack seine Untertanen zusammen. Bei Spiel, Spaß und Gesang nahm der Abend seinen Lauf. Bis in die frühen Morgenstunden wurde kräftig gefeiert. So manch einem wurde erst jetzt bewusst, welchen Tribut er der Heiligen Barbara gezollt hat.

 

Die letzte Flugstunde des Jahres wurde durch den KptzS Scholz (Kommodore) persönlich eingeflogen. In einer kleinen Feierstunde zum Jahresabschluss würdigte er die Aktivitäten des auslaufenden Jahres und wies auf die Vorboten der gerade beginnenden Ära hin, die zum Teil schon begonnen haben. Auf der Schulbank Platz nehmen, hieß es für eine Anzahl von Lfz-Mechanikern und Offizieren der Technischen Gruppe. Sie nahmen an Ausbildungs-, und Schulungsprogrammen der Firma MBB in Ottobrunn und Manching teil. Zeitgleich wurden für Umbauten und die Umstellung auf den Tornado bis Jahresende rund 106 Millionen D-Mark (ca. 54,2 Mill. Euro) in den Flugplatz investiert.

 

 

 

 

1981 letzter F-104G Starfighter-Flug

 

Die Flugabwehrstaffel konnte zu Jahresbeginn ihr 10 jähriges Jubiläum feiern.

 

Harm Dallmeyer (Bundestagabgeordneter, Mitglied im Verteidigungsausschuss) besuchte am 13. Januar für einen Informationsaustausch das Geschwader. Er besichtigte vor allem die Arbeitsbereiche der Technischen Gruppe.

 

Am 28. Januar erfolgte die Einweihung des neuen Soldatenheims in Kropp. Nach fast dreijähriger Bauzeit war der Nachfolger des 1978 abgebrannten Soldatenheims fertig gestellt und konnte in Anwesenheit von Geschwaderangehörigen, der Evang. Arbeitsgemeinschaft Soldatenbetreuung und vieler Gäste wieder seiner Bestimmung übergeben werden. Mit der Veranstaltung „Lachendes Soldatenheim“ wurden die ersten stürmischen Stunden als Generalprobe unbeschadet überstanden.

 

26.Oktober:   450. und letzte PE einer F-104 Starfighter (22+26) in Jagel

 

450. und letzte PE einer F-104 Starfighter (22+26)
Foto: Archiv AG51

 

09.Dezember:   Aufstellung der 23+81 an der Hauptwache

 

Aufstellung der "23+81" an der Hauptwache
Foto: Archiv AG51

 

die "23+81" steht noch immer an der Hauptwache (Okt.2011)

 
35 Jahre später...
die "23+81" steht noch immer an der Hauptwache
Foto: M.Kirschstein (Webmaster)
 
 
   
Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) fand am 31. Januar beim Besuch des neuen Schulungszentrums in Cottesmore lobende Worte. Fromm nahm als Vertreter der Marine an der Einweihung des TTTE, an der zukünftig alle Tornadobesatzungen ausgebildet bzw. umgeschult werden teil. Von den anfangs 1170 Personen des Stammpersonals, waren 98 Angehörige der Bundeswehr die dort ihren Dienst verrichteten. Zu den Flugschülern zählten überwiegend Piloten/Crews die zuvor schon F-104 Starfighter und F-4 Phantom II geflogen hatten. Pro Besatzung wurden 63 Flugstunden veranschlagt, um diese fit für den Tornado zu machen. Der Schulungsbetrieb konnte schnell beginnen, da der Zulauf an Fabrikneuen Maschinen im Januar bereits vorzeitig beendet war. Durch „Intensive Gespräche“ mit Vertretern der Firma MBB und durch hervorragende Überredungskünste von MFG1-Angehörigen konnte die „Übergabe“ des ersten Tornadomodels GNY001 in Marinefarben erfolgen.

 

Kurzfristiger prominenter Besuch kam in den Abendstunden des 25. Februar. General Brandt (Generalinspekteur der Bundeswehr), der von Kommodore Scholz begrüßt wurde, reiste nach kurzem Aufenthalt nach Kiel weiter.

 

65 Angehörige des 625th Tactical-Control-Flight der US Air Force beteiligten sich am „WINTEX“-Manöver im Westen des Jagelaner Flugplatzes. Völlig auf sich allein gestellt und ohne Unterstützung von außen, hatte die Einheit (darunter auch Frauen) die Aufgabe, Luftüberwachung durchzuführen und eine Richtfunkstrecke zum MFG3 nach Nordholz zu betreiben. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde durch den Kommodore und einigen Offizieren der Geschwaderführung wurden die Gäste nach der Übung verabschiedet.

 

Die 1. fliegende Staffel beteiligte sich vom 30. März bis 8. April am Staffelaustausch mit der 11F in Landivisiau (Frankreich). Dieser letzte Staffelaustausch des MFG1 mit der F-104G Starfighter sollte vielen Geschwaderangehörigen die Möglichkeit geben, die franz. Marineflieger und das Land besser kennen zu lernen. Mit vier F/TF-104G Starfighter und zwei C-160 Transall des LTG63 traf das Kommando im nebeligen Landivisiau in der Nähe von Brest ein. Das Wetter war während des gesamten Aufenthalts nicht besonders gut und geflogen wurde nur, wenn der deutsche Wetterfrosch die erforderlichen Wetterbedingungen geschaffen hatte. Die Zusammenarbeit am Boden und in der Luft verlief reibungslos. Ein Freundschaftsspiel im Fußball konnten die Franzosen mit einem 3:1 für sich verbuchen. Gemeinsame Wochenendausflüge, die gute französische Küche und noch viel mehr französischem Wein sorgten bei manchem Kommandoteilnehmer für kräftigen „Seegang“. Erst am Rückflugtag bemühte sich die Sonne durch die Wolken. Bretonische Dudelsackmusik spielte auf, bevor die vier Starfighter zum Start rollten. Mit einem Formationsflug bedankten sich die vier Starfighter bei ihren Gastgebern, dann ging‘s nach Hause in Richtung Jagel. Es war der letzte Staffelaustausch von MFG1-Starfightern mit befreundeten Staffeln. Doch bevor ab 1982 der Tornado das neue Arbeitspferd in Jagel wird, erfolgte noch der Gegenbesuch der 11F mit vier Super Etendard vom 2. - 12. Juni.

 

Der amerikanische Admiral Harry D. Train kam am 2. April als allererster NATO-Oberbefehlshaber Atlantik nach Deutschland. Er kam in Begleitung von Vizeadmiral Bethke (Inspekteur der Marine) und Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision). Begrüßt wurden sie durch den Kommodore KptzS Scholz. Eine Ehrenkompanie der Marineflieger und das Marine-Musikkorps Ostsee waren zur Begrüßung angetreten. Der Gast und der Inspekteur schritten die Ehrenformation ab. Nach einer Besichtigung des Flugplatzes und diversen Gesprächen startete Admiral Train mit einer Breguet Atlantic zu einem Aufklärungsflug über der Ostsee.

 

Am 15. April konnte der Staffelkapitän der 2. Staffel, KKpt Wiedemann zum „Ritter der Lüfte“ ernannt werden, nachdem er seine 3000ste Gesamtflugstunde absolviert hatte.

 

Zu einem Kurzbesuch traf Major General Thorsen (COMAIR BALTAP) am 11. Mai in Jagel ein und wurde von FlAdm Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision) sowie vom Kommodore, KptzS Scholz begrüßt. Nach einem kurzen Briefing über Auftrag und Aufgaben des MFG1 sowie einer Platzrundfahrt war der Besuch auch schon wieder vorbei und der Gast weiter gereist.

 

Am 13. Mai stand schon der nächste Besuch vor der Tür. Sie kamen auf Einladung des Rechtsberaters beim Flottenkommando. 25 Richter informierten sich über Auftrag und Aufgaben des Geschwaders. Nach einer Diskussion mit der Geschwaderführung über Sachprobleme fand eine Waffenschau an einer F-104 Starfighter statt, welche besonderes Interesse bei den Gästen weckte.

 

Auch Bundespräsident Karl Carstens besuchte wieder einmal das MFG1 für einen Informationsaustausch. Mit militärischen Ehren wurde er unter anderem durch Flottillenadmiral Bethke (Inspekteur der Marine), Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) und dem Kommodore, KptzS Scholz begrüßt. Bevor der Bundespräsident zum nächsten Termin nach Olpenitz weiter reiste, besichtigte es noch eine F-104 Starfighter und eine Breguet Atlantic.

 

Der Staffelkapitän der 1. Staffel konnte am 11. Juni Gäste aus Frankreich begrüßen. Es war der Gegenbesuch der 11F in Landivisiau, welche zum Staffelaustausch nach Jagel kamen. Die ursprünglich vier Super Etendard mussten sich dem schlechten Wetter in Frankreich beugen und kamen einen Tag später, allerding technisch bedingt nun nur noch zu dritt, nach Norddeutschland. Bei nahezu perfektem Flugwetter konnte das fliegerische Programm durchgeführt werden. Die vier gemeinsamen Tage vergingen im Nu.

 

Die Baumaßnahmen auf dem Flugplatz konnten seit langem nicht mehr übersehen werden und so wurde am 18. Juni dann Richtfest für eine neue Triebwerkshalle gefeiert. Die Vertreter der Oberfinanzdirektion, des Landesbauamtes und die Geschwaderführung waren mit dem Ergebnis vollkommen zufrieden. Wenn der Bau planmäßig vorankommt, wird die „Akropolis“ im November bezugsfertig sein.

 

Am 22. Juni besuchten die Bundestagsabgeordneten der SPD Neumann, Jungmann, Kolbow und Wiefel das MFG1. Die Politiker, Mitglieder der Arbeitsgruppe „Sicherheitsfragen der SPD-Bundestagsfraktion“, informierten sich über die aktuelle Lage bei der Einführung des Tornado und der damit verbundenen Umbaumaßnahmen auf dem Flugplatz.

 

Bock Jagd im MFG1. Am Morgen des 17. Juli: springt da nicht ein Stück Rehwild übern Flugplatz, und dass bei Flugbetrieb?!? Hektischer Anruf beim FSO - kurze Antwort „der fliegt“. Nächster Anruf beim Forstamt - und der Bock war verschwunden - zunächst. Der Tag verging und gegen Abend erfolgte dann die Verteilung verschiedener Ansitzposten für die Bock Jagd unter der Voraussetzung der höchstmöglichen Sicherheit auf dem Flugplatz. Mit einem sauberen Kammerschuss wurde der Bock nach mehr als einer Stunde gestreckt.

 

Schon wieder 3000 Flugstunden gesamt. Diese Leistung konnte am 28. Juli vom Staffelkapitän der 1. Staffel, FKpt Engel verbucht werden. Er wies beim anschließenden Beercall darauf hin, dass diese Leistung nicht nur durch sein alleiniges Können zustande kommt, sondern durch die unzähligen Arbeitsstunden aller Geschwaderangehörigen ermöglicht wurde.

 

Das Triebwerk der 22+26 machte am 3. August als letztes „F-104“ Triebwerk einen Teststandlauf in der Lärmschutzhalle. Innerhalb der letzten 13 Jahre, seit Bestehen der Lärmschutzhalle, wurden 844 Prüf- und Funktionsläufe bei einer Triebwerkslaufzeit von insgesamt 1700 Stunden durchgeführt. Im Anschluss an den letzten Testlauf erfolgte der Umbau der Lärmschutzhalle für das neue Flugzeug Tornado.

 

Am 13. Oktober konnte der Kommodore den Abrüstungsexperten der SPD, Egon Bahr, begrüßen. Sein Interesse galt dem Sachstand in Bezug auf die bevorstehende Umrüstung auf das Waffensystem Tornado. Während eines gemeinsamen Mittagessens beantwortete der Politiker Fragen zur Friedenspolitik und berichtete auch über den Stand der Verhandlungen zum NATO-Doppelbeschluss. Anschließend besichtigte er einen Unterkunftsblock für wehrpflichtige Soldaten in der Kaserne in Kropp und fand auch noch die Zeit mit Vertretern des Personalrates über die Probleme der zivilen Mitarbeiter des Geschwaders zu sprechen.

 

Die Wartungsstaffel hat in den 18 Jahren Starfighter-Flugbetrieb ca. 85.000 Vorfluginspektionen durchgeführt, ca. 32.000 Reifen gewechselt, ca. 530.000 Liter Kraftstoff nachgefüllt und ca. 132.000 Flugstunden verbucht. Mit dem Abschleusen der Flugzeuge aus dem MFG1 und dem versetzen von Personal zum MFG2 wurde bereits zum Jahresanfang begonnen. Beim MFG2 wurde dafür eine 3.Fliegende Staffel aufgestellt. Ein Teil von Personal und Flugzeugen fand dort ein neues zu Hause. Doch am 15. Oktober kamen die Herren der Wartung noch einmal im Shelter 18 zusammen, um dort mit den Piloten der fliegenden Staffeln gemeinsam die vorerst letzte der schon zur Tradition gewordenen Shelterpartys zu feiern. Nachdem die Warte, die das Geschwader verlassen, verabschiedet wurden, wurden die F-104 Starfighter symbolisch in Form des „Fliewatüt“ aus dem MFG1 entlassen. Wie ein Phoenix aus der Asche fuhr dann ein neues „Fliewatüt“ in Form eines Tornados in den Shelter hinein und wurde feucht fröhlich begrüßt. Man wurde sich schnell einig, dass die Shelterfeiern in alter Tradition auch zu Tornado-Zeiten fortgesetzt werden sollen.

 

Nicht nur im Geschwader war die Umstellung auf das neue Flugzeug ein riesiges Thema. Auch die Öffentlichkeit interessierte sich brennend dafür. In den SCHLESWIGER NACHRICHTEN erschien am 17. Oktober ein Artikel mit dem Titel „In Jagel heißt es auf TORNADO umsteigen. Marineflieger erhalten als erste das Mehrzweckkampfflugzeug / Abschied vom STARFIGHTER“

In dem Artikel wird Kommodore, KptzS Scholz zitiert,  wie er 132.000 Flugstunden auf  der F-104G analysiert, mit all seinen Höhen und Tiefen, den Verlusten an Menschenleben und Material, die zu den schwarzen Ereignissen im Fliegerleben zählen aber auch den Glücksmomenten, wenn ein Verband den Flugsicherheitspokal oder die entsprechende Urkunde für unfallfreies Fliegen erhält. Der Kommodore ging auch auf das neue Flugzeugmuster ein, welches von westlichen Verteidigungsexperten als sicher und hochtechnologisch entwickelt eingestuft wurde. Das MFG1 soll als erster Bundeswehrverband damit ausgerüstet werden und im Laufe eines Jahres insgesamt 48 Maschinen aufnehmen. Die alten Starfighter werden zum MFG2 nach Eggebek verlegt und am 02. November als 3. Fliegende Staffel des MFG2 neu aufgestellt bzw. als Reserve eingemottet. Die Flugzeugführer und Kampfbeobachter aus der 1. und 2. Staffel des MFG1 haben sich schnell in Eggebek eingewöhnt. Erster Staffelkapitän der "Vertriebenen" aus Jagel wurde KKpt Wiedemann (bisher StaKa 2.Staffel/MFG1). Ein Teil der Mannschaft der 3. Staffel wird ab dem Februar 1982 allerdings zur Umschulung auf des neue Waffensystem Tornado nach Cottesmore (England) gehen. Nach ihrer Ausbildung werden sie ihren Dienst mit dem neuen Flugzeugmuster wieder in Jagel beim MFG1 versehen. Die 3. Staffel wurde ein wichtiger Grundpfeiler das MFG2 und war bis zur Auflösung des MFG2 im Jahr 2005 existent.

 

Die letzte PE (Periodische Inspektion) an einem Starfighter wurde am 26. Oktober feierlich beendet. Insgesamt wurden genau 450 Inspektionen an diesem Flugzeugmuster in Jagel durchgeführt.

 

Da ist er nun…, der letzte Tag ist gekommen. Der letzte Flug eines F-104 Starfighter des MFG1 sollte an diesem 29. Oktober erfolgen. In Anwesenheit aller Ex-Kommodore, Ehrengästen, Presse, Funk und Fernsehen erfolgte eine Geschwadermusterung. Der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Fromm und der Kommodore, KptzS Scholz hielten Reden in denen unter anderem hervorgehoben wurde, dass von den 166.000 Gesamtflugstunden des MFG1 mehr als 132.000 ausschließlich auf F-104G Starfighter erflogen wurde. In fünf von dreizehn Starfighter-Jahren wurde ohne jeglichen Unfall geflogen. Zu einem letzten gemeinsamen Flug starteten FKpt Haupt (Kommandeur Fliegende Gruppe) und FKpt Schmidtbauer (Kommandeur Technische Gruppe). Dieser gemeinsame Flug sollte eine besondere Symbolkraft haben, unterstreicht er doch über die guten und schlechten Zeiten hinweg die gute Zusammenarbeit zwischen der Fliegenden und der Technischen Gruppe. Für den allerletzten Flug hatte man jedoch den jüngsten Piloten des Geschwaders OLtzS Hansen-Hagge ausgewählt. Während des Festaktes der Außerdienststellung rollte er mit der 26+85 im Hallenvorfeld der Halle 36 aus und machte seine inhaltsschwere Meldung an den Kommodore. Dieser wiederum meldete im Anschluss daran dem Stellvertretenden Befehlshaber der Flotte, Konteradmiral Kampe die Durchführung des letzten Fluges. Die Meldung des Kommodore an den Flottenchef wurde unterdessen zum Medienereignis und die SCHLESWIGER NACHRICHTEN nahm diese zum Anlass und titulierte am 30. Oktober: „Marinefliegergeschwader 1 verabschiedet nach 18 Jahren endgültig den Starfighter“. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte war, dass drei Jahre später der junge Pilot Hansen-Hagge, den ersten Tornado des MFG1 in der Nähe der Insel Samsø unangespitzt in den Meeresboden rammen würde.

Wenn man schon mal die Gelegenheit zum Feiern hat und das Haus bereits voller Gäste ist, kann man den Tag auch gleich zum Anlass nehmen um das jährliche Oktoberfest zu feiern. Über 4000 Teilnehmer zählte diese Riesen-Hallenparty. Worin liegt das Geheimnis dieser sehr erfolgreichen Festlichkeit? Ist es die einladende Atmosphäre die wie immer in Eigenleistung auf die Beine gestellt wird, die überaus beliebte Tombola, die verschiedenen Unterhaltungsstände, die Leckereien oder das Original Wies’n-Bier. Am nächsten Tag wurden davon 78 leere Fässer abtransportiert. Das Fazit der Gäste – Spitze wie immer im MFG1.

 

Am 6. November kehrte ein MBB-Team mit den Piloten Dietrich Seeck und Karl-Heinz Artelt und dem Vorserien-Tornado 98+02 (Prototyp Nr. 13) noch einmal nach Jagel zurück. Zuletzt nutzten die Manchinger den Marineflugplatz im Jahr 1979 als Ausgangsbasis für ihre Testflüge. Erprobt wurde anfangs der Autopilot im Modus RHH (Radar Height Hold), sowie weitere Radartests speziell für die Marineflieger. Als diese Tests abgeschlossen waren, erfolgten Versuche am Kraftstoffsystem. Ziel war es, herauszufinden, ob für beide Triebwerke unter Extrembedingungen (z.B. ungewöhnliche Fluglagen) eine totale Kraftstoffversorgung gewährleistet werden kann. Die Testflugbedingungen waren am 25. November wirklich extrem in Zweierlei Hinsicht. Einige Tage zuvor gab es in der Nordsee eine Springflut, die nun eine Wellenhöhe von etwa 16 Metern bedeutet. Im Normalfall findet dann kein Flugbetrieb statt, da dann eine Rettung per Hubschrauber unmöglich wäre. Nach Erwägungen Zeitlicher und Wirtschaftlicher Aspekte entschied sich die Testcrew trotzdem zu fliegen. Die angestrebten Tests waren zufriedenstellend auf der Checkliste abgehakt, als sie mit dem Flugzeug bei Mach 1,35 in einer Höhe von 12000 Fuß (etwa 4000 Meter) von oben durch die dichte Wolkendecke stießen. Die Aussicht war nicht besonders schön, da unter den beiden die Nordsee brodelte. Deutlich konnten sie die Halligen vor Küste von Husum sehen, die der tosenden See standhalten mussten. Dietrich Seeck und Rainer Henke überführten das Testflugzeug nach der Erprobungsphase am 11. Dezember zurück nach Manching.

 

Am 9. Dezember hob noch einmal eine F-104G Starfighter aus dem MFG1 zu einem etwas anderen Flug besonderer Art ab. Zur Erinnerung an die 18 jährige Starfighter-Ära (1963-1981) wurde an der Hauptwache Jagel die „23+81“ auf einen Sockel gehoben und am 21. Dezember feierlich durch Kommodore Scholz und Flottillenadmiral Deckert eingeweiht. In Mühevoller Kleinarbeit hatte ein Team der I-Staffel, einige Monate lang die Maschine für den Sockel vorbereitet. Der Kranfahrer der die „23+81“ von der Halle 36 zur Hauptwache fahren sollte, übte vorsichtshalber das Aufstellen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Halle 36 und stellte sich immer wieder die Frage: wird der Transport klappen??? Kann die Maschine Millimetergenau auf den Sockel gehoben werden??? Am 9. Dezember erfolgte der Transport über die 400 Meter lange Strecke in einem vierstündigen Transport. Auch heute (Frühjahr 2015) steht die Marinemaschine noch immer an ihrem Platz an der Hauptwache und erinnert an die Starfighter-Zeit in Jagel. Sogar die originalen Marinefarben und das MFG1 Wappen sind noch immer darauf angebracht. Die Kennung „23+81“ die seit der Aufstellung angebracht ist, ist jedoch nicht echt. Ursprünglich flog das Flugzeug mit der Kennung „20+81“. Da die alte vierstellige Postleitzahl von Jagel aber die 2381 war, erhielt das Flugzeug als Zeichen der Verbundenheit des MFG1 mit seinen Nachbargemeinden die neue Kennung.

„Mit einem weinenden Auge“, meinte KptzS Scholz (Kommodore), nehmen die Marineflieger Abschied, denn seit dieser am 11. November 1963 „erstmals für die Flotte am Himmel erschien, haben wir alle Höhen und Tiefen mit der 104 mitgemacht“. Der Starfighter-Krise in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zum Trotz, als es auch beim MFG1 „erhebliche Verluste“ gab, mauserte sich der Starfighter zum „Arbeitstier der Flotte“… Insgesamt fünf Mal (von 1972-1978) erhielt das MFG1 den Flugsicherheitspokal oder entsprechende Urkunden für unfallfreies Fliegen. Mit dem Tornado wird es seiner Auffassung nach keine zweite Starfighter-Krise geben. Militärisch bringt der Tornado, der selbst nach Meinung von US-Experten technologisch 15 Jahre dem hochmodernen Jagdbomber F-111 Aardvark voraus sei, den Vorzug, dass seine Waffenzuladung gegenüber dem Starfighter um das Dreifache gesteigert ist. Zum Jahresende befinden sich vier fliegende Crews in der Ausbildung für den Tornado. Rund 500 Mann der Technik wurden bzw. werden umgeschult.

 

 

 

 

1982 der Tornado kommt

 

   
 
   

Das Ende des Jahres 1981 und die erste Hälfte des Jahres 1982 waren geprägt von der Abgabe der „Hundertvier“ an andere Verbände und den Vorbereitungen zur Aufnahme des Tornados. Viele Soldaten, zivile Mitarbeiter und Piloten waren zu diesem Zeitpunkt auf Umschulungslehrgängen. Bevor der Tornado kommt, hieß es zunächst aber erst einmal Platz zu schaffen. Fast 500 Unterflügel-, bzw. Tiptanks des Starfighter galt es zu überprüfen, ggf. zu reparieren und für den Abtransport an andere F-104 Verbände vorzubereiten. Der Abtransport erfolgte mit 61 Eisenbahnwagen über den MFG1-eigenen Bahnanschluss.

 

Im Rahmen einer MOB-Übung für Startbahnschnellinstandsetzung waren vom 28. Januar - 5. Februar jede Menge Pioniere in Marineuniform auf dem Fliegerhorst. Die Startbahnschnellinstandsetzungsstaffel (SBsInstStff) war eine fachlich schlagkräftige Einheit, die sich aus Spezialisten zusammensetzte. Zu Auffrischungslehrgängen wurden sie regelmäßig zur Luftwaffenpionierlehrkompanie 2 in Diepholz zusammen gezogen. Geübt wurde mit Handelsüblichem Großgerät aus dem zivilen Bereich und eingelagertem Material. Die SBsInstStff ist in Friedenszeiten eine reine Geräteeinheit die der Horstgruppe untergeordnet ist. Erst ab einer bestimmten Alarmstufe im Verteidigungsfall oder aber für spezielle Übungen wird die Einheit mit Reservisten gefüllt und reaktiviert. Handelsübliches Gerät und Material wird deshalb verwendet, da dieses in einem „echten Einsatz“ am wahrscheinlichsten zur Verfügung stehen würde. Dabei werden

 

Ein Ereignis besonderer Art wurde am 1. Februar begangen. Alle Angehörigen der Technischen Gruppe waren zu einer außerordentlichen Musterung angetreten, um nicht nur formell von der „F-104G Starfighter“ Abschied zu nehmen, sondern auch formell die Umstellung auf die Tornado StAN (Stärke und Ausrüstungsnachweisung) papiermäßig und körperlich zu vollziehen.

 

Durch die Einführung des Tornados wurden im Geschwader ein paar Anpassungen der StAN nötig. Ab dem 1. Februar gab es zwei neue Staffeln in der Technischen Gruppe. Zuvor wurden die Wartungsstaffel sowie die Elektronik-, und Waffenstaffel aufgelöst. Damit wurde ein 20 Jahre altes „Feindbild“ aus der Welt geschafft. Waffenmixer und Elo’s gehen endlich wieder getrennte Wege. Die Elo’s wurden nun allein in einer Elektronikstaffel neu aufgestellt. Das Waffenpersonal schloss sich mit dem Wartungspersonal in der neuen Wartungs-, und Waffenstaffel zusammen.

 

Auf dem Fliegerhorst  Erding wurde am 16. Februar die Waffenausbildungskomponente MRCA-Tornado feierlich in Dienst gestellt. Zu diesen Feierlichkeiten kamen der Bundesverteidigungsminister Hans Apel, der Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Friedrich Obleser, der Inspekteur der Marine Flottillenadmiral Ansgar Bethge sowie zahlreiche hohe Militärs des Bundesverteidigungsausschusses. Minister Apel erinnerte, dass nach 12 Jahren an der Planung für den Tornado „ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte der deutschen Luftwaffe und Marine“ angebrochen sei: „Heute beginnen wir mit dem Tornado zu arbeiten“. Der Tornado war das damals modernste Flugzeug der NATO. Das MFG1 erhielt als erstes Kampfgeschwader der Bundeswehr 48 der im Stückpreis 35 Millionen DM (ca. 17,9 Millionen €uro) teuren Maschinen. Der Systempreis pro Maschine (inkl. Umschulung, Zubehör, anteilmäßige Infrastruktur usw.) liegt ca. doppelt so hoch.

 

10. März - 19:23Uhr: Großbrand im Unterkunftsbereich der Kaserne Kropp. Acht Minuten nach Alarmauslösung trafen nach und nach die Löschzüge ein und es stellte sich heraus, dass alles nur eine groß angelegte Übung war. Unter der Führung von KKpt Hohnholz und Amtswehrführer Jeß wurden Stärken und Schwächen bei der Zusammenarbeit auf der Grundlage der Nachbarschaftlichen Löschhilfe geprobt. Ein Simulierter Brand in der Zentrale der Energieversorgung für die Kaserne Kropp ließ alle Einsatzkräfte zum Zuge kommen. Beteiligt waren neben der Fliegerhorstfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Kropp auch die Depot-Feuerwehr des Munitionsdepots und San-Kfz sowie Ärzte des MFG1. Bei einem Kameradschaftlichen Treffen in der O-Messe wurde der Ablauf der Übung analysiert.

 

Der neue Flugsimulator für „Tornado“ wurde im Rahmen einer kleinen Feierstunde am 18. März durch den Projektleiter der Canadian Aviation Electronics Ltd (CAE) übergeben. Der Kommodore, KptzS Scholz unterstrich in seiner Rede, dass der Simulator keine reale Flugstunde ersetzen kann, sondern als Vorbereitung für alle auftretenden Eventualitäten von großem Nutzen sein kann. Mit dem fiktiven taktischen Kennzeichen „44+00“ versehen, soll er als Flug-, und Taktiksimulator eine sinnvolle Ergänzung bei der Ausbildung darstellen. Den Taufakt nahm der Leiter des Simulators, Herr Rudolf Becker mit einem Glas Sekt vor. Die offizielle Indienststellung des Flug- und Taktiksimulators erfolgte am 1. Juni.

 

Der 29. März brachte einen Personalwechsel an der höchsten Stelle der Marineflieger mit sich. Während eines Truppenappells in Kiel-Holtenau wurde der bisherige Chef des Stabes im Flottenkommando, KptzS Dubois, durch Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) zum Flottillenadmiral befördert und anschließend zum neuen Kommandeur Marinefliegerdivision ernannt. Sein Vorgänger, Konteradmiral Deckert, wurde neuer Befehlshaber des Territorialkommandos Schleswig Holstein und Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH.

 

Vom 3. bis 14. Mai fand die Mobilmachungsübung „MORGENSTERN“ statt. Immer wieder war in dieser Zeit das Heulen tieffliegender Flugzeuge, das Knattern und Bellen der Flakgeschütze und der Lärm unzähliger Militärfahrzeuge zu hören. Die Anwohner hatten es in den fast zwei Wochen nicht leicht, denn der Befehl lautete, dass der Flugplatz verteidigt und die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs gesichert wird. Verstärkt durch 350 beorderte Reservisten wurde rund um den Flugplatz „gekämpft“. Ein ungewohntes Bild für die Zivilbevölkerung waren die Soldaten mit geschwärzten Gesichtern unter den Stahlhelmen. Überall gab es getarnte Stellungen und patrouillierende Soldaten mit schwerer Bewaffnung. Der Kommandeur der Horstgruppe, FKpt Gneiting führte bei dieser Übung Regie. Diese lief unter den Augen der Öffentlichkeit (Presse) ab, die in den Gefechtsständen und bei eingespielten Lagen stets „vor Ort“ waren. Ein besonderer Dank der Marine ging nach Abschluss der Übung an die Landwirte rund um den Flugplatz, welche ihre Koppeln für das Manöver zur Verfügung gestellt hatten. Die LANDESZEITUNG berichtete am 13. Mai abschließend mit der Überschrift „Das Heulen von Düsenflugzeugen und bellende Flakgeschütze“.

 

Seit Jahren stellte das Geschwader Soldaten für die Rettungswachen im Kropper Schwimmbad frei. Diese waren alle ausgebildete Rettungsschwimmer und unterstützten im wöchentlichen Wechsel die regulären Schwimmmeister. OBtsm Schmidt entdeckte am 3. Juni bei hochsommerlichen Temperaturen ein auf dem Beckenboden liegendes Kind. Die von ihm eingeleiteten Rettungsmaßnahmen wurden vom Schwimmmeister bis zum Eintreffen des Rettungshubschraubers unterstützt. Aus dem Badeunfall wurde kein Unglücksfall und dem Kind ging es schon bald wieder besser.

 

Im Tower Jagel ging gegen Abend des 22. Juni plötzlich über Funk die Frage einer Landeerlaubnis ein. Etwas Verwunderung herrschte, weil für diesen Abend nur noch eine Do-28 und eine C-160 Transall erwartet wurden. Um Landeerlaubnis bat aber der Pilot eines ASW-22 Segelflugzeuges. Nach Genehmigung durch den Kommodore landete der Segler auf dem Rasen neben der Start/Landebahn. Am Steuer saß kein geringerer als Weltrekordflieger Werner Grosse. Eine aussetzende Thermik hatte ihn zur Landung gezwungen. Werner Grosse war am Morgen (!!!) aus Anlass der Kieler Woche in Lübeck gestartet. Eigentlich wollte er in die Gegend von Hannover fliegen, eine ungünstige Wetterlage ließ ihn aber in Richtung Norden abdrehen. Bis nach Viborg/Dänemark schaffte er es und drehte dann um, um nach Hause zu fliegen. Ein Schleppflugzeug holte ihn noch am gleichen Abend ab.

 

Mit der Überschrift „Herrichten des Flugplatzes kostet eineinhalb Tornado“, berichten die SCHLESWIGER NACHRICHTEN am 1. Juli über die bevorstehende Aufnahme des Flugbetriebes mit dem Tornado. Das Landesbauamt in Schleswig gab in einer Pressemitteilung einige Einzelheiten über die Umbaukosten des Flugplatzes bekannt. So wurden große Teile der Start-, und Landebahn verstärkt bzw. erneuert, vorhandene Hallen umgebaut, sowie neue Hallen errichtet. Seit Beginn der Arbeiten im Juni 1979 wurden zu diesem Zeitpunkt bereits etwa 27 Millionen DM (ca. 13,8 Millionen Euro) verbaut. Arbeiten für weitere 20 Millionen DM (ca. 10,2 Millionen Euro) befanden sich in der Ausführung. Die Gesamtkosten wurden mit etwa 106 Millionen DM (ca. 54,2 Millionen Euro) veranschlagt. Da der Systempreis eines Tornados bei etwa 70 Millionen DM (ca. 35,8 Millionen Euro) lag, rechneten die Presseleute eben genau diese eineinhalb Tornado vor.

 

Der 2. Juli wurde zu einem großen Tag in der Geschichte des Geschwaders und der Bundeswehr. Um 10:26 Uhr hob der erste Tornado mit dem Kennzeichen 43+43 und dem Wappen des MFG1 an der Seitenflosse zu seinem ersten Übungsflug ab. Im Cockpit saßen FKpt Haupt und KKpt Fritsche. Bundesverteidigungsminister Hans Apel war zur offiziellen Übernahme der ersten vier Maschinen und diesem Erstflug nach Jagel gekommen. Vizeadmiral Bethge (Inspekteur der Marine) und zahlreiche militärische und zivile Gäste waren ebenfalls anwesend. In einer Dreierformation wurde gleich zu Beginn der Platz überflogen. Nach der Landung meldete FKpt Haupt den ersten Flugauftrag zur „Übernahme des Flugbetriebes beim MFG1“ als durchgeführt. Die Besatzungen der drei Maschinen bestand aus FKpt Haupt (Pilot) mit OLtzS Fritsch (WSO), KKpt Lehbrink (Pilot) mit KptLt Peter (WSO) und KptLt Weiland (Pilot) mit KptLt Loyze (WSO). Flottenbefehlshaber Fromm lud nach einer Geschwadermusterung zur Pressekonferenz für die anwesenden Medienvertreter. Er erklärte das MFG1 zu einem Pilotgeschwader, dessen Erfahrungen mit dem Tornado auch anderen Verbänden der Bundeswehr, bei deren Umstellung auf Tornado zugutekommen. Neben zahlreichen Lobesworten wurde auch der enorme Beschaffungspreis erwähnt, der aber im Rahmen der Verteidigungsbereitschaft und der geplanten Nutzungsdauer bis über das Jahr 2000 hinaus gerechtfertigt sei.

Während der anschließenden Pressekonferenz wurde zu detaillierten Fragen der Journalisten Stellung genommen. Im ersten Zulauf erhielt das Geschwader 48 Tornados zugeteilt. Eine Verschleißreserve von 9 weiteren Maschinen kam später noch hinzu. Die Auslieferung zog sich bis Ende 1983 hin, wobei das Geschwader vier bis sechs Flugzeuge pro Monat erhielt.

In einem persönlichen Schreiben an den Kommodore bedankte sich der ehemalige Kommodore des MFG1, Admiral a.D. Luther, für die Einladung zu den Veranstaltungen zur Aufnahme des Flugbetriebes mit dem Waffensystem Tornado. In seinem Dankesschreiben ging er auch in seine Zeit als Kommodore des Geschwaders zurück, als das Waffensystem F-104 Starfighter eingeführt wurde. Er erinnert an die vielen Verluste während dieser Zeit und wünschte KptzS Scholz viel Glück für die Zukunft.

 

Das Interesse am Tornado ist noch immer ungebrochen. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Obleser und der Kommandeur Marinefliegerdivision, Flottillenadmiral Dubois ließen sich anlässlich ihres Besuches am 18. August über den Entwicklungsstand des neuen Waffensystems informieren.

 

Am 1. September besuchte Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages Dr. Egon Schübeler und Bundesminister Harm Dallmeyer das Geschwader. Sie wollten sich vor Ort ein Bild über die Einführung des Tornados machen. Der Stellvertretende Kommodore, FKpt Wewetzer empfing die Gäste und informierte diese über aktuelle Zustände. Beide Politiker nutzten die Zeit und Gelegenheit, sich auch mit den Technikern zu unterhalten.

 

Ebenfalls am 1. September kam ein weiterer Gast nach Jagel und blieb ein paar Tage. Bis zum 4. September besuchte Mr. James Taliaferro "Jim" Montgomery, II das MFG1. Seit 1967 betreute Mr. Montgomery in besonderem Maß die Flugschüler der Marine. Durch zivile Betreuer wird den Flugschülern in Sheppard AFB/Texas die Möglichkeit gegeben, mit Land und Leuten in näheren Kontakt zu kommen. Er war bereits das zweite Mal nach 1979, dass er das MFG1 besuchte. Für alle Beteiligte war es eine große Freude, dass dieses Wiedersehen stattfand.

 

Der erstmalige Einsatz mit Tornados bei einem Manöver erfolgte am 1. September. Zwei Maschinen übten während „SEF“ (Standard Einsatzausbildungsverband Flotte) mit 54 schwimmenden Einheiten simulierte Angriffe auf den Manöververband. Der Befehlshaber der Flotte, VAdm Fromm, äußerte sich noch vor dem Ende der Übung sehr zufrieden über den Ablauf.

 

FKpt Kröger beendete am 30. September seine aktive Soldatenkaufbahn. Am 1. Oktober 1979 wurde er zum Leiter der Projektgruppe zur Umrüstung auf das Waffensystem Tornado ernannt. Flankiert von zwei Tornados, absolvierte er in seinem geliebten Starfighter den letzten Flug, bevor seine Kameraden ihn würdig in den Ruhestand verabschiedeten. Da das MFG1 keine eigenen Starfighter mehr besaß, musste er sich sein Flugzeug bei den Nachbarn in Eggebek ausleihen.

 

Mit der Schlagzeile „Nur selten Beschwerden über den Fluglärm“ berichteten die SCHLESWIGER NACHRICHTEN am 6. November über den Flugbetrieb im MFG1. Positiv fürs Geschwader war, dass ausschließlich Piloten aus anderen NATO Ländern wie z.B. Amerika, Holland, Dänemark und England durch Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Flughöhen für die Lärmbelästigung sorgten.

 

Die schwere Sicherungskompanie und die Gemeinde Groß Rheide schlossen am 20. November eine Patenschaft. Im Rahmen eines Feuerwehrfestes der Gemeinde wurden in Anwesenheit des Kommodore, KptzS Scholz, FKpt Gneiting (Kommandeur Horstgruppe), KKpt Hohnholz (stellv. Kommandeur Horstgruppe und einer Abordnung der schw. SichKp die Patenschaftsurkunden zwischen Claus Frahm (Bürgermeister) und OLtzS Cawelius (Kompaniechef schw. SichKp) ausgetauscht. Ziel soll es sein, menschliche Kontakte zu bereichern, den Gedankenaustausch zu fördern und gerade den jungen Soldaten die Möglichkeit zu bieten, Kontakte ins Nachbardorf zu knüpfen.

 

Durch den Kommodore persönlich konnte am 17. Dezember die 1.000ste Gesamtflugstunde auf Tornado im MFG1 erflogen werden. Auf dem 2. Sitz saß KptLt Schnell als Waffensystemoffizier. Nach dem Flug wurde er von FlAdm Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision) beglückwünscht. Anschließend verlas der Kommodore vor den anwesenden Gratulanten ein Fernschreiben des Inspekteurs des Marine, der seine Anerkennung zu dieser Leistung in dieser noch recht kurzen Nutzungsphase zum Ausdruck brachte. Weiterhin wünschte der Inspekteur der Marine viel Erfolg bei der Bewältigung der vorstehenden Aufgaben.

 

„Wir fliegen wieder“ - mit diesen Worten bedankte sich Kommodore KptzS Scholz in einem Aufruf zum bevorstehenden Jahreswechsel bei allen Geschwaderangehörigen. Bis zum Jahresende konnten im ersten Jahr seiner Nutzung 1088 Flugstunden auf Tornado erzielt werden.  Im neuen Jahr soll nach einer gewissen Übergangsphase wieder ein geregelter Flugbetrieb zustande kommen.

 

 

 

 

1983 neuer Kommodore

 

Bei einer großen Geschwadermusterung am 1. April anlässlich des Kommodorewechsels verabschiedete sich KptzS Scholz und übergab das Kommando an seinen Nachfolger FKpt Wewetzer. Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte), und Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur MFlgDiv) würdigten die Verdienste des scheidenden Kommodore. Als letzten Höhepunkt seines Wirkens, konnte er den „Flugsicherheitspokal 1982“ für das Geschwader in Empfang nehmen. KptzS Scholz führte 6 Jahre als Kommodore das MFG1 mit seinen 2000 Soldaten und zivilen Mitarbeitern. Das MFG1 verabschiedete den scheidenden Kommodore mit einem dreifach „Hurra“. Das Marinemusikkorps spielte einen Marsch, eine Abwehrbatterie schoss Salut und Tornados des MFG1 und Starfighter des MFG2 grüßten ein letztes Mal durch einen tiefen Überflug.

 

Übergabe des Pokals für Flugsicherheit 1982 durch Vizeadmiral Fromm (Flottenchef) an den Kommodore KptzS Scholz

 

Übergabe des Pokals für Flugsicherheit 1982
durch Vizeadmiral Fromm an Kommodore KptzS Scholz
Foto: "Der Nachbrenner, MFG1"

 

   
Halle 36 und Vorfeld
Foto: Archiv MFG1/Marinefliegerdivision 
 
Der oberste alliierte Befehlshaber des NATO-Kommandobereichs Atlantik und kommandierender Befehlshaber der amerik. Atlantikflotte, Admiral Wessley L. McDonald, besucht das MFG1. Die Begrüßung erfolgte durch Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte), Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur MFlgDiv) und Kommodore KptzS Wewetzer. Admiral McDonald, selbst Pilot, informierte sich über das neue Flugzeug der Marine und ließ es sich nicht nehmen, eine Runde auf dem hinteren Sitz mit zu fliegen.

Auch der Kommandeur der 3. Luftwaffendivision, Generalmajor Schwenke besuchte in Begleitung von Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur MFlgDiv) das MFG1. Auch er informierte sich über den Tornado und den Geschwadereigenen Flugsimulator.

 

Nachdem die letzte Tornado-Crew die Umschulung in englischen Cottesmore abgeschlossen hatte, hatte das MFG1 die volle Einsatzbereitschaft erreicht. Man bedankte sich beim englischen Flugplatzkommandanten für die außerordentliche Zusammenarbeit während der Umschulungsphase.

 

Eine über 25jährige Zusammenarbeit zwischen der deutschen und amerikanischen Luftwaffe bei der Ausbildung von Piloten endet auf der Luke AFB/Arizona. Deutsche Piloten wurden dort auf der F-104G Starfighter ausgebildet. Mit einem Überflug von acht F-104G Starfighter wurde die deutsche Starfighterstaffel in Luke AFB aufgelöst. Die Flugschüler für Tornado werden in Zukunft in Cottesmore (England) ausgebildet.

 

Ein nicht alltägliches Unternehmen bot sich den Zuschauern auf dem Fliegerhorst Jagel, als eine Bell UH-1D (72+82) das schwergewichtige Drehfeuer auf das Dach des Towers hob.

 

Der 16. August brachte das erste Jubiläum auf dem Tornado. Die 5.000ste Gesamtflugstunde wurde erflogen.

 

Im Juni feierte das Marinefliegergeschwader 1 seinen 25. Jahrestag. Einen Tag der offenen Tür hätte es aus diesem Anlass eigentlich geben müssen, aber die Umstellung auf den Tornado verhinderte dieses. Stattdessen wurde am 27. August der traditionelle Familientag veranstaltet. Kommodore KptzS Wewetzer würdigte die Verdienste aller Geschwaderangehörigen für deren Einsatz, harter unermüdlicher Arbeit und gedachte den Flugzeugbesatzungen und Geschwaderangehörigen die im Einsatz ihr Leben verloren.

 

Im Spätherbst wurde vor der Halle 36 eine Bergeübung am Tornado (43+65) durchgeführt. Es wurden Überlegungen angestellt, was passiert, wenn, aus welchen Gründen auch immer, ein Lfz nach der Landung auf der Startbahn liegt und eine Bergung erforderlich macht. Dazu wurde mittels eines 115 Tonnen Krans einer Rendsburger Firma die Maschine ca. 1m vom Boden abgehoben und versetzt. Zweck dieser Übung war die Einweisung der Techn. Offiziere und des Bergepersonals, die Überprüfung der Heißvorrichtung und die Zeitnahme für eine Bergung.

 

Im Rahmen eines Informationsprogramms fand am 31. August ein Besuch des Parlamentarischen Staatssekretärs Würzbach mit ca. 50 Bundesministern im Schlepptau statt.

 

Vizeadmiral Lennard Rudberg (Oberbefehlshaber der Schwedischen Marine) besuchte zusammen mit seiner Frau und Attaché am 20. September das MFG1.

 

Admiral Nejat Tümer (Oberbefehlshaber der Türkischen Marine) besuchte am 27. September das MFG1. Anlass seines Besuches war die Kiellegung türkischer Korvetten bei der Werft Blohm+Voss in Hamburg. Auch eine Besichtigung des Fliegerhorstes Jagel mit einer eindrucksvollen Flugvorführung des Tornados durfte nicht fehlen.

 

Am 19. Oktober stattete Bundeskanzler Helmut Kohl dem Geschwader einen Besuch ab. Er wurde durch Verteidigungsminister Wörner, Vizeadmiral Bethge (Inspekteur der Marine), Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) und Kommodore KptzS Wewetzer begrüßt. Nach dem Abschreiten der Ehrenfront ließ sich der Kanzler vom Kommodore die aus mehreren Geschwadern eingeflogenen Luftfahrzeuge der Marine erklären. Auch für kurze Gespräche mit einigen Soldaten nahm sich der Kanzler Zeit.

 

Am 26. Oktober besuchte der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte Europa-Nord, General Richard Lawson, den Fliegerhorst Jagel. Begleitet wurde er durch Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte).

 

Den Kaninchen auf den endlosen Grünflächen des Fliegerhorstes ging es am 28. Oktober an den Kragen. Eine Gruppe von 8 Jägern mit Frettchen und Hunden hatte den Bestand an „Langohren“ ein wenig dezimiert. Hauptaufgabe der Jäger ist es, den Flugbetriebsbereich Vogelfrei zu halten und Schäden durch Haarwild zu verhindern.

 

Im Rahmen einer internationalen Konferenz besichtigte das internationale Tornado-Training-Steering-Committee (TSC) am 9. November das Geschwader um sich über den Tornado zu informieren.

 

Auf Einladung von Vizeadmiral Fromm (Befehlshaber der Flotte) weilte Vizeadmiral J.C. Franco (spanischer Befehlshaber der Flotte) am 23. November beim MFG1. Er befand sich u.a. in Begleitung des spanischen Marine-Attaché und ließ sich vom Kommodore KptzS Wewetzer über die speziellen Aufgabenbereiche des Tornados informieren.

 

Mit 5500 Flugstunden auf dem Tornado wurde das Jahr 1983 abgeschlossen. Alle für das MFG1 vorgesehenen Flugzeuge wurden an das Geschwader ausgeliefert. Die anfangs noch katastrophale Zulieferung von Ersatzteilen und StAN-Material sowie infrastrukturelle Mängel haben sich zum Glück verbessert. So konnten etwa Mitte des Jahres endlich die Line-Gebäude der Wartungsstaffel im Ost-, sowie Westbereich des Flugplatzes fertig gestellt werden. Umso erfreulicher sind die 5710 Gesamtflugstunden in diesem Jahr. Nebenbei wurden über 120 Besuchergruppen mit mehr als 3000 Personen in Kropp/Jagel betreut. Personal des Geschwaders half im Laufe des Jahres bei der Typ-Erprobung des Tornados im bayrischen Erding tatkräftig mit.

 

Ein besonderes Zeichen der Kameradschaft zeigte in diesem Jahr die Spendenbereitschaft und Anteilname der Wartungs-, Waffenstaffel beim plötzlichen Tod eines ihrer Kameraden. Innerhalb kurzer Zeit kamen unbürokratisch 2000 Mark (etwa 2025 Euro) für die hochschwangere Ehefrau und die Kinder zusammen. Das „Danke“ kam spürbar von ganzem Herzen.

 
 

 

 

 

 

1984 der erste MFG1 Tornado geht verloren

  

Das neue Jahr begann gleich am Anfang mit einem tragischen Unfall. Am 5. Januar startete ein Luftwaffen-Tornado (43+39) des JaboG38 im friesischen Jever und stürzte Südlich der Insel Vlieland (Niederlande) während eines simulierten Bombenangriffes in die Nordsee. Der MFG1 Angehörige OLtzS Stawny der als Waffensystem Offizier (WSO) auf dem hinteren Sitz saß, kam zusammen mit seinem Piloten ums Leben.

 

Nur vier Tage später, am 9. Januar, geht der erste Tornado (43+66) des MFG1 verloren. Mehrere Maschinen aus Jagel waren über der Ostsee unterwegs, um taktische Angriffe auf Schiffe zu üben. Auf dem Rückflug stand Luftkampf auf dem Plan. Der Pilot zog das Flugzeug in den fliegerischen Grenzbereich und verlor in den sehr tief hängenden Wolken die Orientierung. Er war der Meinung, das Flugzeug in dieser niedrigen Höhe nicht mehr unter Kontrolle bringen zu können und entschied sich zu einem „bail-out“, einem Rettungsausschuss. 45 Minuten später war die Besatzung gerettet.

 

 

09.Juni:   Tornado 43+65 in RAF Mildenhall

  

09.Juni:   Tornado 43+71 in RAF Mildenhall

 

MFG1 Tornados in RAF Mildenhall 1984

Fotos:  

TSgt. Jose Lopez Jr. , USAF

Quelle:  

Wikipedia
Mit einer kleinen Shelter-Party wurde die erfolgreiche Überprüfung des Geschwaders durch GenFlusi (General Flugsicherheit) am 28. März gefeiert.

 

Kommodore KptzS Wewetzer und OLtzS Jungkunz demonstrierten im Frühjahr mit Tornado 43+46 den absoluten Tiefflug durch Europa. Ganz Mitteleuropa stand unter einem kräftigen Hochdruckeinfluß und es herrschte gute Bodensicht - ein absoluter Schönwetterflug. Der gesamte Flug führte in einer Höhe von 500 bis 1000 Fuß (ca.165 bis 330m) mit einer mittleren Geschwindigkeit von 400 Knoten (ca. 720km/h) vom italienischen Decimomannu /Sardinien über Korsika und Südfrankreich ins Schleswig-Holsteinische Jagel. Die 2100 km wurden in 2 ¾ Stunden zurückgelegt. Der Kraftstoff hätte sogar bis weit nach Dänemark gereicht.

 

Der erste Staffelaustausch mit Tornado verschlug das MFG1 vom 26. März bis 6. April nach Lossiemouth (England) zum Geburtsort des MFG1. Zeitgleich waren die Briten von der 12. Squadron mit ihren Buccaneers und einer antiquierten Shackleton (Baujahr 1949) zu Gast in Jagel. Für wenige Tage wehte der Hauch von Nostalgie über den Fliegerhorst Jagel. Die uralte Maschine zog in Jagel eine Menge Interesse und Blicke auf sich.

 

Vom 22. bis 30. Mai war die 6°Stormo/154°Gruppo aus dem italienischen Ghedi zum Staffelaustausch in Jagel. Auch die Italiener fliegen seit kurzem mit dem Tornado und so konnten erstmals Erfahrungen beider Seiten direkt ausgetauscht werden.

 

Das Geschwader präsentierte sich in diesem Jahr in ganz Europa und zeigte kräftig Flagge. Einer der Anlaufpunkte für die Jagelaner war die ILA in Hannover. Weitere Besuche standen z.B. in Rhein-Main (US Air Force), in Mildenhall (England), in Gardermoen (Norwegen), in Vaerløse (Dänemark), in Ramstein (US-Air Force), in Aviano (Italien), in Hohn und Husum auf dem Programm.

 

Am 4. Juni wurde die 175.000ste Gesamtflugstunde seit Bestehen des Geschwaders eingeflogen. In diesen Flugstunden verstecken sich 9090 Stunden auf Tornado, 131.910 auf F-104 Starfighter sowie 34.000 Stunden auf Sea Hawk, Gannet, Fouga Magister, Do-27 und P-149. Wenige Tage später konnte am 17. Juli durch OLtzS Klingler und LtzS Benn die 10.000ste Gesamtflugstunde auf Tornado erflogen werden.

 

Eine weitere Meisterleistung gab es am 20. Juli, als ohne fremde Hilfe das Bordeigene Navigationssystem im Tornado zwei Flugzeuge des MFG1 mit absoluter Präzision auf den Flugplatz Lajes auf die Azoren führte. Die beiden Maschinen starteten im portugiesischen Beja und flogen 850 Meilen quer über den Atlantik Punktgenau nach Lajes. Die gemessene Positionsabweichung nach dem langen Flug über das referenzlose Meer betrug gerade einmal 3 Meter. Eine beachtliche Leistung der damaligen Computertechnik an Bord des Tornado in einer Zeit, als das moderne GPS System noch nicht existierte.

 

Am 28. August besuchten im Rahmen einer Informationsreise 31 hohe Militärs aus 27 Ländern das MFG1. Kommodore Wewetzer begrüßte die hohen Offiziere. Unter ihnen waren auch Generalmajor Konstantin Tscherjomuchin (sowjetischer Verteidigungsattaché) und ein Vertreter der Volksrepublik China. Den Besuchern wurde neben der Arbeit und Aufgabe des MFG1 auch der Tornado vorgestellt.

 

Teile des MFG1 verlegten am 22. Oktober zum ersten Mal mit dem Tornado ins italienische Decimomannu /Sardinien. Nachdem bei der Verlegung der Flugzeuge von den zwölf in Jagel gestarteten Tornados nur zwei in Deci ankamen, fand sich kurze Zeit später ein „toller“ Bericht im Nachrichtenmagazin STERN. Nachdem die Flugzeuge wieder eingesammelt waren, wurde für die Zeit der nächsten sechs Wochen Bombenabwurf auf ein Radarziel, Tiefflug- und Sturzflugabwurf auf das optische Ziel und Kanonenschießen auf ein 5 x 5 Meter kleines Tuch trainiert. Auch fürs nicht fliegende Personal gab es eine Menge Abwechslung. Eine Strandparty und Ausflüge über die Insel gehörten dazu. Am 28. November kehrten die Maschinen nach Jagel zurück. Die 43+50 schaffte es, innerhalb der sechs Wochen nicht einmal repariert werden zu müssen. Das ist eine beachtliche Leistung, für die z.T. doch recht anfällige Technik des Tornados.

 

Der traditionelle Familientag des MFG1 führte auch in diesem Jahr zahlreiche Besucher auf den Flugplatz.

 

Vom 5. bis 10. November fand in Kropp/Jagel die „2.Materialerhaltungskonferenz Tornado“ statt. Die ca. 200 Teilnehmer aus Industrie und Bundeswehr wurden mit technischen Erfahrungen und Problemen am Tornado konfrontiert.

 

 

 

 

1985 50 Jahre Flugplatz Schleswig

 

 

 

Titelblatt "Der Nachbrenner" (Ausgabe 1-85)

  Titelblatt "Der Nachbrenner" (Ausgabe 1-85)
Foto: Archiv Autor/Webmaster
Vom 14. bis 16. Januar besuchte Brigadegeneral Genschel (Beauftragter für Erziehung und Ausbildung) das Geschwader. Er kam auf Weisung des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Schwerpunkt seines Besuches waren Gespräche mit Kommodore, Kommandeuren und Soldaten aller Dienstgradgruppen. Auch eine Vorstellung und Besichtigung des Tornados durfte nicht fehlen.

 

Am 29. Januar besuchte der stellv. Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte Nordeuropas (AFNORTH), der dänische Generalleutnant Bent E. Amlet, das MFG1. Während seines Aufenthaltes wurde er von Flottenadmiral Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision) begleitet. Nach der Begrüßung durch Kommodore KptzS Wewetzer, ließ er sich ausgiebig über den Tornado informieren und zeigte sich dabei außerordentlich interessiert und fachkundig.

 

Ende Januar besuchten 2 türkische Offiziere und mehrere Begleiter das Geschwader. Sie ließen sich nach einem zuvor besuchten Lehrgang am F-104 Starfighter-Simulator, der noch immer hier in Jagel parallel zum Tornado-Simulator betrieben wird, einweisen. Die Einweisung, die die praktische Handhabung des Simulators beinhaltete, endete am 27. März. Einzig das kalte deutsche Winterwetter bekam den türkischen Besuchern nicht sehr gut.

 

Im März dieses Jahres feiert "DER NACHBRENNER", die Geschwaderzeitung des MFG1, seinen 20. Geburtstag. Vizeadmiral Bethge und KptzS Wewetzer gratulierten zu diesem Ereignis.

 

In der  Zeit vom 17. - 27. März ist die 2.Staffel mit einigen Tornados zum Staffelaustausch im süditalienischen Gioia del Colle zu Gast. Der Flugplatz liegt in der Nähe von Bari. Das deutsche Kommando wurde mit reichlich Pasta und Spumante begrüßt. Die gute Zusammenarbeit und gemeinsamen Flüge mit den Italienern verlaufen zur vollen Zufriedenheit und wurde in zahlreichen Festen gemeinsam gefeiert.

 

In einer P-3 Orion kam am 27. März der kommandierende Oberbefehlshaber der amerik. Atlantikflotte Admiral Wessley L. McDonald, aus Luxemburg kommend, zum Kurzbesuch. In Jagel bestieg er zusammen mit seiner Frau und einigen Stabsoffizieren eine Sea King, die ihn nach Glücksburg flog. Die Rückreise erfolgte am 30. März, dann allerdings mit dem Ziel London.

 

Für die Erprobung eines neuen Tarnanstrichs wurde im April die 43+85 vom bisherigen NORM 76 „Weißbauchschwein“ bzw. „Delphin-Anstrich“ auf eine Flecktarnung in verschiedenen blau-grau Farbtönen NORM 87 umlackiert. Damit soll der bestmögliche Tarnanstrich erreicht werden.

 

Am 22. April wurden der Wehrbeauftragte Willi Weiskirch und Staatssekretär Günter Ermisch durch den stellv. Kommodore FKpt Hanss und den Geschwader-Militärpfarrer Hubrich begrüßt. Der Besuch kam anlässlich der 30. Gesamtkonferenz der Evangelischen Militärseelsorge in Damp 2000.

 

Am 6. Mai besuchte Divisionär (Generalmajor) Johann Ulrich vom österreichischen Bundesheer im Rahmen einer Informationsreise das Geschwader. Er informierte sich über Auftrag und Aufgaben der deutschen Marineflieger innerhalb des Verteidigungskonzepts der NATO. Er zeigte sich außerordentlich am Tornado interessiert.

 

Im Rahmen der Dienstaufsicht besuchte KptzS Reger (Führungsstab der Marine) das Geschwader. Dieser, sein letzter offizieller Besuch, vermittelte KptzS Reger die Gewissheit, dass er „sein Haus wohl bestellt“ an seinen Nachfolger übergeben kann.

 

In der Zeit vom 6. - 16. Mai beherbergt die 1. Fliegende Staffel Gäste der 208. Squadron aus dem schottischen Lossiemouth mit ihren zehn Buccaneer. Grund des Besuches war die Teilnahme an dem multinationalen NATO-Manöver „BRIGHT HORIZON“. Neben dem gelungenen Manöver waren auch zahlreiche Außerdienstliche Aktivitäten geplant. Dazu gehörte auch der obligatorische „Hamburg-Wochenend-Dreikampf“ Fischmarkt-Hafengeburtstag-Reeperbahn.

 

Im Rahmen einer Europareise besuchte eine Gruppe kolumbianischer Stabsoffiziere unter Leitung von Generalmajor Diaz das Geschwader. Auch in Mittelamerika weiß man die hervorragenden Flugeigenschaften des Tornados zu schätzen und ließ sich in dessen technischer Handhabung einweisen.

  

Vom 28. Mai bis 7. Juni nahm das MFG1 am „TACTICAL-FIGHTER-MEET“ (TFM´85) in Karup/Dänemark teil. 84 Soldaten und 8 Luftfahrzeuge verlegten am Pfingstmontag nach Norddänemark. Gesunder Ehrgeiz und intakte Technik ließen zum Abschluss hervorragende Ergebnisse erwarten.

 

Zum ersten Mal seit acht Jahren, verlegte das Hohner LTG63 nach Jagel. Instandsetzungsmaßnahmen an den Flugverkehrsflächen des Hohner Fliegerhorstes zwangen das LTG63 mit seinen C-160 Transall, nach Jagel auszuweichen. Erst Ende Juli verlegten die Hohner auf ihren eigenen Flugplatz zurück.

 

Für den Zeitraum Mai-Juni verlegte das MFG1 mit zwei Tornados nach Wittmund zum JG71. Anlass des vierwöchigen Aufenthaltes dort, war das „TLP - Tactical Leadership Programme“.

 

 

 

 

 

 

 

14.Juni: Besuch von Brigadier Mayor Weldner

 

 

Besuch Brigadier Mayor Weldner (Argentinien)

 

9.Juni: Besuch von Admiral Nipon Siridhara

 

Besuch Admiral Nipon Siridhara (Thailand)

Besuch Papst Johannes Paul II in Decimomanou
Fotos: Archiv AG51

Vom 6. bis 12. Juni war die 11. Flottille (11F) aus Landivisiau (Frankreich) mit vier Super Etendard zum Staffelaustausch zu Gast. Die 6 Piloten und 13 Techniker hatten neben den gerade einmal 4 Starts am Morgen genug Zeit um Land und Leute kennen zu lernen. Die erstaunlich kleine Abordnung der Franzosen fühlte sich sichtlich wohl.

 

Admiral Nipon Siridhara (Oberbefehlshaber der königl. Thailändische Marine) besuchte vom 9. bis 16. Juni die Bundesrepublik. Er wurde am 13. Juni mit militärischen Ehren in Jagel empfangen und reiste anschließend für ein weiteres Besuchsprogramm mit dem Hubschrauber nach Eckernförde ab.

 

General Mayor Weldner (Chef des vereinigt. Generalstabes der argentinischen Streitkräfte) besuchte am 14. Juni als Gast des Generalinspekteurs der Bundeswehr den Fliegerhorst Jagel. Er wurde durch Vizeadmiral Mann (Befehlshaber der Flotte) und KptzS Wewetzer (Kommodore) empfangen und begrüßt. Während eines Vortrages durch das Flottenkommando wurde dem Gast Auftrag und Einsatz der Flotte unter besonderer Berücksichtigung der Seeluftstreitkräfte erläutert. Bei einer anschließenden Besichtigung eines Tornados und einem vorgeführten Überflug konnte sich der General von der Leistungsfähigkeit dieses Flugzeugmusters überzeugen. Nach einem Mitflug mit der Br.1150 Breguet Atlantic zu Einheiten des ständigen Einsatzverbandes der Flotte in das Skagerrak wurde die argentinische Delegation durch den Generalinspekteur der Bundeswehr auf dem Fliegerhorst Jagel verabschiedet.

 

Dass der alltägliche Flugbetrieb mit dem technisch hochkomplexen Tornado nicht immer ganz leicht ist, will DER SPIEGEL in Ausgabe 27/1985 heraus gefunden haben. Demnach sollen geforderte Jahresflugstunden nicht erreicht werden oder eine große Anzahl an Flugzeugen nicht Einsatzklar sein. Auch soll es Probleme mit dem Flugsimulator geben und die Ausbildung darin nicht ganz der Realität entsprechen.

 

Am Vortag des Tages der offenen Tür ging der Kommodore während einer Geschwadermusterung, geladenen Gästen und Ehemaligen auf das Thema „50 Jahre Fliegerhorst Jagel“ ein. Dabei ging er auch auf Kritik aus Teilen der Bevölkerung ein, dass mit dem Motto auch die nationalsozialistische Zeit zwischen 1935 und 1945 mit einberechnet würde. Es ist Sinn einer solchen Veranstaltung, das Geschwader vorzustellen, und einen Einblick in die Ausrüstung und den Dienstbetrieb zu geben.

„Die Jahre des Nationalsozialismus sind nicht wegzudenken. Entscheidend sei, wie man mit ihnen fertig wird“.

Der Tag der offenen Tür wurde am 7. Juli mit dem Motto „50 Jahre Fliegerhorst Schleswig/Jagel“ begangen. Endlos viele Autos und zirka 70.000 Besucher fanden dafür den Weg nach Jagel auf die mittlerweile größte Militärbasis der Bundeswehr. Über 100 Flugzeuge aus 11 Ländern standen zur Besichtigung aus. Für Aufsehen sorgte die Flugvorführung diverser Flugzeuge, darunter eine perfekte 12er Formation mit Marine-Tornados. Eine Focke-Wulf Fw-44 Stieglitz erinnerte an die Anfangstage des Fliegerhorstes vor 50 Jahren. Eine gemeinsame Dreierformation von Sea Hawk, F-104 Starfighter und Tornado zeigten in einem unwiederbringlichen Formationsflug, die drei beim MFG1 bisher eingesetzten Flugzeugmuster. Den absoluten Höhepunkt der Flugvorführungen bildete das italienische Kunstflugteam Frecce Tricolorie.

 

Ungewöhnlicher Besuch auf dem Fliegerhorst Jagel sorgte für Unruhe bei der Geschwaderführung. Sie fürchteten um die Start-, Landebahn, denn zwei C-5 Galaxy der US Air Force landeten in Jagel. Sie transportierten Navy Seals (amerikanische Kampfschwimmer) mit Ausrüstung, Fahrzeuge und ein Schnellboot nach Deutschland, um an einer deutsch-amerikanischen Übung in Eckernförde teilzunehmen. Noch nie zuvor landete ein Flugzeug dieser Größenordnung in Jagel. Die Galaxy war zu dieser Zeit das größte Transportflugzeug der Welt und wog vollgetankt ca. 360 Tonnen.

 

Arbeitstitel: „Die Nr. 1 nach Amerika“. Nach monatelanger Vorbereitung starteten am 7. August vier Tornados in Richtung Beja (Portugal), wobei zwei dieser Flugzeuge das Fernziel Andrews Air Force Base in Washington vor Augen hatten. Der Flug nach Beja (Portugal) verlief ohne Probleme. 900 Meilen weiter westwärts landeten die beiden Maschinen zum Zwischenstopp auf den Azoren um zu übernachten und anschließend mit einer Luftbetankung zum 1250 Meilen entfernten kanadischen Gander weiter zu fliegen. Dort kam es beim Aufgeben des neuen Flugplanes zu einem kurzen aber freundlichen Wortwechsel mit einem Flugkapitän der DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG. Diese nutzte Gander als Tankstopp auf dem Weg nach Kuba. Der eine oder andere Passagier nutzte in der Vergangenheit diese Gelegenheit um stiften zu gehen. Während eine Marinebesatzung anschließend weiter nach Washington flog und dort am 9. August landete, konnte die andere Besatzung aufgrund eines technischen Defekts erst mit 15 Stunden Verzögerung in Gander starten. Es war die erste Landung eines Tornados in Washington überhaupt. An Bord der ersten Maschine: Kommodore KptzS Wewetzer und OLtzS Hovorka. Nachdem auch die zweite Maschine Washington erreichte, lag ein langes Wochenende vor den vier Marinesoldaten. Der Rückweg führte ebenfalls wieder über Gander. KptLt Jülich und OLtsZ Hovorka flogen nonstop per Luftbetankung in etwa 4½ Stunden direkt nach Jagel. Die andere Besatzung sammelte noch die in Beja zurück gelassenen Kameraden ein und flog dann ebenfalls nach Hause zurück. Am 14. August waren alle Maschinen nach Jagel zurückgekehrt.

 

Vom 26. August bis 12. September nahm das MFG1 mit acht Tornados am „TACTICAL-FIGHTER-WEAPONY“ in Aalborg/Dänemark teil. Die 80 Kommandoteilnehmer durchliefen in diesen Tagen alle Höhen und Tiefen einer Verlegung. Am Himmel wurde mit/gegen die anderen Teilnehmer wie z.B. F-104 Starfighter, F-15, F-16, sowie die heimischen Flugzeuge der dänischen Gastgeber gekämpft.

 

Vom 23. September bis 18. Oktober ging es dann zum „TLP“ (Tactical Leadership Programme) nach Wittmund zum JG71 „R“. Dort wurden zusammen mit Verbänden der US Air Force, der Royal Air Force sowie der Luftwaffe taktische Luftoperationen unter Eloka-Bedingungen trainiert. Das MFG1 nahm an dieser Übung mit zwei Tornados und 23 Technikern teil.

 

Immer wieder kamen Besucher nach Jagel. Neben Vertretern der Nordatlantschen Versammlung, einem bedeutenden Gremium der NATO besuchten auch Offiziersanwärter der US-Navy und der FONAC (Flag Officer Naval Air Command) das Geschwader. Als Höhepunkt dieser Besucherreihe kam Vizeadmiral Linley E. Middleton (Flag Officer Naval Air Command) mit seiner Frau am 13. September. Begrüßt wurden sie alle durch Kommodore, KptzS Wewetzer und dem Kommandeur Marinefliegerdivision, Flottillenadmiral Dubois. Neben Vorträgen und Gesprächen stand eine Besichtigung und Vorführung des Tornados auf dem Programm.

 

Mit Beginn des letzten Quartals des Jahres drehte sich wieder einmal das große Personalkarussell im Geschwader.

FKpt Hanss (stellv. Kommodore) ging in den Ruhestand und übergab seinen Posten an FKpt Zahnert.

In der Fliegenden Gruppe übernahm FKpt Rösch als Kommandeur den Posten von FKpt Liche. Neuer stellv. Kommandeur wurde FKpt Melcklenburg, der den Posten von FKpt Engel übernahm.

In der Horstgruppe verließ im wahrsten Sinne des Wortes „Hoch zu Roß“ FKpt Gneiting seinen Dienstposten als Kommandeur. Sein Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter FKpt Hohnholz.

In der Technischen Gruppe übernahm der bisherige Chef der I-Staffel, KKpt von Schilling den Posten des S3 von seinem Vorgänger KKpt Hesse. Die Instandsetzungsstaffel wurde anschließend von KptLt Mischke geführt.

Als neuer Chef der Nahschubstaffel konnte KptLt Poetsch den Sessel von KptLt Brunke übernehmen.

 

Am 1. Oktober besuchte der Oberbefehlshaber der indonesischen Marine das Geschwader. Einen Tag später, am 2. Oktober folgte Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision). Am 16. Oktober besuchte Vizeadmiral Mann (Befehlshaber der Flotte) den Jagelaner Fliegerhorst.

 

Die Schießübung im italienischen Decimomannu wird am 23. September vom Absturz eines MFG1-Tornado (43+49) überschattet. Beim Verlegungsflug von Jagel nach Deci kam die Besatzung, KptLt Poisel und OLtzS Jungkunz ums Leben. Während einer eingeleiteten Rolle in 200 Fuß Höhe bekam das Flugzeug Wasserberührung und zerlegte sich innerhalb weniger Augenblicke. Von der Besatzung keine Spur und das Wrack liegt in 1600 Metern Tiefe. Die Crew galt als sehr erfahren, Pilot Poisel hatte vor einigen Wochen erst seine 2000ste Flugstunde absolviert. OLtzS Jungkunz machte 1984 von sich Reden, als er zusammen mit Kommodore Wewetzer im Tiefflug von Deci nach Jagel flog.

Eine Aktion die weitaus erfreulicher war, wurde durch KptLt Wita wieder ins Leben gerufen. Jeder Deci-Teilnehmer weis um die seltene Blutkrankheit Thalassämie der Kinder Sardiniens, die durch Vererbung übertragen wird, Bescheid. Auf einem eigens dafür eingerichtetes Spendenkonto wurde Geld für eine spezielle Pumpe gesammelt, welche zur Reinigung des Blutes von überschüssigem Eisen dringend benötigt wurde. Die Hilfe durch Blutspenden der Kommandoteilnehmer aller dort übenden Verbände gab es schon in den vergangenen Jahren. Bis heute versucht man durch Spendenaktionen, den Inselbewohnern Sardiniens zu helfen.

Ein weiteres erfreuliches Ereignis und damit das absolute Highlight des 2.Kommandos in Deci war der Besuch von Papst Johannes Paul II. Am 18. Oktober landete der Papst nach etlichen Gerüchten unter den Kommandoteilnehmern, auf dem Militärflugplatz Decimomannu. Alle Nationen der in Deci teilnehmenden Kommandos stellte eine kleine Abordnung zur Begrüßung des Papstes. Ganze drei Soldaten des MFG1 durften an der Begrüßungsfeier teilnehmen.

Unter Beifall entstieg der Papst seinem Flugzeug und wurde durch die geistliche und militärische Führung offiziell auf dem Flugplatz Deci begrüßt. Der Papst nutzte diesen Flugplatz zum einen als Ausweichflughafen, da der Zivilflughafen von Cagliari wegen Reparaturarbeiten geschlossen war und zum andren, um Cagliari und einigen anderen Städten der Insel einen Besuch abzustatten. Nach einer Rede und der Segnung des anwesenden Personals durch den Pontifex schritt der Papst die angetretene Abordnung ab und begrüßte fast jeden mit Handschlag. Katholiken küssen, so wie es sich gehört, den Ring an der rechten Hand, so auch der Kommandoführer KKpt Wagner. Mit tosendem Applaus wurde der Heilige Vater nach der Zeremonie verabschiedet und flog mit einem Hubschrauber der ital. Luftwaffe zum Besuch weiterer Gemeinden auf der Insel Sardinen weiter.

  

Vom 5. bis 14. November bekam die 2.Staffel im Rahmen eines Staffelaustausches den Gegenbesuch von der 36°Stormo/156°Gruppo aus Gioia del Colle (Italien), bei denen die Jagelaner bereits im Frühjahr zu Gast waren. Sie kamen mit vier Tornados aus dem sonnigen Italien ins regnerische Jagel. Bei einer Welcome-Party wurden schnell erste Kontakte geknüpft. Das Wetter machte gemeinsamen Flügen meist einen Strich durch die Rechnung. Besuche der Städte Schleswig und Flensburg und der Marineschule Mürwik standen als Ersatz parat. Wenn es dann doch mal in die Luft ging, waren Piloten dänischer F-16 und schwedischer J-35 Draken erstaunt über die italienischen Mitflieger über der Ostsee. Auch eine Besichtigung des Zerstörers Mölders (D186) im Kieler Hafen, sowie ein Reeperbahnbesuch in Hamburg standen auf dem Plan.

 

In der 2. Fliegenden Staffel trat im November Lt Dave Hardwick (US-Navy) seinen Dienst als Austauschpilot beim MFG1 an. Er kommt mit 1410 Flugstunden, 274 Flugzeugträgerlandungen (davon 93 bei Nacht) im Gepäck und besitzt neben der Zulassung als Pilot auf Tornado noch die Lizenz für fünf weitere Luftfahrzeugtypen.

 

Das 30jährige Bestehen der Bundeswehr am 12. November, beging das MFG1 mit einer Geschwadermusterung. Diese Musterung war auch gleichzeitig die Jahresabschluss-Musterung. Der Kommodore nutzte diese Gelegenheit um das laufende Jahr zu bewerten und einen Ausblick auf das nächste zu geben. Das Geschwader war in diesem Jahr an über 20 Manövern und Übungen beteiligt. Die Verlegungen nach Karup (Dänemark) und Deci (Italien) hatten einen hohen Ausbildungswert. Er erinnerte auch an den schmerzhaften Verlust einer Besatzung. Die Musterung wurde mit der Ehrung von zahlreichen Soldaten abgeschlossen. Mit dem Dank für die geleistete Arbeit aller Geschwaderangehörigen und dessen großen Einsatz für das gemeinsame Ziel, den Frieden in Europa zu erhalten, schloss KptzS Wewetzer (Kommodore) die Musterung.

 

Zum Jahresende konnte das MFG1 die 21.000ste Geschwaderflugstunde auf Tornado einfliegen. 7825 Stunden davon konnten in diesem Jahr verbucht werden. Das sind rund 1200 Flugstunden mehr, als noch im letzten Jahr.

 

 

 

 

1986 zwei Geschwader in Jagel

 

Gleich zum Jahresbeginn ist das Personal des Geschwaders wieder einmal für eine Übung im Land unterwegs. Vom 8. -31. Januar wird zum „TLP“ (Tactical Leadership Programme) ins ostfriesische Jever verlegt.

 

Eine Abordnung der 1. schweren Marinesicherungskompanie besuchte vom 7. bis 13. Februar die befreundete Reservistenkameradschaft des Kreises Fulda und das dort stationierten 11th Armored Cavalry Regiment der US-Army. Die Gastgeber hatten ein umfangreiches Programm für die gemeinsamen Tage aufgestellt. Dazu gehörten z.B. ein Faschingsball der Black Horses, ein Pistolenschießen und viele gemeinsame Feiern. Im Schloss zu Fulda fand in Anwesenheit der Jagelaner die Eröffnung des Rosenmontags statt. Die US-Army Band Berlin sorgte für die musikalische Unterhaltung.

 

Tornado-Erstflug nach Gibraltar. Am 21. Februar starteten zwei Tornados zu einem Cross Country Flug nach Gibraltar. Cross Country ist die kurze Bezeichnung für Langstreckennavigationsübungsflug. Der Hinflug verlief ohne Probleme und beide Maschinen landeten bei herrlichem Wetter auf dem südwestlichsten Zipfel Europas. Als erster Tornadopilot betrat Kommodore KptzS Wewetzer Gibraltar. Auf dem Rückflug erlebten der Kommodore und sein WSO eine böse Überraschung. Die Klimaanlage im Tornado fiel aus und so froren die beiden „Stein und Bein“. Zu allem Übel waren auch die Temperaturen in Jagel nicht gerade die höchsten.

 

Ebenfalls am 21. Februar flogen vier Tornados zu einem Abschiedsbesuch nach Baden. Die Schwesterstaffel der 1. Fliegenden Staffel des MFG1, die 411. Squadron der RCAF (Royal Canadian Air Force) wurde von Baden-Söllingen nach Kanada zurück verlegt. Das Silver Fox Squadron, so der Beiname der 411. Squadron, stellt nach ihrer Rückkehr in die Heimat ihre bisherigen CF-104 Starfighter außer Dienst und schult auf die F-18 Hornet um. Über 10 Jahre hielt die intensive Verbindung mit den Kanadiern.

 

Seit Anfang März geht es in Jagel ziemlich hektisch und eng zu. Zu den Geschwadereigenen Tornados gesellten sich 40 F-104 Starfighter des MFG2 aus Eggebek. Der Nachbarfliegerhorst in Eggebek wird für die Einführung des Tornados im August umgebaut. Damit werden die F-104 Starfighter aus der Marine ausgemustert. Das MFG1 stellte für den gesamten Aufenthalt der Nachbarn aus Eggebek Hallenplätze und Lagermöglichkeiten zur Verfügung. Der eigene technische Betrieb wurde dadurch erheblich beeinflusst. Während der gemeinsamen Zeit wurde durch KKpt Riemke vom MFG2 die 300.000ste Luftfahrzeugstunde der Marine auf der F-104G Starfighter eingeflogen. Über 170.000 Stunden wurden allein vom MFG2 geflogen. Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision) würdigte dieses Ereignis in einer Feierstunde und dankte allen Soldaten und Zivilisten der beiden Geschwader. Die Rückverlegung nach Eggebek erfolgte zur Erleichterung aller Anwohner im September.

 

Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte fand im ersten Quartal „fast unbemerkt“ im Kasernenbereich in Kropp statt. Bereits 1973 wurde der Antrag zum Anbau und der Erweiterung des Unteroffiziersheimes gestellt. Seitdem gab es ständig Rückschläge und Verzögerungen. Waren es die ersten Pflöcke, die 1978 endlich in den Boden geschlagen und später wieder entfernt wurden, folgten nun nach neuerlichen Eingaben der Druck der zunehmenden Zahl der heimberechtigten Unteroffizieren. Nun endlich, nach 10 Jahren erfolgte im Jahr 1983 die Einstufung in die höchste Priorität der Baumaßnahmen. 1985 stand dann sogar schon der Baubeginn fest. Im ersten Quartal `86 wurde nun endlich der Grundstein gelegt. Eine Hülse mit Gedenkmünzen, eine Tageszeitung, der Grundriss und eine Urkunde wurden „versenkt“. Mit drei Hammerschlägen und den besten Wünschen für den weiteren Bauverlauf ging dieser Akt zu Ende.

 

15 Jahre Flugabwehrstaffel MFG1

 

 

eine der letzten "geflogenen" Missionen im F-104 Simulator

 

eine der letzten "geflogenen" Missionen im F-104 Simulator  
Außerdienststellung F-104 Simulator  
Dezember: Außerdienststellung F-104 Simulator in Jagel

durch KptzS Engelmann (Kommodore MFG2)

Fotos: Archiv AG51

 
Mit einem Sonderflugzeug der Royal Air Force, direkt aus London kommend, traf am 17. März Admiral Sir Nicholaus Hunt (Alliierter Oberbefehlshaber Ostatlantik, Oberbefehlshaber Ärmelkanal, Oberbefehlshaber Abschnitt Ostatlantik und Oberbefehlshaber der königl. brit. Flotte) begleitet von seiner Ehefrau, Lady Merele Hunt in Jagel ein. Er wurde von seinem Adjutanten KKpt Charles Styles mit allen militärischen Ehren empfangen. Flottillenadmiral Brost (Ehrenbegleitoffizier der Bundeswehr) und FKpt Zahnert (stellv. Kommodore) begrüßten die Gäste. In den nächsten drei Tagen besuchte Admiral Hunt in Begleitung weiterer hoher Offiziere militärische Einrichtungen in der Bundesrepublik. Jagel war dabei seine erste Station der Reise.

 

Ein Pakistanischer Admiralstabslehrgang besucht am 18. März das Geschwader. Sie ließen sich über Einsatz und Auftrag des MFG1 und des Tornado informieren.

 

Am 1. April feiert die Flugabwehrstaffel ihren 15. Geburtstag. Zu den Aufgaben der Staffel gehört, den Fliegerhorst gegen Luftangriffe und Luftlandungen zu schützen. Es war ein schwieriger Beginn zu den Anfängen im Jahr 1971. Ohne ausreichend Material, kaum vorhandene Vorschriften und einheitliche Vorgaben, aber mit gewaltig viel Optimismus und Tatendrang ist die Aufstellung der Staffel durch den Willen und die Einsatzbereitschaft einiger weniger Männer geglückt. Es gab viele Tiefschläge, aber auch Höhen auf die es zurückzublicken gilt. In naher Zukunft soll die Staffel mit dem Waffensystem „Roland“ ausgerüstet werden.

 

Die Flagge Japans wehte am 15. Mai am VIP Dispersal, dem Ort an dem alle Besucher die per Luftfahrzeug anreisen, begrüßt werden. Eine japanische Militärdelegation bereiste die Bundesrepublik um sich unter anderem auch umfassende Informationen über den Tornado zu verschaffen.

In den nächsten Tag gaben sich noch mehr Besucher die Klinke in die Hand. Ein kurzer Ausriss aus der Besucherliste zeigte: 40 Professoren der Universität München, 13 Personen eines Lehrgangs der Marineschule Mürwik, 35 ehem. Offiziere des Stabes Marinefliegerdivision, 27 Schulaufsichtsbeamte und Berufsschulleiter aus Frankfurt/Main und so weiter. Mit einer Truppe von gleich 88 Mann schlugen Angehörige und Reservisten des 11th ACR (Armored Cavalry Regiment) der US-Army aus Fulda auf. Eine Abordnung der 1. schweren Marinesicherungskompanie besuchte erst im Februar die befreundete Reservistenkameradschaft der 11th ACR in Fulda.

 

Am 18. Juni wurde nach acht (!!!) Jahren das Richtfest der neuen Fahrzeughalle der Feuerwehr gefeiert. Nachdem im Jahre 1978 neue Feuerlöschfahrzeuge dem Geschwader zugeführt wurden, stellte man fest, dass diese nicht in die alten Hallen passen. Die Militärische Bedarfsforderung wurde gestellt und die Bauarbeiten begannen dann auch recht schnell. Die komplizierten undurchschaubaren bürokratischen Wege in der Materialbeschaffung der Bundeswehr machten dem Vorhaben aber einen Strich durch die Rechnung. Ganze acht Jahre zogen sich die Bauarbeiten hin. Teilnehmer des Richtfestes waren dann die beteiligten Baufirmen, das Landesbauamt, die Finanzverwaltung, die STOV, die örtliche Bauleitung und viele Leute, die keiner kannte. Die künftigen Nutzer standen derweil abseits und sahen den schönen Richtkranz langsam vor sich hinwelken. Über zwölf Wochen ließ sich kein Handwerker sehen, um mit dem Innenausbau weiter zu machen. Somit standen die Fahrzeuge nach über acht Jahren noch immer unter freiem Himmel.

Am 8. September konnten zwei neue Fahrzeuge übernommen und in Dienst gestellt werden.

Das FLKfz 3000 war ein Pulverlöschfahrzeug mit 3000kg Pulver an Bord. Das Fahrzeug ist mit vier Mann Besatzung in der Lage, mittels Stickstoff seine 3000kg Pulver aus sicheren 45 Meters Abstand, innerhalb von 85 Sekunden auf den Brandherd abzugeben. Das 17,6 Tonnen schwere Fahrzeug kann mit seinem 320 PS Motor bis auf 100 km/h beschleunigen. Der Aufbau der Fahrzeuge erfolgte aus einem einheitlichen Baukastenprinzip, welches auf einem Grundfahrzeug von FAUN hergestellt wurde. Das zweite Fahrzeug war ein FLKfz 3500, ein Fahrzeug mit 3500 Liter Wasser, 400 Liter Schaummittel und 750 kg Pulver an Bord. Das ebenfalls auf FAUN basierende Grundfahrzeug verfügt auch über den gleichen 320 PS Motor und bringt 22 Tonnen auf die Waage.

Ein drittes Fahrzeug folgte etwas später, war etwas kleiner und verfügt „nur“ über 1000 Liter Wasser, 100kg Schaummittel, 2x 50kg Löschpulver und 1x 50kg Halon. Die dreiköpfige Besatzung verfügt zusätzlich über eine Pritsche mit Rettungsbühne, um Lfz Besatzungen bergen zu können. Dieses FLKfz 1000 basiert auf einem Mercedes-Benz Unimog U 1300 L.

Nun waren die neuen Fahrzeuge plötzlich da und man stellte überrascht fest, die passen ja gar nicht mehr in die halb fertige Halle mit rein. Die Militärische Bedarfsanforderung über einen Neubau/Anbau war schnell geschrieben und weckte bei vielen Aufgrund der rasend schnellen Umsetzung solcher Vorhaben tatsächlich Hoffnung auf ein erneutes Richtfest im Jahre 1994.

 

Von der fliegerischen Leistungsfähigkeit des Tornados überzeugte sich am 7. und 8. Juli Vizeadmiral Hans-Joachim Mann (Inspekteur der Marine) während eines Mitfluges persönlich. KKpt Dodel hatte die erfreuliche Aufgabe, seinen höchsten Chef auf dem Rücksitz seines Tornados mitzunehmen. Vorangegangen war tags zuvor eine intensive Einweisung und ein bestandener Simulatorflug. Nach der Landung zeigte sich der Flottenchef sehr beeindruckt vom Tornado.

 

Am 9. Juli stattete Air Chief Marshal Michael Beavis (stellv. NATO-Oberbefehlshaber Europa Mitte) von der Royal Air Force, dem Marinefliegergeschwader einen Besuch ab. Er informierte sich über die Einbindung des Tornados in Aufgabe und Auftrag der deutschen Seeluftstreitkräfte. Des Weiteren informierte er sich über fliegerische Aus- und Weiterbildung im Verband.

Zu einem Kurzbesuch kam auch Richard Burt (amerikanischer Botschafter in Deutschland) nach Jagel. Er wurde von Marineattaché, Capt. Anson sowie von Flottillenadmiral Liebig (stellv. Befehlshaber der Flotte) begleitet. Der Kommodore begrüßten die Gäste.

 

Die 25.000ste Flugstunde auf Tornado wurde am 21. Juli erflogen und mit einer kleinen Shelterparty gefeiert. In einer Ansprache ließ der Kommodore KptzS Wewetzer Revue passieren; „Mit dem Tornado wurden 25.000 Flugstunden in nur rund 4 Jahren geflogen, während es bei Starfighter fast 5,5 Jahre dauerte, bis das gleiche Flugstundenaufkommen erreicht werden konnte.“ Die Flugstunden wurden durch 74 Piloten und 73 WSO`s in 15.400 Sorties erbracht. Dabei wurden ca. 16.000.000 Flugkilometer absolviert, 200.000.000 Liter Kraftstoff verbrannt und 1800 Fahrwerksreifen verschlissen. Bei 100 Manövern und Ausbildungsvorhaben wurden über 10.000 Übungsbomben abgeworfen und ca. 35.000 27mm-Geschosse aus der Bordkanone ins Ziel gebracht. Mächtige Zahlen, aber als Wehrmutstropfen ist auch der Verlust von zwei Maschinen zu beklagt, vor allem aber auch, dass eine Besatzung dabei ihr Leben verlor. Zur Erinnerung an die 25.000ste Stunde, bekam das Geschwader vom Tornado-Hersteller PANAVIA ein Tornado-Modell mit einer Glückwunsch-Inschrift überreicht. Beim anschließenden gemütlichen Teil bei Bier und Würstchen wurden gleich die anwesenden Spanier begrüßt, die zum Staffelaustausch eingetroffen waren.

Für einen Staffelaustausch verlegte die 1.Staffel des MFG1 vom 16. bis 25. Juli mit vier Tornados und 60 Techniker ins spanische Valencia zum ALA 11. Die spanischen Marineflieger fliegen hier die Mirage III C. Die Gastgeber unterstützten die Deutschen Marineflieger indem sie bei personellen und materiellen Problemen halfen. Das Wetter mit hochsommerlichen Temperaturen lockte am arbeitsfreien Wochenende zu einem Ausflug an den Strand. Auch ein gemeinsames Essen durfte nicht fehlen. Die Spanier luden zu einer vorzüglichen Paella ein. Das MFG revanchierte sich mit kühlem deutschem Bier. Auch Geschwaderangehörige der 1.Staffel des ALA 11 verlegten mit vier Maschinen und 28 Technikern im gleichen Zeitraum ins Schleswig-Holsteinische Jagel. Die spanischen Besucher übten zusammen mit den deutschen Piloten und ermöglichen sogar das Mitfliegen in der Trainerversion einer Mirage III. Mit Weinbrand, Wein und Schinken wurde zum Abschluss kräftig gefeiert.

Während des Rückfluges nach Jagel in vierer Formation musste eine Maschine (43+46) wegen Hydraulikproblemen auf dem südfranzösischen Marinefliegerhorst Nimes landen. Nach der Problembehebung und einem Startversuch der Triebwerke, brach nach kurzer Zeit Feuer im Heck des Tornados aus. Die französische Feuerwehr war blitzartig zur Stelle, aber in Unkenntnis der Feuerlöschmöglichkeiten beim Tornado pumpten die Feuerwehrmänner unter Hochdruck 1,2 Tonnen (!!!) Löschmittel in alle (!!!) verfügbaren Öffnungen des Flugzeugs. Damit war die Maschine endgültig auf französischem Boden festgenagelt und wurde wenig später von Technikern zerlegt und per Straßentransport auf einem Tieflader nach Erding/Bayern in die Luftwaffenwerft 11 transportiert. Für den 1500 km langen Transport mussten die Tragflächen, das Seitenleitwerk und diverse andere Bauteile entfernt werden. Die Reparatur dauerte einige Monate, wobei das Flugzeug fast komplett zerlegt wurde.

 

Am 1. August begaben sich zwei Tornados der 2.Staffel für einen Cross Country Flug ins Isländische Keflavik. Aufgrund des guten Wetters, entschlossen sich die Besatzungen die 1000 Meilen über offener See im Tiefflug zurückzulegen. Vorbei an Büsum und Helgoland ging es im Tiefstflug Richtung Großbritannien. Auf Höhe von Newcastle ging es wieder rauf auf eine Flughöhe von etwa 600 Metern und dann weiter in Richtung Loch Ness zum ersten Etappenziel, dem schottischen Lossiemouth. Hier lang der Geburtsort des MFG1. Nach einer  wohltuenden Tasse Tee und dem auftanken der Flugzeuge ging es weiter Richtung Norden. Ab jetzt ging es wieder im Tiefstflug weiter. Als die Shetlandinseln überflogen wurden, waren es bis zum Ziel nur noch 300 Meilen über die offene See. Die Luft war so klar, dass bereits aus 80 Meilen Entfernung die ersten Gletscher und das Gebirgsmassiv zu sehen waren. Der Tiefflug über See ist sicherlich eine zusätzliche Belastung, aber für die Ausbildung der Crews eine sinnvolle Erfahrung.

 

Damit dem Jagelaner Personal nicht zu „langweilig“ wird, ging es vom 18.-22. August zu einer Übung „mal eben schnell“ ins dänische Aalborg.

  

Der 18. Unna Marsch über 100km war am 6. September das Ziel einer gut trainierten Mannschaft der Flugabwehrstaffel. Über 780 Teilnehmer, davon 10 Marschgruppen starteten in den Abendstunden. Ziel war es, gemeinsam anzukommen. Zur Marschgruppe des MFG1 gehörte ein Versorger, der per Fahrrad immer wieder voraus fuhr, um den Abstand zu den anderen Marschgruppen mitzuteilen. Außerdem führte er die wichtigste Motivation, die Marschverpflegung in Form von Koteletts, Frikadellen, Obst, Eiern und jeder Menge Getränken immer mit sich. Bei Kilometer 60 gab es eine kleine Rast von 15 Minuten und so langsam kam auch die Erkenntnis, man bis jetzt scheinbar alle anderen Marschgruppen überholt haben müsste. AB Kilometer 80 kämpfte der innere Schweinehund mit den Marinesoldaten. Total erschöpft war dann das Ziel endlich erreicht. Mit Musik und unter stürmischem Beifall überquerte das Team die Ziellinie. Mit 15:02 Stunden hatten sie einen neuen Streckenrekord aufgestellt, über 90 Minuten unter der alten Bestmarke. Nach Versorgung kleinerer Blessuren und 16 Stunden Schlaf am Stück waren alle Strapazen vergessen. Mit Pokal, Urkunden, Medaillen und jeder Menge Stolz im Gepäck ging es zurück nach Hause.

Das MFG2 im benachbarten Eggebek wurde ab dem 15. September personell von fliegenden Besatzungen des MFG1 unterstützt. Anlass war die Aufnahme des Flugbetriebes mit dem Tornado im MFG2. Nur wenige Tage zuvor, schauten viele Geschwaderangehörige des MFG2 am 11. September den beiden letzten F-104 Starfightern mit Wehmut nach, die in den Landesfarben Schleswig Holsteins lackiert, in den Wolken verschwanden. In einem der letzten Starfighter saß der Kommandeur der Marineflieger, FlAdm Dubois höchst persönlich, um seinen „letzten Flug“ zu absolvieren. Nach 2300 Flugstunden endete seine fliegerische Laufbahn. Mit dem Ausphasen der letzten Flugzeuge endete die Ära Starfighter in der deutschen Marinefliegerei für immer.

 

Gleich zwei große NATO-Manöver standen im September und Oktober dem MFG1 ins Haus. Dem Manöver „NORTHERN WEDDING“ folgte unmittelbar im Anschluss „BOLD GUARD“. An der NATO-Großübung „BOLD GUARD `86“, die alle vier Jahre durchgeführt wird, nahmen etwa 65.000 Soldaten aus fünf NATO-Ländern teil. Neben einer Anzahl von taktischen Manövereinsätzen mit dem Tornado hatte das Geschwader den Auftrag, die übenden Truppen durch Bereitstellung von Personal, Material und Einrichtungen auf dem Fliegerhorst und im Unterkunftsbereich zu unterstützen. Für etwa 2500 Beteiligte war Jagel für einige Zeit Heimat und Drehscheibe. Für Materialtransporte flogen fast täglich C-130 Hercules, C-141 Starlifter und C-5 Galaxy Transportflugzeuge der US Air Force von und nach Jagel. Mit ihrer enormen Größe machten sie den Tornado zum Winzling.

 

Am 3. November erreichte ein Hilferuf der deutschen Botschaft in Ankara (Türkei) das MFG1. Eine Geschwadereigene Maschine ist während eines Cross Country Fluges mit Triebwerksproblemen auf dem Militärflugplatz Mürted liegen geblieben. Am nächsten Tag wurde Material und Personal in eine C-160 Transall verladen und mit mehreren Zwischenlandungen wurde dann nach Mürted „gehoppelt“. Die liegen gebliebene Maschine wurde mit vereinten Kräften in eine Halle geschoben. Eine Schleppstange und ein Schlepper standen vor Ort nicht zur Verfügung. Damit die Maschine schnellstmöglich fertig wird, entschloss man sich das defekte Triebwerk zu wechseln, ohne wie sonst üblich, nach dem Fehler zu suchen. Während der Arbeit am Tornado stellte sich heraus, dass auch die Transall ein Problem hatte und der Fehler ohne Ersatzteile nicht zu beheben war. Techniker und Material mussten aus Hohn eingeflogen werden. Der Tornado war am nächsten Tag flugklar und startete am Mittag nach Jagel. Die kurze Freizeit der Techniker wurde für einen Ausflug genutzt. Nach der Reparatur der Transall erfolgte zwei Tage später der Rückflug nach Hause. Bei einem Zwischenstopp auf Kreta wurde weiteres Material aufgenommen und die Transall schon wieder repariert. Nach 7 Stunden Flug erfolgte dann die Landung in Hohn.

 

In der Lärmschutzhalle fand am 21. November ein weiteres Jubiläum statt. Der 500ste Triebwerkslauf eines Tornado (43+65) wurde durch einen zivilen Mitarbeiter erfolgreich durchgeführt.

 

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung besuchten am 3. Dezember Bürgermeister und Gemeindevertreter des Amtes Stapelholm das Geschwader. Fragen, Tiefflüge betreffend, wurden dabei genauso angesprochen, wie der als störend empfundene Überschallknall. Großes Interesse fanden die hochmoderne Technik und der Flugbetrieb mit dem Tornado. Abschluss des Besuches bildete ein geselliges Beisammensein mit Angehörigen des Geschwaders.

 

Als Drehscheibe für Besucher und Vorführverband in Sachen Tornado war das MFG1 über die Grenzen Europas hinaus mittlerweile bekannt. Am 6. Dezember (evtl. 6.Januar 1986, noch klären) besuchte Kapitän zur See Carlos Rabacio (Militärattaché Argentinien) das Geschwader. Im Hinblick auf seine künftige Verwendung als Kommodore eines argentinischen Marinefliegergeschwaders nahm der Gast an allen Relevanten Abläufen des MFG1 teil.

 

Ein nüchtern aufgesetzter Staffelbefehl gab Auskunft über ein Geschehen, das jedes Jahr am 6. Dezember zu einem der wichtigsten Ereignisse im Dienstablauf eines jeden Waffenmixers, Pulversackes, bzw. Pyromanen zählt, die Huldigung der Heiligen Barbara. Die Party wurde unter Mitwirkung aller am Waffen- und Munitionsgeschäft beteiligten Werkstätten und Teileinheiten in einem festlichen Rahmen abgehalten. Bei reichlich Bier und Essen wurde dann z.T. sehr lautstark gefeiert und gesungen. Humor und Trinkfestigkeit zählen zu den wichtigsten Voraussetzungen eines jeden Barbarajüngers. Der anwesende Kommodore, KptzS Wewetzer erhielt, auf Grund seiner musikalischen Ambitionen, die goldene Stimmgabel verliehen. Er sang zwar nicht sonderlich schön, aber dafür besonders laut.

 

Zum Jahresabschluss trafen sich wieder einmal Jäger auf dem Marine-Fliegerhorst. Morgens gegen 9.00 Uhr wurde zur Jagd auf Hasen angeblasen. Bis zum späten Nachmittag konnten 15 Hasen erlegt werden. Das bejagen von Wild auf dem Fliegerhorst dient der Flugsicherheit und wird daher in regelmäßigen Abständen wiederholt.

 

Ende einer Ära - am 18. Dezember wurde der letzte Simulatorflug durch Piloten des MFG2 in Jagel durchgeführt. Der Flugsimulator für die F-104G Starfighter wurde parallel zum Simulator für den Tornado in Jagel betrieben. Symbolisch schaltete KptzS Engelmann (Kommodore MFG2) den Hauptschalter für immer aus. In Anwesenheit von FKpt Zahnert  (stellv. Kommodore MFG1), KptzS Engelmann (Kommodore MFG2) und Offizieren des MFG2, sowie des Simulator-Personals vom MFG1 & MFG2 fand eine kleine Feierstunde statt. Der „Flugbetrieb“ des F-104 Simulators wurde im September 1965 in Betrieb genommen. Von 1965 bis 1983 war das MFG1 der vorwiegend alleinige Nutzer, von 1983 bis jetzt zum Schluss das MFG2 aus dem benachbarten Eggebek. 58.075 „Flugstunden“ hat das gute Stück am Ende auf dem Buckel. Im Januar und Februar des nächsten Jahres wurde er abgebaut, zerlegt und der türkischen Luftwaffe zur weiteren Nutzung zugestellt. Das Rentenalter hatte der Simulator damit also noch nicht erreicht. Beim Technischen Leiter des Simulators, Herr Buckup sah das ganz anders aus. Er wurde im Rahmen der anschließenden kleinen Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet.

 

Das Jahr konnte im Dezember mit über 8500 Flugstunden, Manövern und jeder Menge Besuchern unfallfrei beendet werden. Im Rahmen der Flugstundenbilanzen blickt das MFG1 zum Jahresausklang auf 195.000 Gesamtflugstunden zurück. Schon am Anfang des Jahres meldete die GCA-Anlage den 210.000sten Radargesteuerten Anflug auf den Fliegerhorst. Im Jahr 1986 besuchten zudem 2170 Gäste das MFG1. Unter ihnen hochrangige Politiker und Militärs, Generäle, Botschafter und Schülergruppen. „KALTE FÜSSE“, „TLP“ in Jever, „DASEX“, „BLUE HARRIER“, „NORTHERN WEDDING“ oder aber auch „BOLD GAME“ waren nur einige der Manöver und Übungen in diesem Jahr.

 

 

 

 

1987 neuer Kommodore im MFG 1

 

Vom 5. bis 23. Januar fand erstmals ein ABDR-Lehrgang im MFG1 statt. Das Ziel von ABDR (Aircraft Beattle Damage Repair) ist, mit einfachsten Mitteln und Verfahren in kürzester Zeit Gefechtsschäden an Luftfahrzeugen effektiv zu beheben. Als Ausbildungs-Lfz stand eine ausgemusterte F-104G Starfighter des MFG2 zur Verfügung. Um die Wirkung von gegnerischem Beschuss realistisch darzustellen, wurde die Flugzeugzelle mit einer Spitzhacke und einer Brechstange bearbeitet. Anschließend begann die Reparatur der Zelle, der Steuergestänge, Kraftstoff-, Hydraulikleitungen und der Elektrik mit selbst angefertigten Teilen. Die Reparatur braucht nicht schön zu sein, sie muss nur funktionieren. Improvisieren ist dabei Trumpf.

 

Gemeindevertreter des Amtes Hütten besuchten am 12. Februar das MFG1. Wie auch ihre Amtskollegen des Amtes Stapelholm, wurde der Besuch über den Tiefflugbetrieb in Schleswig Holstein informiert. In einer anschließenden Diskussion stand das Thema Fluglärm im Mittelpunkt. Während der Besichtigung des Fliegerhorstes mit seinen Instandsetzungseinrichtungen für den Tornado, konnten sich die Teilnehmer ein Bild darüber machen, welche Maßnahmen zur Vermeidung unnötiger Belästigung der Bevölkerung unternommen werden.

 

Im Laufe des Januar und Februar wurde der ausgemusterte Flugsimulator für F-104 Starfighter abgebaut, zerlegt und zur weiteren Verwendung der Türkischen Luftwaffe zugeführt.

 

Mitte Februar besuchte auf Einladung von Vizeadmiral Mann (Inspekteur der Marine) und Vizeadmiral Rehder (Befehlshaber der Flotte) eine Delegation des britischen Unterhauses das MFG1. Sie informierten sich über maritime Nordflankenprobleme aus deutscher Sicht. Die Delegation wurde vom “Chairman of the Defence Committee”, Mr. Michael Mates angeführt. Die Besucher wurden hier über den Auftrag des Geschwaders informiert und waren von der Leistung sehr beeindruckt.

 

Vom 18. Februar bis 1. April ging es in diesem Jahr zum Schießabschnitt nach Deci. Die 137 Kommandoteilnehmer des MFG1 spendeten 15 Liter Blut für die Kinder Sardiniens, die an der Blutkrankheit Thalassämie leiden. Zusätzlich kamen 1.300.000 Lire, das entsprach den gespendeten 1860-, DM (ca. 951 Euro) zusammen.

 

Seinen letzten Flug absolvierte der Kommodore, KptzS Wewetzer am 25. März im Geschwadereigenen Tornado (43+55). Nach 27 Jahren „Fliegen für die Marine“ verabschiedet er sich mit einer Gesamtflugzeit von 4329 Stunden aus der aktiven Fliegerei. Er wurde nach der Landung gebührend mit einem roten Teppich empfangen. Die Feuerwehr sorgte anschließend mit ein „wenig“ Wasser für Abkühlung. Mit der Abgabe des Geschwaders und der Versetzung nach Karup (Dänemark) wird er den Steuerknüppel gegen einen Golfschläger tauschen um die überschüssige Energie abzubauen. Er übernimmt dort den NATO-Befehlsstab „COM-NAV BALTAP“. Flottenadmiral Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision) der selbst einmal Kommodore des MFG1 war, hob in einer Rede die Verdienste Wewetzter‘s hervor. In seine Amtszeit fiel die Umrüstung auf Tornado mit all seinen Schwierigkeiten. Knapp 30.000 Flugstunden wurden bisher darauf eingeflogen. In seiner Abschiedsrede bedankte er sich bei allen Geschwaderangehörigen für das Vertrauen, den Einsatz und das Engagement. Er wurde mit einem dreifach Hurra, Salutschüssen durch die Abwehrbatterie sowie einem Überflug von Tornados in niedriger Höhe verabschiedet.

Für seinen Nachfolger, KptzS Lutz-Uwe Gloeckner, ging mit der Übernahme des Marinefliegergeschwader 1 am 27. März ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Er ist im Geschwader kein Unbekannter. Von 1961 bis 1974 diente er als Einsatzpilot im MFG1. Später durchlief er verschieden führende Positionen in  der Marine. Bei diesem Kommodorewechsel trafen sich alle acht ehemaligen und der amtierende Kommodore des MFG1 zu letzten Mal. Ein gemeinsames Foto vor der Offiziersmesse zeugt von diesem Ereignis.

 

Einen hervorragenden Erfolg verbuchten die Hundeführer der STAN-Wache. Herr Langos, Herr Ivers und Herr Mielenz räumten beim Leistungsvergleich der Diensthundeführer vom 5. – 7. Mai so ziemlich alles ab, was es zu gewinnen gab. Ausschließlich erste und zweite Plätze belegten die MFG1-Vertreter mit ihren Diensthunden Kerry, Rex und Wino beim JaboG36 in Rheine/Hopsten.

 

Das neue Unteroffiziersheim wurde am 12. Juni im Kasernenbereich in Kropp eröffnet. Zur Einweihung kamen u.a. hohe Gäste wie z.B. Flottillenadmiral Dubois (Kommandeur Marinefliegerdivision), KptzS Gloeckner (Kommodore), Peter Kurt Würzbach (parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverteidigungsminister) und auch die ehemaligen Kommodore Wewetzer und Scholz.

 

Eine weitere Einweihungsfeier fand am 7. Juli in der Sporthalle auf dem Flugplatz (gegenüber T-Stab) statt. In Anwesenheit des Kommodore wurde das 1. Fitnessstudio des MFG1 übergeben.

 

Am 23./24. Juni besuchte Admiral Carlisle Trost (Befehlshaber der US-Navy) das Geschwader.

 

Zeit, um die Sektkorken knallen zu lassen. Das Geschwader konnte am 16. Juli das stolze Jubiläum von 200.000 Gesamtflugstunden feiern. Diese Flugstunden wurden im Wesentlichen mit der Sea Hawk (7.500 Std.), der F-104G Starfighter (132.000 Std.) und der PA-200 Tornado (34.000 Std.) geflogen. Die restlichen noch fehlenden Stunden wurden mit dem U-Boot Jäger Gannet und den Schul- und Verbindungsflugzeugen Fouga Magister, Do-27 und Piaggio P-149 erbracht. Der Kommodore würdigte in seiner Rede das professionelle Niveau und die besondere Leistung aller Geschwaderangehörigen. Er gedachte aber auch allen denen, die im Dienst ihr Leben verloren. Er erinnerte an die zahlreichen Beeinträchtigungen durch den Fluglärm, aber auch an die Notwendigkeit diesen Einsatz zu leisten, um Frieden und Freiheit zu garantieren. Auch der wirtschaftliche Faktor den die etwa 2000 Geschwaderangehörigen und dessen Familien für die Region darstellen waren Punkte seiner Ausführungen. Der Kommodore appellierte an die Soldaten, die zivilen Mitarbeiter und die anwesenden Ehrengäste, weiterhin vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. Zu den Ehrengästen dieses Tages gehörten z.B. Kreispräsident Franzen, die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden und Vertreter der Firma MBB.

 

 

Richtfest Avionikbunker

  Richtfest Avionikbunker
Foto: Archiv AG51
Zu einem Kurzbesuch am 18. August weilte der Chef der Schwedischen Küstenflotte, KAdm Tornberg auf dem Jagelaner Fliegerhorst. Er wurde begleitet durch Vizeadmiral Rehder (Befehlshaber der Flotte). Begrüßt wurde die Delegation durch den Stellvertretenden Kommodore FKpt Zahnert. Der schwedische Gast informierte sich über den Auftrag des MFG1 und hatte Gelegenheit zu einem Weapons Display am Tornado bevor er sich per Hubschrauber weiter nach Kiel begab.

 

Im Rahmen eines Staffelaustausches verlegte die 1. Staffel am 3. August ins englische Coningsby zur 229 Operational Conversion. Das 67 Mann umfassende Kommando wurde mitsamt Equipment in einer englischen C-130 Hercules nach Coningsby geflogen. Die 229 OCU fliegt genau wie das MFG1 Tornado, allerdings die Jägerversion F3 und so war der Erfahrungsaustausch der Techniker besonders effektiv. Die Kooperation war sogar so gut, dass die englischen Techniker eines Morgens eine englische (!) Sidewinder an die deutschen Maschinen anbauten. Für die fliegenden Besatzungen war die Teilnahme an der englischen Übung „MALLET BLOW“  der Höhepunkt des Staffelaustausches. In vier Einsätzen flogen sie unter Luft- und Bodenbedrohung Angriffe auf einen konventionellen und einen elektronischen Übungsplatz. Geflogen wurde in einer Höhe von 250 Fuß über Land und einer Geschwindigkeit bis zu 540 Knoten. Nach 10 Tagen hervorragender Betreuung und Super Stimmung ging es am 12. August wieder nach Hause. Zeitgleich mit der Verlegung nach England, besuchte eine Abordnung der 229 OCU das MFG1. Neben dem fliegerischen Programm standen auch gemeinsame Ausflüge z.B. nach Flensburg, Kiel und Rendsburg auf dem Programm. Des Weiteren gab es eine Butterdampferfahrt nach Dänemark, einen Kegelabend und ein Schießwettbewerb. In den Räumen der UHG in Kropp wurden u.a. die Welcome-Party, der Englische Abend und die Farewell-Party gefeiert. Nach 10 Tagen verließen die Engländer das MFG1 mit dem Vorsatz und dem Wunsch im nächsten Jahr wiederzukommen.

 

San Francisco wir kommen!!! Das ist das erklärte Ziel. Vom 10. bis 21. August verschlug es im Rahmen eines Cross Country Fluges drei MFG1 Tornados und eine Br1150 Breguet Atlantic des MFG3 als Begleitflugzeug nach Amerika. Goose Bay (Kanada), die Niagara Fälle, New York, Grand Canyon und die US-Westküste waren einige der Anlaufpunkte auf der Amerika Rundreise. Dabei wurden ca. 28.000 Kilometer in 36 Flugstunden zurückgelegt.

 

Vom 17. bis 20. August hatte die Crew eines Marine-Tornado die außergewöhnliche Aufgabe, ein Flug-Display auf einem Flugtag in der neutralen Schweiz, vorzuführen. Der Tornado aus Jagel wurde im Voraus als Zugpferd der Veranstaltung in den Medien angekündigt und sollte mit seinem Flug den Höhepunkt der Veranstaltung darstellen. Vor einer malerischen Gebirgskulisse und Bierzelten flog die Marine-Crew ihr Display und begeisterte die Zuschauer. Die Besonderheit des Tages war der karitative Hintergrund der Veranstaltung. Die Einnahmen des Tages wurden einer Stiftung gespendet. Laut Aussage der Crew, KptLt Haider und OLtzS Kümmel war das die bisher schönste Airshow ihrer Laufbahn.

 

 

„TACTICAL FIGHTER MEET“ (TFM´87) hieß eines der NATO-Manöver in diesem Jahr. Das TFM findet alle zwei Jahre statt und führte das MFG1 in diesem Jahr zusammen mit dem MFG2 aus Eggebek und dem JaboG 38 aus Jever nach Øerland (Norwegen). In einem Konvoi von 46 Fahrzeugen wurde das benötigte Material per See-, und Straßentransport nach Norwegen gebracht. Bei dieser Übung soll das Zusammenwirken der unterschiedlichen Flugzeuge und Waffen bei der Bekämpfung eines gemeinsamen Zieles trainiert werden. Der gute Klarstand der Maschinen sorgte für ausreichend Freizeit. Dafür stand auf dem Flugplatz die so genannte X-Hall zu Verfügung. Ferner wurden Angelrundfahrten angeboten und „Olympische Spiele“ durchgeführt. Die Freundlichkeit der Bevölkerung, die exzellente Verpflegung (Lachs und Shrimps bis der Arzt kommt) und die Schönheit der Mädchen aus Trondheim blieben so manchem Kommandoteilnehmer noch lange in Erinnerung.

 
 

  Ausweis für Kommandoteilnehmer TFM'87
Foto: Archiv Webmaster
 
  Plakat fürs Oktoberfest 1987
Foto: "Der Nachbrenner"
 
  Kommandozeitung "AFTERBURNER" Deci 1987
Bild: via T.Döring

„OCEAN SAFARI“ hieß ein anderes NATO-Manöver. Für die Zeit vom 31. August bis 12. September verlegten Teile des MFG1 nach Südengland und Schottland auf Nicht-Tornado-Flugplätze. Die Tornados ließen die Techniker, anders als zuvor in Norwegen, ganz schön hängen und zeigten sich sehr anfällig. Die Techniker durchlebten Höhen und Tiefen aber dank hervorragender technischer Arbeitsleistungen konnten die Maschinen doch irgendwie in die Luft gebracht werden. Wenn die Maschinen dann doch einmal in der Luft waren, begann die eigentliche Übung. Geübt wurde das Betanken von Kampfflugzeugen in der Luft durch spezielle Großraumflugzeuge. Die Briten nutzten als fliegende Tankstellen dafür ihre Victor und VC-10, die bis zu 30 Tonnen Kraftstoff mitführen konnten. Bevor es in die Praxis ging, mussten die Lfz-Besatzungen erst einmal die Schulbank drücken, die lästige Theorie über sich ergehen lassen und die technischen Abläufe verstehen. Bis zu drei Lfz konnten gleichzeitig in der Luft betankt werden. Im Normalfall waren es jeweils zwei Flugzeuge, die beim Betankungsvorgang von Kameras beobachtet. Diese fliegerisch und technisch nicht ganz einfache Finesse wurde per Funk und Ampelregelung (kleine am Tankflugzeug angebrachte farbige Leuchten) koordiniert. Neben der Arbeit kam die Freizeit nicht zu kurz. Ein Besuch in den Whiskybrennereien McCallan und GlenFiddich durften beim Aufenthalt in Schottland natürlich nicht fehlen. Neben der vielen Arbeit wurden auch interessante neue Bekanntschaften geschlossen und alte z.T. neu belebt. Die Teilnahme am Manöver verlief für das MFG1 sehr erfolgreich.

 

Im September ging es wieder für eine kleine Mannschaft der Flugabwehrstaffel zum 100 km Lauf nach Unna. Man konnte in diesem Jahr zwar keinen neuen Streckenrekord aufstellen, aber mit einer Zeit von 15:26 Stunden war man gerade einmal 24 Minuten „langsamer“ als im Vorjahr. Für den Sieg reichte es dennoch und die Zuschauer belohnten mit großem Beifall diese tolle Leistung.

 

Ein Hauch von Nostalgie schwebte für kurze Zeit über dem Fliegerhorst Jagel, als 3 Oldtimer von England kommend aufgrund einer schlechten Wetterlage in Jagel zwischenlanden mussten. Sie waren auf dem Weg zu einer Flugshow ins schwedische Malmø. Die Cross-Servicing Mannschaft nahm die Kriegsveteranen vom Typ P-47 Thunderbold, F4U Corsair und Spitfire mit Begeisterung entgegen.

 

Die Kollegen der ALA46 (spanische Luftwaffe) kamen zu einem einwöchigen Staffelaustausch mit ihren Mirage F.1 aus Gando nach Jagel. Gemeinsame Übungsflüge, Ausflüge und anschließendes gemütliches Beisammensein mit neu gewonnenen Freundschaften rundeten das Wochenprogramm ab. Zur Vervollständigung muss gesagt werden, dass die Flieger des MFG1 zuvor zum Staffelaustausch auf der Sonneninsel Gran Canaria Gäste der ALA46 waren. Dieser Gegenbesuch der Spanier kann sowohl fliegerisch als auch kameradschaftlich als voller Erfolg bezeichnet werden. Ein Technischer Offizier gab zu Protokoll, dass hier zwei verschiedene Waffensysteme aufeinander trafen, aus dem kühlen Norden (bis 10°C) und aus dem warmen Süden (ab 20°C). Er berichtete auch von 6 Regentagen, einem Sandsturm, einem Erfahrungsaustausch in Technik und Kultur, einem sehr deutlich verlorenem Fußballspiel und einem Remis beim abschließenden Sangria-Abend.

 

In der Halle 250 fand am 17. September nach nunmehr sechsjähriger Pause endlich wieder das Oktoberfest statt. Für die Ausrichtung waren die Technische Gruppe und einige andere Bereiche des Geschwaders verantwortlich. Es galt, den guten Ruf, den die Oktoberfeste des MFG1 seit jeher hatten, zu verteidigen. Am Festabend wurden weit über 2000 Besucher gezählt. Mit viel Liebe zu Detail wurde die Halle 250 in den bayrischen Farben weiß-blau dekoriert. Hauptgewinn einer Tombola war eine Ente. Der Reinerlös der Tombola diente wohltätigen Zwecken und wurde 3 Familien aus dem Kropper Amtsbereich zur Verfügung gestellt. Für die Musikalische Unterhaltung sorgte der Musikzug der Feuerwehr Kropp, die Jagdhornbläser „Schleswiger Geest“ und die „Knickerbocker von der Schlei“. Für das Leibliche Wohl sorgen 5 Bierstände und Leberkäse mit Sauerkraut, Brezn, Rollbraten, Prager Schinken, Grillwurst....... Gefeiert wurde bis weit nach 1 Uhr am nächsten Morgen.

 

Im Spätsommer erfolgte auf dem Fliegerhorst das Richtfest für den Avionikbunker. Mit hauseigener Zimmermannskapelle trat die Baufirma vor dem Bunker an, um das Richtfest vorzunehmen. Der Bunker gehört zu einer Reihe von Maßnahmen, die im Rahmen der Umrüstung auf den Tornado erforderlich sind. Mit den Bauarbeiten wurde am 15. September 1986 begonnen. Der Neubau, mit einem umbauten Rauminhalt von 32.000 Kubikmetern hatte es wahrlich in sich. Für Fundament, Decken und Wände wurden insgesamt 11.600 Kubikmeter Stahlbeton verbaut. Nach einem Lied, dem Richtspruch und der Besichtigung des Rohbaus gingen die Gäste zum Richtschmaus ins Kropper Soldatenheim. Zu den Gästen gehörten u.a. FKpt Zahnert (stellv. Kommodore) und Vertreter des Landesbauamtes Schleswig. Innerhalb eines Jahres soll der Neubau dann bezugsfertig sein.

 

Der 29. September sollte für Obermaat Kraus, Angehöriger des T-Stabes die Schwelle zu einem neuen Abschnitt seines Lebens bilden. Als Sportler war er im Geschwader kein Unbekannter. Hatte er zuvor doch schon viele Wettbewerbe bestritten. Klassischer Marathonlauf war ihm schon bekannt und so kam es, dass er im September 1986 beim Kurztriatlon in Paris (1,5 km Schwimmen / 40 km Radfahren / 12 km Laufen) etwas Blut von einer Extremsportart geleckt hatte, dessen Krönung eine Teilnahme am IRON MAN auf Hawaii ist. Zwischen dem Kurztriatlon in Paris und dem IRON MAN lagen nun aber gerade einmal 13 Monate. Der Abflug von Frankfurt/Main war an besagtem 29. September. Nach 23 Stunden Flug erfolgte die Landung auf Big Island, der größten der Hawaiianischen Inseln. Ein paar Tage Eingewöhnung, dann war er die Startnummer 738 von 1380 Teilnehmern. Der IRON MAN war die Qual pur. Die Temperaturen immer um die 40-45°C, beim Radfahren ständig Gegenwind. Das Anfeuern der Zuschauer gab ihm Kraft und Motivation weiter zu machen. Nach 12 Stunden und 53 Minuten war die Ziellinie erreicht und sogleich kam ihm der Entschluss: Hawaii, ich komme wieder…

 

Nach 5½ Jahren Stehzeit als Kommandeur der Marineflieger übergab Flottillenadmiral Jürgen Dubois am 1. Oktober das Kommando an seinen Nachfolger Flottillenadmiral Kurt Ziebis. Der scheidende Kommandeur und ehemalige Kommodore des MFG1 (1973-1977) wechselte als neuer Stellvertreter des Befehlshabers der Flotte nach Glücksburg. Auch der neue Kommandeur ist in Jagel kein Unbekannter. Als Pilot und Fluglehrer war er von 1963 bis 1968 im MFG1 eingesetzt. 1961 gehörte er dem Kunstflugteam die „fliegenden Fische“ an.

 

Im Zeitraum vom 12. Bis 23. Oktober wurden 460 Reservisten zurück in den befristeten aktiven Dienst gerufen. Die Übung „MORGENSTERN“ war von langer Hand geplant und vorbereitet worden. Die Reservisten verstärkten die Horstgruppe auf nunmehr 1000 Mann. Gammeldienst war nicht angesagt, stattdessen ging es zum Schießeinsatz auf die Truppenübungsplätze Putlos und Todendorf. Bei miesem norddeutschem Wetter in Form von Regen und Wind mit Sturmstärke wurden rund um den Flugplatz Jagel Verteidigungsstellungen ausgehoben und bezogen. Der Feind, in Form der aktiven Panzergrenadierbrigade 17 (PzGrenBrig 17) aus Hamburg, sorgte Tag und Nacht für reichlich Action und heizte der übenden Horstgruppe teilweise ganz schön ein. Der kleine Sportflugplatz in Kropp, der normalerweise von zivilen Segelflugzeugen und kleinen Propellermaschinen genutzt wird, wurde als Haupt-Verbandsplatz hergerichtet. Neben den, durch vorgegebene Lagebilder gestellte bzw. gespielte Verletzte, gab es sogar 28 Soldaten, die tatsächlich medizinisch versorgt werden mussten. Der Kommodore, KptzS Gloeckner und der Kommandeur Horstgruppe, FKpt Hohnholz zogen ein positives Fazit anlässlich der Abschlussmusterung vor Halle 36. Eine weitere Großübung dieser Art wurde bereits für den Februar 1990 unter winterlichen Bedingungen geplant.

 

In November verlegten für ein Manöver des ständigen Einsatzverbandes der Flotte sechs Sea King des MFG5 aus Kiel auf den Fliegerhorst Jagel. Ziel war es, dass Verlegerkonzept für den Kampfhubschrauber, Personal und Material an einen Ort außerhalb der eigenen Heimatbasis zu erproben. Da in Kiel sowieso eine Erneuerung der Flugverkehrsflächen angedacht war, bot sich Jagel als Gastgeber an.

 

Zu den größten Traditionen des MFG1 gehört die Jahresabschlussmusterung. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste und vieler Ehefrauen von angetretenen Geschwaderangehörigen würdigt der Kommodore, KptzS Gloeckner, in seiner Ansprache in einem Jahresrückblick die Leistung des Verbandes. Obwohl das Jahr mit Übungen und Verlegungen vollgepackt war, konnte das Jahr mit 8151 Flugstunden unfallfrei beendet werden. Nicht unerwähnt blieben von ihm die Leistungen der Kfz-Staffel, die im abgelaufenen Jahr rund eine Million Fahrkilometer leistete. Im Anschluss an die Musterung wurden Geschwaderangehörige für besondere Leistungen ausgezeichnet.

 

Etwas unspektakulärer und leiser gab es dann zum Jahreswechsel noch einen Wechsel bei der Geschwaderzeitschrift "DER NACHBRENNER". Dessen Produzenten, KptLt Miehlke und OBtsm Volkmann gaben die Leitung an ein neues Redationsteam ab. OLtzS Sell und HptBtsm Schmidt übernahmen die Geschwaderzeitung, die eine feste Größe und ein fester Bestandteil des Geschwaders sind. Es war für beide ein Sprung ins kalte Wasser, denn es galt den Guten Ruf zu erhalten und das Niveau zu bewahren. Im Nachhinein gesehen muss man sagen, dass die beiden einen hervorragenden Job gemacht haben.

 

 

 

 

1988 königlicher Besuch
 

 

Königin Sylvia von Schweden

 

Königin SILVIA von Schweden
Foto: Archiv AG51

Gleich zu Jahresbeginn erreichte der Kommodore während eines Einsatzfluges, seine 4000ste Flugstunde. Mit diesem Flug vollbrachte er zugleich seine 170ste Stunde auf dem Tornado. Seine anderen Flugstunden entfallen unter anderem auf: T-6, T-33, Sea Hawk und F-104 Starfighter.

 

Königliche Stippvisite - am 10. Februar landete Königin SILVIA von Schweden auf dem Marinefliegerhorst Schleswig. Der Grund ihres Erscheinens war die Taufe des neuen Fährschiffes „Stena Scandinavica“ in Kiel, zu der sie auf dem Landweg weiterreiste. Königin SILVIA wurde durch den Ministerpräsidenten von Schleswig Holstein, Henning Schwarz begrüßt. Die Soldaten von Cross Servicing hatten reichlich Mühe den Roten Teppich zu bändigen. Ein starker Wind aus Süd-West wollte ihn immer wieder wegpusten. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, die Königin zu ihrem wartenden Fahrzeug zu führen.

 

Dass auch Frauen bei der Bundeswehr kein längeres Tabu-Thema sind, merkte das MFG1 am 20. März, als Stabsärztin Lawetzki als erster weiblicher Offizier des Geschwaders, ihren Dienst als Truppenärztin aufnahm.

 

Vom 22. bis 31. März ging es für einen Staffelaustausch nach Monte Real (Portugal). Kaum wieder zu Hause, ging es nur wenige Tage vom später 4. April bis 18. Mai zum Schießabschnitt ins italienische Deci.

 

Am 25. Mai fielen die Norweger mit sechs F-16 und einer C-130 Hercules, aus Bodø kommend, in Jagel ein. Der Grund dafür war ein Staffelaustausch mit der 334 Skv, der neue Freundschaften und interessante Erfahrungen mit sich brachte. Nach der Welcome Party gingen die Norweger in Flensburg auf Shopping Tour für flüssige Nahrung. Nach Feierabend gab es eine Kutterregatta mit „Entern“ und Übernahme der flüssigen Beute, sowie die „Norwegische Nacht“. Ein gemeinsames Fußballspiel mit neuen Regel schlug schwer auf die Leber der Spieler. Jeder Fouler und jeder Gefoulte wurde mit je 2 Küstennebel geahndet. Neben den abendlichen gemeinsamen Tätigkeiten wurde tagsüber tatsächlich auch gemeinsam geflogen, sogar mit gemischten Besatzungen. Wie berichtet wurde, sind im geübten Luftkampf so um die 9 G’s keine Seltenheit gewesen, zumindest wurde die Nadel in der Anzeige des Öfteren in diesem Bereich gesehen. Ungeübte hätten bei diesen Belastungen längst einen Black Out gehabt. Nach einer Farewell-Party mit Spanferkel und dem testen so mancher Trinkfestigkeit nahm dieser Staffelaustausch ein Ende.

 

Die Sieger des Vorjahres im Vergleichskampf der Diensthunde, mussten sich in diesem Jahr auf dem Gelände des Kropper Schäferhundvereins wieder ihren Gegnern gegenüber treten. Mit fröhlichen Gebell wurde der inzwischen dritte Vergleichskampf eingeläutet bzw. eingebellt. Die Titelverteidiger, Mielenz, Langos und Ivers traten wieder mit ihren Diensthunden Kerry, Rex und Wino an. Es war ein spannender und hervorragender Wettkampf. Der Kommodore, KptzS Gloeckner überreichte den Siegerpokal ein weiteres Mal an die Titelverteidiger des Vorjahres. Die Freude war riesig groß. Ob sie es schaffen den Pokal ein drittes Mal zu verteidigen?

 

 

 

Das 75 jährige Jubiläum der Marineflieger wurde am 11. Juni mit einem Festakt in Kiel-Holtenau mit Ehemaligentreffen und einer Geschwadermusterung auf dem Fliegerhorst Schleswig/Jagel begangen. Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Tag der offenen Tür am 12. Juli auf dem Fliegerhorst des Marinefliegergeschwader 1. Der Kommodore, KptzS Gloeckner, dankte in einer Ansprache den Männern, die in 75 Jahren in sehr unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen der Sache der Marineflieger gedient hätten, für ihre Leistungen, ihr Pflichtbewusstsein und ihre Opferbereitschaft. Er hielt es für seine Pflicht, ihnen ein ehrendes Andenken zu widmen, dankte allen Soldaten und zivilen Mitarbeitern und schloss die Familien ausdrücklich mit ein. Er gedachte außerdem jenen, die im Dienst fürs Vaterland ihr Leben ließen. Der Kommodore würdigte Aufgabe und Rolle der Marineflieger, stellte  deren Arbeit im Umfeld der Einführung neuer Waffensysteme dar, erläuterte die Position der Marineflieger in der Gesellschaft und ihre entscheidende Bedeutung für die Friedenssicherung.

Bei strahlendem Sonnenschein sahen 100.000 Zuschauer ein sechsstündiges Flugprogramm. Gestaltet wurde das Programm von allen Marinefliegergeschwadern, Einheiten von Heeresfliegern, Luftwaffe sowie von Fluggeräten aus 12 befreundeten Nationen. Das Kunstflugteam „Grasshoppers“ aus den Niederlanden ließ mit seinem Hubschrauberkunstflugteam keine Wünsche offen.

 

Von vielen Geschwaderangehörigen fast gar nicht bemerkt, fand vom 21. - 30. Juni „das Ereignis“ oder auch „Bonbon des Jahres 1988“ beim Manöver „NOROPS“ statt. Die 2. fliegende Staffel war zum Staffelaustausch bei der 344. Squadron im norwegischen Bodø zu Gast. Besonderes Highlight war die zu diesem Zeitpunkt an Tag und Nacht scheinende Mittsommernachtsonne. Während des Ausbildungsbetriebs  wurde Techniker und fliegenden Besatzungen oft unter Zeitdruck gezeigt, was sie zu leisten in der Lage waren. Für das Leibliche Wohl wurde auf diversen Partys wie die Sommersonnenwende, die Deutsche Nacht oder der Norwegische Abend gesorgt.

 

Ein kleines Eiland mitten im Atlantik sollte das Ziel eines Cross Country Flug von zwei Maschinen werden. Als Ziel wurde Keflavik in Island ausgewählt. Als Termin wurde der 12. - 14. Juli vereinbart. Nach jeweils ca. 4 Stunden Flugzeit wurde das Ziel auf Hin- und Rückflug teils im Tiefflug erreicht.

 

Am 19. Juli konnten portugiesische A-7 Corsair II der 302 Esquadra aus Monte Real zum 10 tägigem Gegenbesuch im Zuge eines Staffelaustauschs begrüßt werden. Alter norddeutscher Manier zur Folge, wurden die Gäste mit einem „Schlappschwanz“ begrüßt. Für nicht Norddeutsche zur Erklärung: Eine in einem Glas Korn hängende Sardelle, die mitsamt des Korns in einem Rutsch geschluckt werden muss. Bei der abendlichen Welcome-Party wurden sie mit deutschem Bier und Fleisch, welches sie wacker in Angriff nahmen, konfrontiert. Tagsüber wurde dann kräftig über Ost-, und Nordsee geflogen und erfolgreich gegen F-4 Phantom II aus Wittmund Luftkampf trainiert. Die Maschinen der Portugiesen waren technisch und waffenseitig hochgerüstet gewesen und beeindruckten nicht nur durch große Reichweite.

 

Der neue Verteidigungsminister Rupert Scholz besuchte am 19. Juli die Flotte. Unter anderem stattete er dem MFG1 einen Besuch ab. In Begleitung von Vizeadmiral Mann (Inspekteurs der Marine) und Vizeadmiral Rehder (Befehlshabers der Flotte) wurden die fliegenden Waffensysteme der Marineflieger von den Besatzungen vorgestellt.

 

Tag der offenen Tür

 
Tag der offenen Tür
Fotos: Archiv AG51

 

100.000 Besucher kamen zum Tag der offenen Tür
 
Am 19. Juli feierte die Fliegerhorstfeuerwehr ihr 30 jähriges Bestehen. Der Kommodore KptzS Gloeckner, die Leiter der umliegenden Bundeswehrfeuerwehren, der Kreisbrandmeister, die Wehrführer der benachbarten freiwilligen Feuerwehren und diverse andere Gäste feierten dieses Ereignis.

 

In Begleitung von Herr Kamischke (Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg) und Vizeadmiral Rehder (Befehlshaber der Flotte) besuchte am 24. August der Innenminister von Schleswig-Holstein, Prof. Dr. Bull, das MFG1. Er ließ sich vor Ort ausführlich über den Auftrag und Einsatz des Geschwaders unter Berücksichtigung des Fluglärms informieren. Hierbei interessierten besonders die Beschränkungen, die sich der Verband zur weiteren Lärmminderung zusätzlich zu den bestehenden Vorschriften auferlegt hat. Dazu gehören u.a. Ausbildungsflugbetrieb nur von Montagmorgen bis Freitagnachmittag, Nachtflüge nur im Winterhalbjahr bis max. 22:00 Uhr usw...

 

Auch in diesem Jahr nahm die Marsch-Gruppe der Flugabwehrstaffel wieder am Unna-Lauf teil. Zweimal konnte das MFG1-Team schon den Sieg über die Strecke von 100 km nach Jagel holen. Einmal sogar mit dem Aufstellen eines neuen Streckenrekords. Dieses Mal fuhr das Team aber nicht gerade optimistisch nach Unna, da die Vorbereitungsphase nicht optimal verlief. Ständig wurde das Training von Schießabschnitten, Alarmen und anderen Übungen unterbrochen. Trotzdem ging es am 3. September als Titelverteidiger auf die Strecke. Bis Kilometer 85 führte eine Marschgruppe der Polizei. Eine geplante Pause wurde kurzum abgesagt, das Essen wurde im Gehen vom Begleitfahrrad aus zu sich genommen. Das Ziel war noch nie so schnell erreicht. Die „Verrückten“ der Marine hatten schon wieder einen neuen Streckenrekord mit 14:31 Stunden erstellt. Mit dem dritten Sieg in Folge und jeder Menge Stolz im Gepäck ging es wieder zurück nach Hause.

 

Nach Deci ging es dieses Jahr erst im Herbst. Die Mannschaft hatte dieses Mal etwas ganz besonderes im Gepäck. Nachdem in den ersten beiden Wochen ganz normaler Schießbetrieb herrschte, wurden ab dem 1. Oktober die Lfz 43+80 und 43+81 für Einweisung, Ausbildung  sowie Beladeübungen des Lenkflugkörpers „AS.34 Kormoran“ genutzt. Nach Auswertung aller Telemetrie Daten aus den durchgeführten Testflügen war man sich sicher, dass einem scharfen Schuss nichts mehr im Wege stand. Drei Anti-Schiff Lenkflugkörper Kormoran wurden innerhalb einer Woche erfolgreich verschossen.

 

„TEAMWORK“ heißt das diesjährige Manöver, dass einige Geschwaderangehörige ins schottische Lossiemouth verschlug. Sieben Tornados des MFG1 und fünf weitere vom MFG2 verlegten am 2. September bei guter Sicht und mildem Wetter zu ihren Gastgebern auf der Insel. Das MFG2 verlegte bereits wenige Tage Später wieder zurück nach Hause. Ein Erlebnis besonderer Art stellte das von den Gastgebern abgehaltene Mini „TAC EVAL“ dar, an dem auch die Jagelaner teilnehmen „durften“ und voll mit ins Geschehen integriert wurden. Nach fast drei Wochen Aufenthalt in Lossiemouth ging es zurück nach Hause. Leider verlief „TEAMWORK 88“ nicht ohne Flugunfall. Bereits während des Verlegungsfluges nach Lossiemouth war eine Tornado-Besatzung bei einem Flugunfall ums Leben gekommen. Augenzeugen des Unfalls in drei weiteren Tornados berichten der Rettungsmannschaft, dass kein Ausstieg mit dem Schleudersitz stattgefunden habe. Die Maschine sei im Tiefflug über Wasser plötzlich zur Seite weg gekippt. Zunächst war unklar ob technisches oder menschliches Versagen zu dem Unfall führte. Die C-160 Transall mit dem technischen Personal beider MFG‘s hatte gerade in Jagel abgehoben, als der Pilot der Transall über Funk den Notruf der Tornados draußen über der Nordsee hörte. 15 Schiffe wurden zwei Wochen lang zur Bergung der in 30 Meter Tiefe und auf 800 Meter Länge verteilt liegenden Trümmerteile der 43+51 benötigt. DER SPIEGEL berichtete in der Ausgabe 38/1988 sogar davon, dass sich nach dem Unfall Besatzungen geweigert haben sollen, mit dem Tornado zu fliegen.

 

Für das dänische Manöver „TACTICAL FIGHTER MEET“ (TFM`88) verlegten sechs Crews ins dänische Skrydstrup. Das Wetter spielte zwar oft nicht mit aber die Schießeinsätze in Oxbül konnten durchaus als erfolgreich bezeichnet werden. Insgesamt war das Manöver sehr interessant und abwechslungsreich. Es endete am 14. Oktober ohne größere Zwischenfälle.

 

In der zweiten Jahreshälfte wurden die ersten beiden Einheiten des Flugabwehrraketensystems „ROLAND“ an das Geschwader übergeben. Der 1.Fla.Rak.-Zug und der 2.Fla-Rak.-Zug erhielten je eine Einheit. Im Rahmen einer Geschwadermusterung wurden am 2. Dezember unter Beteiligung ziviler und militärischer Gaste, durch Vizeadmiral Rehder (Befehlshabers der Flotte) das System „ROLAND“ offiziell in die Marine eingeführt und der Flugabwehrstaffel übergeben. Bis Mitte des nächsten Jahres sollen alle Einheiten ausgeliefert sein.

 

Das Jahresflugprogram konnte mit beachtlichen 8212 Stunden abgeschlossen werden.

 

Zum Jahreswechsel drehte sich auch noch einmal das Personalkarussell. FKpt Zahnert gibt seinen Posten als Stellvertretender Kommodore mit Beginn des neuen Jahres an FKpt Fetz weiter.

 

 

 

 

 

1989 50.000 Stunden Tornado

 

Gelegenheiten zum Üben für die fliegenden Besatzungen und ´ne Menge Arbeit für alle Techniker gabt es vom 3. bis 30. März an den mit nach Lossiemouth (Schottland) genommenen sechs Tornados. Vom 3. - 7. April ging es dann weiter nach Honington. Und damit einem nicht langweilig wird, stand vom 10. bis 21. April das „TACTICAL FIGHTER MEET“ (TFM´89) in Husum auf dem Dienstplan.

 

Gekrönte und ungekrönte Staatsoberhäupter aus aller Herren Länder, jeder Gast ob mit großem oder kleinem Fluggerät, egal ob das Wetter mitspielte oder nicht… sie alle wurden herzlich Empfangen und stets ohne Zwischenfälle bedient. Am 12. April nahm das Cross Servicing Team das 15.000ste Gastflugzeug in Empfang. Es waren zwei Alpha Jet des JaboG43 aus Oldenburg.

 

Bereits zum zweiten Mal seit 1986 verlegte das MFG2 am 28. März mit 40 Tornados auf den Jagelaner Fliegerhorst. Beim letzten Besuch war das MFG2 noch mit F-104 Starfighter zu Besuch. Wie auch beim letzten Mal waren Bauarbeiten für die Platzschließung des Marinefliegerhorst Eggebek verantwortlich. Für die nächsten vier Monate findet der gemeinsame Flugbetrieb von Jagel aus statt.

 

Eine P-3 Orion brachte am 3. April eine Delegation von 30 Soldaten aus dem sonnigen Rota (Spanien) ins verschneite Jagel. Diese 2 Frauen und 28 Männern der US Navy kamen zum Freundschaftsbesuch und waren für 10 Tage Gäste des Geschwaders. Im Gegenzug verlegten vier Tornados der 1. fliegenden Staffel vom 4. bis 23. Juni nach Spanien.

 

Aus Anlass des 50.000sten Flugstundenjubiläum des Tornados wurde Shelter 18 und dessen Vorfeld am 24. Mai in einen kleinen Festplatz verwandelt. Der Stellvertretende Kommodore FKpt Fetz und sein WSO KptLt Schielke rollten nach dem Flug bis zum Festplatz und meldeten dem Kommodore den erfolgreichen Abschluss von 50.000 Flugstunden auf Tornado im MFG1. Kommodore, KptzS Gloeckner hielt vor Geschwaderangehörigen und Vertretern aus Industrie und Politik eine kurze Ansprache. Die anschließende Feier, gesponsert von Firmen die an der Logistik in Form von Herstellung und Erhaltung beteiligt waren, verlief wie so viele Feiern im MFG1 zuvor… bestens!

 

Ein Kapitel deutscher Marinegeschichte fand am 26. Mai seinen Abschluss. Flottillenadmiral Ziebis (Kommandeur Marinefliegerdivision) stellte auf dem Fliegerhorst Erding das Waffensystem F-104 Starfighter der Marinefliegergeschwader 1 und 2 offiziell außer Dienst. Das MFG1 gab seinen letzten Starfighter bereits 1981 ab. Die Maschinen des MFG2 sind vor knapp 1½ Jahren ebenfalls aus dem Verband ausgephast worden und standen bis jetzt in der Reserve des Luftwaffenversorgungsregiment 1 (LVR1). Insgesamt wurden 304.985 Flugstunden in den beiden Marinefliegergeschwadern auf diesem Flugzeugmuster absolviert. Viele Maschinen sind vom LVR1 in Erding an neue Betreiber wie z.B. Griechenland, Türkei oder Taiwan weiter verkauft worden. Andere wurden Musealen Zwecken zugeführt oder für die Ausbildung in den Verbänden hergerichtet. Einige wenig schafften es sogar als Gate Guard auf den Betonsockel. Der Rest wurde verschrottet.

 

Vertreter der LUFTHANSA aus Frankfurt/Main besuchten am 12. Juni das Geschwader. Ziel dieses Besuches, der durch den Berufsförderungsdienst Schleswig vermittelt wurde, war es, den Soldaten der im hiesigen Raum stationierten Geschwader die Arbeitsmöglichkeiten auf der Wartungsbasis in Frankfurt darzustellen. Die LUFTHANSA erweiterte ihren Flugzeugpark erheblich, so dass es dort gute Arbeitsmöglichkeiten für ausscheidende Soldaten gibt. Neunzehn Soldaten konnten bereits am Nachmittag nach einem persönlichen Vorstellungsgespräch mit der Gewissheit in ihre Teileinheiten zurückkehren, dass sie die erste Einstellungshürde bei einem zivilen Arbeitgeber geschafft hatten. Alle neunzehn Bewerber erhielten später nach weiteren Tests und einer ärztlichen Untersuchung eine Anstellung bei LUFTHANSA.

 

 

 

 

 

Stabsarzt Claudia Lawetzki, erste Frau in einem Tornado-Cockpit der Bundeswehr  
Stabsärztin Lawetzki und KptLt Knipping
Foto: "Der Nachbrenner"
 
 
Info-Heft zum Staffelaustausch ´89
 3°Stormo/28°Gruppo Villafranca
Foto: M.Kirschstein (Webmaster)

 
Für den 3. Juli war in Jagel „Großer Bahnhof“ angekündigt. Der neue Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg machte seinen Amtsantrittsbesuch bei Dienststellen der Marine. Es ist nicht der erste Besuch Stoltenbergs in Jagel, denn der gebürtige Schleswig-Holsteiner war schon am 21. Juni 1980 als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zu Besuch hier. Nach Beendigung seiner Besuche beim Flottenkommando in Glücksburg sowie dem Stützpunkt Olpenitz landete der Hubschrauber mit dem Minister, dem Inspekteur der Marine sowie weiterer Begleiter, um in die zum Abflug nach Bonn bereit stehende VFW614 des BMVg umzusteigen. Auf dem Weg zwischen Hubschrauber und Flugzeug konnte er dazu überredet werden, seinen geplanten Abflug um ein paar Minuten zu verschieben. Dadurch hatte er Gelegenheit, um HptBtsm Golombek (Leiter Ausbildung, WaWa-Stff) persönlich zu seinem 25. Dienstjubiläum gratulieren zu können. Für HptBtsm Golombek eine riesige Überraschung, denn er ahnte nicht, warum er in Windeseile auf der VIP-Platte erscheinen sollte. Nicht jeder Soldat hat die Gelegenheit, dass ihm von seinem Ranghöchsten Vorgesetzten zum Dienstjubiläum gratuliert wird.

 

Im Juni besuchten VAdm Kosaoni (Nigerianische Marine) und dessen Frau das MFG1 und informierten sich über das Geschwader.

 

Für das Manöver „MALLET BLOW 89/II“ verlegten vom 31. Juli bis 4. August Geschwadereigene Maschinen mitsamt Besatzung und 45 Technikern ins englische Marham zur 617. Squadron.

Von Mitte bis Ende August war die 3°Stormo/132°Gruppo aus dem italienischen Villafranca mit vier F-104G Starfightern zum Staffelaustausch zu Gast in Jagel. Der Gegenbesuch mit MFG1-Tornados erfolgte im September.

 

Vom 21. bis 31. August machten sich vier Tornados und eine Breguet Atlantic auf den langen Weg an die Westküste der USA. Der Flug führte Mensch und Material nach Mather/Kalifornien wo zukünftig die Waffensystem Offiziere ausgebildet werden. Zweiter Anlaufpunkt war Sheppard/Texas wo zukünftig die Piloten ausgebildet werden sollen.

 

Erstmals fanden sich in diesem Jahr genügend Freiwillige für den Unna-Lauf. Der Lauf fand am 2./3. September statt und beinhaltet nix weiter als die 100km (einhundert !!!) lange Strecke in der vorgeschriebenen Zeit von max. 20 Stunden zu Fuß zu bewältigen. In den letzten drei Jahren konnte das MFG1-Team jeweils den Sieg mit nach Hause nehmen. Zweimal brachen sie dabei den Streckenrekord. Bemerkenswert war die Leistung des Begleiters OMt Rister. Nachdem sein Fahrrad mit der Verpflegung der Läufer eine Panne hatte, marschierte er selbst (untrainiert!!!) über 60 km mit, schob dabei sein Fahrrad und hatte immer die Kraft, die Läufer während der letzten Kilometer ständig zu motivieren. Der Fahrradbegleiter hatte nicht nur die Verpflegung an Bord, sondern kontrollierte in den letzten Jahren immer die Abstände zu den nächsten Teams und war daher wichtig für die Team-Strategie. Vielleicht lag es am defekten Rad, dass nur der 4. Platz in der Mannschaftswertung und der 39. Platz in der Einzelwertung erreicht wurden.

 

Beim „TACTICAL FIGHTER WEAPONRY“ im dänischen Karup pflegten die Kommandoteilnehmer eher den Kontakt zu den Gastgebern, als das es mit den Flugzeugen in die Luft ging. Das Wetter machte in diesem Jahr, es war Mitte September, einfach nicht mit.

 

Wikinger am Gardasee - Die Übung „SQUADRON EXCHANGE 89-VILLAFRANCA“ vom 11. - 20. September war ein Staffelaustausch besonderer Art auf den Flugplatz Villafranca (Italien). Schon am ersten Tag wurden die Techniker zur Störbehebung eines englischen Tornados gerufen. Der Fehler war schnell gefunden. Da die Unterkunft und das Essen erstklassig waren, stimmten von Anfang an zwei Faktoren, die zum Wohlbefinden aller Kommandoteilnehmer beitrugen. Höhepunkte des Kommandos waren neben der „German Night“, die Gardasee-Besichtigungstour, die „Rallye to Ghedi“, der Besuch von Lagunenstadt Venedig, der Insel Capri und des Vesuv. Ein besonderes Highlight war die Gelegenheit ein Konzert von „Simple Minds“ in der Arena von Verona zu besuchen.

 

Die Horstgruppe bekam am 28. September wieder einen neuen Chef. FKpt Hohnholz gab seinen Posten als Kommandeur an seinen Nachfolger FKpt Miehe weiter.

 

Vom 25. September bis 31. Oktober ging es wieder nach Italien. Diesmal aber zum Schießen nach Sardinien auf den Fliegerhorst Decimomannu.

 

Ende September machte sich OltzS Sieber als einer von 200 qualifizierten Europäern auf den Weg nach Big Island/Hawaii zum IRON MAN, dem härtesten Triathlon der Welt. Er erreichte eine gute Mittelfeldplatzierung.

 

Der neue CDU-Generalsekretär und Abrüstungsexperte seiner Partei, Volker Rühe, besuchte am 10. Oktober das MFG1. Begleitet wurde er vom Bundestagsabgeordneten Wolfgang Börnsen. Kommodore, KptzS Gloeckner empfing die beiden und stellte das Geschwader vor. In der Halle West wurde den Gästen die Beladung eines Tornados demonstriert.

 

Trauer herrschte am 21. Oktober im gesamten Geschwader, nachdem der Tod des ehemaligen Kommodore KptzS d.R. Werner Klümper bekannt wurde. Er war vom 1. Mai 1959 bis 1. Oktober 1963 zuerst Gruppenkommandeur des 1.MFG, anschließend der erste Kommodore des MFG1. Eine Ehrenformation des Geschwaders gab ihm auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte in Lübeck-Travemünde das letzte Geleit.

 

Unter der Bezeichnung „ARIADNE“ führten im Oktober die Teilstreitkräfte der Bundeswehr ein gemeinsames LFK-Schießen mit dem Waffensystem Roland auf Kreta durch. Bevor es zum ersten scharfen Schuss kam, war nochmals hartes Training angesagt. Alles klappt wie am Schnürchen, bis die liebe Technik den Geist aufgab. Ein Radarsystem war ausgefallen und um den Aufenthalt der Marine-Crew auf Kreta nicht zu gefährden, musste das System wieder zu Laufen gebracht werden. Aller Schweiß und die harte Mühe wurden belohnt. Von allen beteiligten Raland-Verbänden wurden insgesamt 10 scharfe Schuss abgefeuert. Auch die Marine-Crew war dabei und traf erfolgreich das Ziel. Neben dem militärischen Zweck dieser Übung vermerkte die Führung, sicherlich auch Aufgrund des Ausfalls der Technik, einen personell starken Zusammenhalt, der sich auch im außerdienstlichen Bereich nach Feierabend positiv bemerkbar machte.

 

Schleswiger Bürger lassen ihre krebskranken Soldaten nicht alleine. Bei einem Benefizkonzert am 28. Oktober zugunsten der Soldatentumorhilfe, dass vom "DER NACHBRENNER", der Geschwaderzeitung des MFG1 und dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Kropp veranstaltet wurde, zeigten viele Schleswiger Bürger, dass sie ein Herz für ihre Soldaten haben. Während dieser Veranstaltung konnte ein Reinerlös von ca. 1000 DM (ca.510 €) erzielt werden. Unterstützende Unteroffiziere der Flugbetriebsstaffel spendeten spontan weitere 250 DM (ca. 130 €).

 

Die sich verändernde Politische Lage im Sommer ´89, die Öffnung des Ostblocks und der Fall der Mauer bedeuten spätestens seit dem 9. November für das MFG1 die Veränderung seines Auftrages für den Einsatz der Marineflieger und dessen Angehörigen.

 

Am 10. November besuchte das Canadian Forces Command and Staff College (CFCSC) den Jagelaner Fliegerhorst.

 

In der Zeit vom 13. - 24. November führte das MFG1 das erste Schüler-Betriebspraktikum des Geschwaders durch. Die Schüler zeigten eine allgemeine Zufriedenheit und würden diese Art von Praktikum weiter empfehlen.

 

Leider verlor das Geschwader am 16. November einen weiteren Tornado (43+56). Grund des Absturzes war ein techn. Defekt in der Frontscheibenheizung, welcher ein platzen der Scheibe zur Folge hatte. Die Besatzung konnte sich bei einer Geschwindigkeit von ca. 480kts und einer Flughöhe von nur 200ft mit dem Schleudersitz retten. Das Bergeteam brauchte drei Wochen um das Wrack zu orten und erste Teile zu bergen. Die Taucher hatten dabei mit Sichtweiten von kaum mehr als 2 Meter und einer Strömung von bis zu 4 Knoten zu kämpfen.

 

Ein bis dahin einmaliges Ereignis trug sich am 20. Dezember auf dem Flugplatz zu. Zum ersten Mal saß eine Frau für einen Mitflug im hinteren Cockpit eines Tornados. Um als Vertretung des Fliegerarztes die Belange der Flugzeugbesatzungen vertreten zu können, setzte sie sich den Belastungen im Cockpit aus. Als sehr unangenehm empfand sie die Beschleunigungen während der Kurvenflüge sowie die plötzlichen Steig-, und Sinkflüge. Der eineinhalbstündige Flug führte KptLt Knipping und SA Lawetzki von Jagel in Richtung Dänemark, durch das Kattegat nach Skagen und wieder zurück. Stabsärztin Lawetzki war im März 1989 die erste Offizierin des MFG1 und wurde nach der Landung von Kommodore, KptzS Gloeckner begrüßt. Um in einem Tornado mitfliegen zu können, musste sie einige Lehrgänge absolvieren. Neben einem einwöchigen Überlebenstraining, einem mehrtägigem flugpsychologischem Lehrgang und einer Fliegerärztlichen Freigabe, absolvierte sie auch 7 Simulatorstunden.

 

Das Jahresflugstundenprogramm wurde mit 8286 Stunden abgeschlossen.

 

 

1950-1959   |   1960-1969   |   1970-1979   |   1980-1989   |   1990-1994

 

 

[Quellen- und Literaturnachweis]